Bester Abschluss im Medizin-Master: Was bringt uns das?

Seit 2019 gibt es den Master in Medizin an der Universität Freiburg. Die ersten zwei Jahrgänge haben hervorragen abgeschlossen. Wie hilft uns das punkto Ärztemangel?

Karin Rudaz-Schwaller ist Vizepräsidentin der Ärztegesellschaft Freiburg MFÄF und hat eine Praxis in Schmitten. © Envato Elements / RadioFr.

In der Schweiz absolvieren jährlich um die 1200 Studentinnen und Studenten den Master in Humanmedizin. 40 davon an der Universität Freiburg. Den Masterstudiengang in Medizin gibt es an der Uni Freiburg erst seit 2019.

Im Sommer hat der zweite Jahrgang an der Uni Freiburg den Master abgeschlossen. Die hiesigen Master-Studierenden sind indes sehr erfolgreich. Im schweizweiten Vergleich erreichen sie den ersten Platz in der praktischen Prüfung und den zweiten Platz in der theoretischen Prüfung.

Was bedeutet das für den Kanton Freiburg? Können solch gute Abschlüsse dem Ärztinnen- insbesondere dem Hausärztemangel entgegenwirken? 

Mehr Schönheitschirurgen als Hausärzte

Die Frage ist vielmehr auch, ob die Medizin-Absolventinnen und -Absolventen nach dem Master im Kanton Freiburg bleiben oder nicht. Denn nach dem Master folgt die fünf- bis sechsjährige Facharztausbildung, die man auch in einem anderen Kanton absolvieren kann, oder sogar im Ausland.

Da es sich um einen jungen Masterstudiengang handelt, gibt es dazu noch keine Daten, wo die Absolventen danach hingehen. Wichtig ist es vielmehr zu wissen, ob diese nach der Facharztausbildung auf Freiburg zurückkehren oder sich in einem anderen Kanton niederlassen.

Doch angenommen, alle diese Master-Absolventen kehren in den Kanton zurück: Den Hausärztemangel können sie nicht decken. Das sagt Karin Rudaz-Schwaller, Vizepräsidentin der Ärztegesellschaft Freiburg MFÄF:

Um den Hausärztemangel zu entschärfen, müssten von diesen 40 Studierenden im Masterstudium in Medizin die Hälfte schlussendlich den Facharzt in Allgemeine Innere Medizin machen und sich als Hausarzt niederlassen.

Im Moment seien es aber viel weniger, die schlussendlich Hausärzte werden. Andere Facharzt-Spezialisierungen sind laut den Beobachtungen Rudaz-Schwaller nämlich für viele weitaus interessanter, als die Hausarztmedizin.

Demnach sagen 50 Prozent der Bachelor-Studierenden im ersten Jahr, dass sie sich für andere Bereiche interessieren. Hoch oben auf der Liste stehen dabei Facharztausbildungen in den Bereichen wie Chirurgie, Notfallmedizin, Gynäkologie oder Schönheitschirurgie. 25 Prozent wissen noch nicht, in welche Richtung sie möchten und 25 Prozent können sich vorstellen, in die Hausarztmedizin zu gehen.

Anreize schaffen

Es ist also klar, dass mit dieser geringen Anzahl an interessierten Studierenden künftig der Hausarztbedarf im Kanton Freiburg nicht gedeckt werden kann. Dass es zu wenig Hausärztinnen und Hausärzte im Kanton gibt, ist nichts Neues.

Die guten Abschlüsse im Master in Medizin der Uni Freiburg könnte aber so einen Anreiz schaffen, um in Freiburg Medizin zu studieren. "Das wird nicht nur im Kanton Freiburg, sondern sicher auch gesamtschweizerisch Werbung für das Mastermedizinstudium hier in Freiburg machen", so Karin Rudaz-Schwaller. Das grosse Ziel sei es so auch, Freiburgerinnen und Freiburger dazu zu bewegen, das Studium in Freiburg zu machen.

Das Medizinstudium an der Uni Freiburg sei sowieso sehr attraktiv, so Rudaz-Schwaller. Gerade die Hausarztmedizin ist schon ab dem allerersten Studienjahr präsent.

Das ist etwas, was sich klar von allen anderen Unis in der Schweiz unterscheidet.

Bereits im ersten Jahr gibt es einen Praktikums-Tag in der Hausarztmedizin, im dritten Jahr sind die angehenden Mediziner vier Tage in einer Hausarztpraxis. Dadurch haben die Studierenden bereits einen ersten Einblick in die Hausarztmedizin erhalten. Im Masterstudiengang gibt es die Möglichkeit, über ein ganzes Jahr alle drei Wochen immer wieder in die gleiche Hausarztpraxis ein Praktikum zu machen. So wird bereits eine kleine Beziehung zur Region, zu den Mitarbeitenden und zu den Patientinnen und Patienten geschaffen.

RadioFr. - Tracy Maeder
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