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In Gesellschaft ok – Freiburgs Sicht auf den Alkoholkonsum

Nach neun Jahren an der Spitze von Le Tremplin geht Cédric Fazan zu Le Relais in Morges, wo er damals seine Laufbahn begonnen hat.

Cédric Fazan verlässt die Stiftung Le Tremplin und wird neuer Direktor bei Le Relais in Morges. © RadioFr.

Cédric Fazan verlässt Le Tremplin und Freiburg, um die Leitung der Stiftung Le Relais in Morges zu übernehmen. Er geht dahin zurück, wo er damals seine Laufbahn angefangen hat. Der 51-Jährige wird in einigen Tagen die Leitung der Stiftung Le Relais in Morges übernehmen.

Nach seinem Theologiestudium in Lausanne hatte der derzeitige Leiter von Le Tremplin bei Le Relais ein Praktikum absolviert. Die Soziale Institution ist seit 40 Jahren im Suchtbereich tätig. Doch warum verlässt Fazan die Organisation, obwohl er versichert hatte, dass er die Nähe zu den Freiburger Behörden schätzt?

 "Ich stelle mir alle vier Jahre die Frage,  ob ich dem Ort, an dem ich bin, einen Mehrwert bringe“, so Fazan. „Nach neun Jahren habe ich mir gesagt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um neue Herausforderungen anzunehmen. Im Tremplin haben wir einige Projekte lanciert und ich musste mich entscheiden, ob ichdiese begleite oder nicht. Ich habe mich entschieden zu gehen.“

Ein Umzug Mitte 2023

Mit dem Weggang von Cédric Fazan kommt auch ein Standortwechsel. Das Tremplin zieht  ans andere Ende der Stadt Freiburg. Die Stiftung, die aktuell einige Schritte von der Universität Miséricorde angesiedelt ist, muss nächstes Jahr umziehen, damit sich die Rechtsfakultät der Uni vergrössern kann.

Der neue Standort des Tremplin befindet sich in der Nähe der Hochschule für Sozialarbeit an der Route des Arsenaux. Eine provisorische Einrichtung für etwa vier Jahre. Für Cédric Fazan ist dies nicht die optimalste Lösung. Er versichert aber, dass der Umzug nichts mit seinem Weggang zu tun hat. Fazans Nachfolge wird sein ehemaliger Stellvertreter Nicolas Cloux anreten.

Brauen, um zu integrieren

Nach neun Jahren in Freiburg ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Cédric Fazan ist besonders stolz auf "La Trampoline", ein Bier, das von Menschen mit sozialen Problemen und Suchtproblemen gebraut wird. Dieses fand sogar im Ausland Anklang.

"Die Produktion gibt den Arbeitern ein Stück Würde zurück. Mit dieser Arbeit können sie eine positive Seite von sich präsentieren und zeigen, dass sie Menschen sind, wie alle anderen auch.“

Alkoholiker ein Bier brauen zu lassen, war ein gewagtes Unterfangen. Doch der Sozialarbeiter hatte nie Angst vor dummen Sprüchen. „Es ist an der Zeit umzudenken. Dass Personen Alkohol produzieren, die selber ein Problem mit dem Konsum haben, ermöglicht einen bewussteren Umgang. Zudem ist es kein starkes Bier. Die Produktion hat das Gewaltniveau gesenkt und uns ermöglicht, besser mit suchtkranken Menschen zu arbeiten."

Freiburg und seine Moral

„Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich in Freiburg bei der Bestrafung von Personen, die Drogen konsumieren, nicht viel geändert. Was sich hingegen geändert hat, ist, dass es für die Regulierung vermehrt Pilotversuche gibt. Zum Beispiel im Bereich Cannabis. Es gibt auch ein Bewusstsein für die Verhaltensproblematik im Zusammenhang mit Sucht. Man spricht viel von Gamesüchtigen, von Sexsüchtigen oder von Workaholics. In Wirklichkeit fragen wir uns gerade, wie unser Verhältnis zur Norm aussieht", sagt Fazan. 

In dem konservativen Kanton Freiburg habe sich die Wahrnehmung von Drogenkonsum nicht gross verändert, bedauert Cédric Fazan. Es gibt einerseits eine sehr moralische Seite: „Wenn ein Jugendlicher in einer Gruppe Alkohol trinkt, wird das als normal angesehen. Hingegen jemand, der alleine am Bahnhof eine Dose trinkt, wird verachtend angeschaut.“

RadioFr. - Vincent Dousse
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