Verbot von häuslicher Gewalt gefordert
Gewalt ist keine Lösung. Trotzdem erleben viele Kinder und Jugendliche hinter verschlossenen Türen häusliche Gewalt.

In unseren Nachbarländern existiert es bereits, in der Schweiz noch nicht: Ein Gesetz, das Gewalt in der Erziehung verbietet. Genauer gesagt, gibt es hierzulande kein Verbot von sogenannten Körperstrafen, solange die Spuren davon nicht sichtbar werden. Der Kinderschutz fordert nun Massnahmen vom Bund.
Häusliche Gewalt weit verbreitet
Laut einer Studie der Universität Freiburg erlebt fast jedes zweite Kind zu Hause körperliche oder psychische Gewalt. Nicht nur der Schweizer Kinderschutz, sondern auch die Freiburger Nationalrätin Christine Buillard-Marbach ist über diese Zahlen empört. "Dass es im 2022 immer noch solche Zahlen gibt, darf nicht sein. Es muss ein neuer Artikel im Gesetz verankert werden, damit dies nicht mehr möglich ist", sagt Buillard-Marbach. "Es gibt ja nicht nur die körperliche Gewalt, sondern auch die psychische Gewalt. Letztere ist schwieriger festzustellen, denn man sieht und spürt sie nicht." Das könne schwere Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben, beteuert sie.
Damit sich also etwas ändere, müsse ein Verbot von Gewalt an Kindern und Jugendlichen gesetzlich verankert werden. Momentan setzt der Bund auf Präventionsmassnahmen. Laut Buillard-Marbach ist Prävention gut, aber ein konkreter Gesetzesartikel wäre besser. "Denn, wenn etwas verboten ist, überlegt man sich gut, ob man es wirklich tun will", sagt Buillard-Marbach.
Unterstützungsmassnahmen
Das Freiburger Jugendamt kümmert sich oft um derlei Fälle. Meistens seien es Aussenstehende, die jegliche Form von häuslicher Gewalt melden, erklärt Raphaël Andrey vom Jugendamt Freiburg. Manchmal käme es aber auch dazu, dass die betroffenen Kinder oder Jugendliche selber anrufen. "Wenn es die Betroffenen selber melden, geht es darum, dass man Unterstützungsmassnahmen anbieten kann", erklärt Andrey. Bei den meisten Fällen werden den Familien sozialpädagogische Fachpersonen zugewiesen. Innerhalb des Familiensystems werden anschliessend Lösungsansätze gesucht. Das Ziel ist gemäss Andrey, wie man in gewissen Situationen anders reagieren könnte, ohne häusliche Gewalt anzuwenden. Ein Gesetz gegen häusliche Gewalt würde Klarheit schaffen, meint er und sagt: "Ich finde es wichtig, dass dort eine Veränderung geschieht."