Hoffnung für die Grauammer im Grossen Moos

Der Singvogel ist vom Aussterben bedroht. Ein Hoffnungsschimmer gibt es für die Grauammer aber im Freiburger Seeland.

Für den bedrohten Singvogel gibt es Hoffnung: Die Population im Grossen Moos nimmt wieder zu. © BirdLife Schweiz / Lucas Lombardo

Die Grauammer ist eine Vogelart, die seit letztem Jahr auf der Roten Liste der aussterbenden Arten in der Schweiz steht. Nun sieht BirdLife Schweiz einen Hoffnungsschimmer: Die Art scheint sich langsam wieder zu vermehren - auch in der Region Freiburg.

Vom Aussterben bedroht

Der Singvogel ist seit den 1970er-Jahren aus vielen Schweizer Gebieten komplett verschwunden. Ende der 1990er-Jahre zählte man im gesamten Mittelland noch 400 bis 600 Brutpaare. Heute steht die Grauammer mit noch etwa 50 Brutpaaren am Rande des Aussterbens, erklärt Lucas Lombardo, Projektleiter für Artenförderung bei BirdLife Schweiz: 

Heute findet man die Grauammer fast nirgends mehr. Es gibt noch zwei Hauptpopulationen in Genf und im Grossen Moos.

Rund 40 Prozent der gesamten Schweizer Population befindet sich im Grossen Moos im Freiburger und Berner Seeland. Würde der Bestand im Grossen Moos aussterben, stünde es für die Art in der gesamten Schweiz schlecht, so Lombardo.

Bedroht durch die Landwirtschaft

Hauptgrund für das Verschwinden der Grauammer ist vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft. Während der 15. Juni im Kanton Freiburg als Stichtag für das Mähen der Wiesen gilt, ist dies genau der Zeitpunkt, zu dem die Grauammer ihren Nachwuchs ausbrütet. Und als Bodenbrüterin fällt sie immer häufiger den Mähmaschinen zum Opfer, sagt Lombardo.

Die Vögel unterscheiden eben nicht zwischen geschützten Flächen und von der Landwirtschaft bestellten Felder.

Dadurch, dass die Wiesen immer früher gemäht wurden und heute immer häufiger gemäht werden, ist der Bestand dieser Vogelart in den letzten 30 Jahren stark eingebrochen.

Programm zur Artenförderung

Die Organisation BirdLife Schweiz will verhindern, dass die Nester samt Eiern oder gar Küken vermäht oder von Maschinen überfahren werden. Mit ihrem Programm zur Artenförderung steht auch Lucas Lombardo im Grossen Moos fast täglich im Einsatz. "Wir versuchen, die Vögel samt Nestern zu finden und in Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten zu schützen."

Wird ein Nest gefunden, so suchen die Mitglieder von BirdLife Schweiz das Gespräch mit den Bewirtschaftenden, um die entsprechende Fläche beim Mähen auszusparen oder später zu mähen. Unterzeichnen die Landwirtinnen und Landwirte einen Vertrag, so werden die dadurch entstehenden Einbussen vom jeweiligen Kanton vergütet, erklärt Lucas Lombardo.

Seit 2015 läuft ein Projekt zugunsten der Grauammer im Grossen Moos, das auch anderen Arten des Kulturlandes zugutekommt.

Das Grosse Moos bringt Hoffnung

Nach einem schlechten Jahr 2021 ohne Bruterfolg rechnete BirdLife Schweiz für 2022 und 2023 mit einem weiteren Populationsrückgang. Entgegen den Erwartungen gab es im letzten Jahr aber Hoffnung: Dank der Bemühungen der Organisation, aber auch infolge eines schweizweiten Einflugs von Grauammern hat die Population im Grossen Moos wieder zugenommen. Laut der BirdLife Schweiz besiedelten 2022 rund 40 Singvögel das Grosse Moos. Aus den 21 Brutpaaren gab es allein im letzten Jahr bereits elfmal Nachwuchs. 

Diese Zahlen genügten zwar noch längst nicht, um die Grauammer vor dem Aussterben zu bewahren, zeigten aber auf, dass die Massnahmen funktionieren, erklärt Lombardo.

In den nächsten zwei Roten Listen wird die Grauammer noch aufgeführt sein. Irgendwann hoffentlich nicht mehr als 'vom Aussterben bedroht'.

Damit die Grauammer nicht mehr auf der Roten Liste aufgeführt werde, müsste es schweizweit mehr als 1000 Brutpaare geben. Und von dem sei man aktuell noch weit entfernt.

RadioFr. - Vanja Di Nicola
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