"Tablets gehören zum Schulmaterial"
Sollen Freiburger Schülerinnen und Schüler eigene Computer für den Unterricht bekommen? Lehrkräfte, Eltern und Umweltverbände sind skeptisch.
Über 2200 Unterschriften sind bei einer Petition gegen die neue kantonale digitale Bildungsstrategie zusammen gekommen. Lanciert wurde die Petition vom VPOD, der Gewerkschaft des Staatspersonals. Sie übt auf vielen Ebenen Kritik. Gewerkschafts-Sekretär Lionel Roche sagt: "Die Strategie redet sehr wenig über das pädagogische Projekt, worauf sie basiert - und über die Mittel, um die Lehrerinnen und Lehrer für den Unterricht mit digitalen Medien weiterzubilden."
Dem widerspricht Andreas Maag, Vorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht. "Der grössere Teil der 75 Millionen Budget ist für die Weiterbildung gedacht. Denn die kostet natürlich über einen längeren Zeitraum viel Geld".
75 Millionen Franken - so viel Geld ist im Entwurf der digitalen Bildungsstrategie für deren Umsetzung vorgesehen. Damit sollen Tablets oder Computer für alle Kinder und Jugendlichen an den obligatorischen Schulen im Kanton gekauft werden. Nebst Lehrer-Weiterbildungen für den Umgang damit soll das Geld auch für die Instandhaltung der Geräte eingesetzt werden.
Politischer Prozess noch im Gange
Ob der Kanton tatsächlich am Ende 75 Millionen Franken in die digitale Bildungsstrategie investiert, steht noch lange nicht fest. Als Nächstes übergibt die kantonale Bildungsdirektion BKAD ihren neusten Entwurf an den Staatsrat. Darin könnten die veranschlagten Kosten bereits ganz anders aussehen, erläutert die BKAD auf Anfrage. Danach debattiert der Grosse Rat über das Geschäft. Falls er der Strategie zustimmt, kommt sie wahrscheinlich vors Volk - sind Investitionen über 40,7 Millionen Franken vorgesehen, gibt es ein obligatorisches Referendum.
Einheitliche Regeln im ganzen Kanton
Ziel der neuen digitalen Bildungsstrategie ist es, für alle Schülerinnen und Schüler im Kanton die gleichen Voraussetzungen zu schaffen. Sechs von acht Deutschfreiburger OS-Schulen stellen bereits jetzt allen Schülerinnen und Schülern eigene Computer zur Verfügung. Da habe man den Lehrplan 21 genutzt, um vorwärts zu machen mit der Digitalisierung, sagt Andreas Maag.
Wir sind der Meinung, dass Tablets heutzutags zum Schulmaterial gehören und das eine kantonale Aufgabe ist.
Die Ausrüstung von Schulen mit Geräten ist heute noch Sache der Gemeinden. Gerade im französischsprachigen Kantonsteil sind die Fortschritte je nach Schule sehr unterschiedlich. Das soll sich ändern, entschieden Grossrat Daniel Bürdel (Mitte) und Alt Grossrat Urs Perler (Mitte Links) im Jahr 2020. Sie reichten damals eine Motion im Grossen Rat ein, die den Stein für die digitale Bildungsstrategie ins Rollen brachte.
Bürdel erklärt: "Es ist klar das Ziel, dass man etwas Harmonisierung hinbekommt, sodass die Chancengleichheit bei den Schülern irgendwo besteht". Schliesslich müssten sie alle früher oder später mit digitalen Tools umgehen können - spätestens beim Eintritt in die Berufswelt.
Zustimmung für eigenes Gerät
Eine Frapp-Umfrage mit 120 Teilnehmenden zeigte, dass zwei Drittel der Personen dafür sind, dass jedes Schulkind ein eigenes Gerät bekommen soll.