Freiburger Sporttalente am Anschlag

Junge Sportlerinnen und Sportler in Freiburg erleben einen stressigen Alltag - das Amt für Sport sieht keinen Handlungsbedarf.

Für Studierende gilt: Die Kunst, Sport und Ausbildung unter einen Hut zu bringen. © Keystone

Im Kanton Freiburg haben junge Sporttalente die Möglichkeit, ihre Ausbildung und den Spitzensport zu kombinieren. Sie haben den sogenannten SAF-Status, was bedeutet, dass sie ihren Stundenplan je nach Bedarf anpassen können und bestimmte Lektionen auslassen dürfen. Rund 400 Freiburger Schülerinnen und Schüler haben diesen SAF-Status.

Der Alltag kann trotz des Status immer noch stressig sein, da das Jonglieren zwischen Spitzensport und Bildung nicht einfach ist. Die schulische Ausbildung auf den Sekundarstufen 1 und 2 und Spitzensport unter einen Hut zu bringen, ist für die Betroffenen eine Herkulesaufgabe - auch für die Angehörigen. "Nach einem Trainingslager zurück in den Unterricht zu kommen und den Stoff nachzuholen, ist nicht immer einfach", sagt die Mittelschülerin und Eiskunstläuferin Elina Plüss.

Dem Schulstoff nachzurennen ist mühsam.

Elina Plüss

Auch für den jungen Badmintonspieler Loris Dietrich ist nicht einfach, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen:

Klar habe ich den SAF-Stauts, aber es ist ehrlich gesagt nicht einfach.

Loris Dietrich

Einige Schweizer Schulen und Gymnasien haben sich auf die Betreuung von Spitzensportlern spezialisiert und bieten spezielle Programme an. Diese Schulen arbeiten eng mit den Sportverbänden und Trainern zusammen, um sicherzustellen, dass die jungen Athleten die bestmögliche Unterstützung erhalten. Zum Beispiel das Feusi Bildungszentrum in Bern mit dem Sportgymnasium Neufeld. Wenn ein Talent ausserhalb des Kantons eine Sport-Mittelschule besucht, wird diese von Freiburg nicht generell finanziert.

Der Balanceakt zwischen Bildung und Spitzensport

Obwohl Freiburg bereits bemerkenswerte Talente hervorgebracht hat, fehlt im Kanton ein Sportgymnasium. Dies führt dazu, dass sich einige Sporttalente entschieden haben, ihre Ausbildung an anderen Orten fortzusetzen, wie die 17-jährige Fechterin aus Murten Louna Maiga. Sie hat das Kollegium Gambach in Freiburg in Richtung Bern verlassen.

Im Neufeld habe ich die 50-50 Lösung, halb Sport und halb Ausbildung.

Louna Maiga

Es fehle an spezialisierten Schulen für Sporttalente im Kanton Freiburg und sie sei nicht die einzige betroffene Freiburgerin, so Louna Maiga.

Die Freiburger Mitte-Grossrätin Carole Baschung hat zusammen mit Parteikollege und Grossrat Laurent Baeriswyl auf politischer Ebene eine Anfrage eingereicht, um im Kanton eine Verbesserung der Ausbildung und des Spitzensports zu erarbeiten. Eine erste Etappe haben die beiden erreicht. Die Sportdirektion hat einen Runden Tisch organisiert, mit Vertreterinnen und Vertreter von Sportvereinen, Verbände und Ausbildungszentren.

Eine Sporttalent-Klasse wäre ideal für alle Beteiligten. 

Carole Baschung

Status quo beim Freiburger Amt für Sport 

Erwartet wird, dass konkrete Massnahmen ergriffen werden, um die Ausbildung und den Spitzensport besser zu koordinieren. Die Ergebnisse werden jedoch erst im Frühjahr 2024 erwartet, so Carole Baschung. Es bleibt abzuwarten, ob im Kanton Freiburg in Zukunft spezielle Sportklassen eingerichtet werden. 

Seitens Freiburger Amt für Sport sei die Situation für die Freiburger Sporttalente zufriedenstellend. "Eine Sportklasse oder eine Sportschule wie in Bern ist kein Thema. Wir gehen mit dem SAF-Status ausreichend auf die Bedürfnisse der Betroffen ein", so Amtsvorsteher Benoît Gisler. Ausserkantonal kommt der Kanton finanziell nur für Talente, mit einer "Olympischen Talentcard" oder eine "Nationale Talentcard", also wenn die Sportlerin oder der Sportler einem nationalen Kader angehört. 

Glaube nicht, dass hier eine Sportschule fehlt, das Potenzial fehlt. Dazu kommt die Zweisprachigkeit, das macht es kompliziert.

Benoît Gisler

Solange der Kanton Freiburg für seine Sporttalente keine andere Möglichkeit bieten kann als der SAF-Status, werden weiterhin junge Sportlerinnen und Sportler - aus Deutschfreiburg - ihre Ausbildung zusammen mit dem Spitzensport in Bern absolvieren. In der Westschweiz haben alle Kantone ausser Freiburg eine Sportschule. Weiter haben gesamtschweizerisch gesehen nur fünf Kantone keine Sportschule. Das sind neben Freiburg noch Uri, Nidwalden, Schaffhausen und Appenzell Innerroden - auf die Einwohnerzahl gemessen vier kleinere Kantone.  Zusammen haben sie nur etwas mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Freiburg. 

RadioFr. - Martin Zbinden
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