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Munitionsrückstände bei Forel werden erneut analysiert

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) verweist auf mangelhafte Analysen und empfiehlt eine detaillierte Gefährdungsabschätzung.

In über 100 Jahren haben sich rund 5000 Tonnen Munition im Neuenburgersee angesammelt. © Keystone

Bereits 2015 und 2021 wurden beim Fliegerschiessplatz Forel Untersuchungen durchgeführt, um die Überwachungs- oder Sanierungsbedürftigkeit des Standorts zu prüfen. Basierend auf diesen Analysen attestierte das Kompetenzzentrum Raum und Umwelt des VBS für Forel zwar die Einordnung als belasteter Standort, von dem aber keine schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu erwarten sind. Für die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) steht aber fest, dass die durchgeführten Untersuchungen nicht den Vorgaben der Altlastenverordnung entsprechen und die Sanierungs- und Überwachungsbedürftigkeit nicht abschliessend beurteilt werden kann, wie es in einem aktuellen Bericht heisst. Die EFK hat den allgemeinen Umgang mit Altlasten überprüft und Forel als Fallbeispiel erwähnt.

Unzureichende Analyse

"Das Problem liegt vor allem bei der angewandten Methode", wie Marc Vonlanthen, Präsident von Pro Natura Freiburg, sagt. Die vom Kompetenzzentrum des VBS gewählte Methode der Probeentnahme beruht auf der sogenannten Durchschnittsmethode, die aus Sicht von Pro Natura unzureichend ist. Auch die Universität Genf kritisiert die angewandte Methode, wobei sie konkret die Probetiefe von 40 Zentimetern als ungeeignet erachtet, um ein eindeutiges physikalisches und chemisches Profil des Sediments zu erstellen, wie im EFK-Bericht steht. Potenziell gefährliche Munitionsrückstände dringen laut Universität Genf nur bis maximal 15 Zentimeter in den Grund des Neuenburgersees ein. Als Reaktion auf den Bericht der EFK schreibt das Generalsekretariat des VBS, dass es eine Untersuchung durch ein unabhängiges Fachbüro durchführen lässt, um das weitere Vorgehen beim Standort Forel zu definieren.

Auch ein entsprechendes Postulat aus dem Grossen Rat von Ende 2020 forderte bereits eine Klärung der Situation und kritisierte die Ungleichbehandlung von Landschiessständen und dem Fliegerschiessplatz Forel. Schliesslich sind "die Böden von 4000 Schiessanlagen in der Schweiz mit Antimon und Blei belastet und müssen saniert werden", so die Motionäre damals.

Nationale Bedeutung

Der Standort Forel ist bereits seit 1928 in Betrieb. Aktuell feuern die Kampfjets während den Übungen zwar keine Explosivstoffe mehr ab, doch bis vor 60-70 Jahren war dies noch anders. Ob die fast 5000 Tonnen Munitionsrückstände für die Umwelt eine konkrete Gefahr darstellen, kann mit den bisherigen Analysemethoden weder bestätigt noch widerlegt werden.

Für Pro Natura Freiburg ist zudem die Nähe des Standorts Forel zum Naturschutzgebiet Grande Cariçaie von erheblicher Bedeutung für die laufende Gefährdungsabschätzung. "Für die Biodiversität ist die Grande Cariçaie eines der wichtigsten Gebiete der Schweiz. Dort leben rund ein Drittel der Tier- und ein Viertel der Pflanzenarten der Schweiz", wie Marc Vonlanthen erklärt. Deshalb erwartet Pro Natura Freiburg vom Kanton, dass er das laufende Analyseverfahren eng begleitet, "um sicherzustellen, dass keine Schadstoffe die Flora und Fauna negativ beeinflussen". Laut Staatsrat Jean-François Steiert, der dem Amt für Umwelt vorsteht, hat der Kanton bereits mehrmals gegenüber dem VBS die Notwendigkeit detaillierter Analysen betont und begrüsst daher auch, dass das VBS den Empfehlungen der EFK Folge leisten will. Die weiteren Untersuchungsschritte sowie eine allfällige Sanierung des Standorts Forel, die durch die Armee als Besitzerin durchgeführt werden müsste, werden durch die kantonalen Behörden begleitet, so Steiert weiter.

Auch Bundesrätin und VBS-Chefin Viola Amherd hat bereits im vergangenen Jahr die Armee beauftragt, ein Räumungskonzept für die Munitionsrückstände im Neuenburgersee zu erstellen, falls die Untersuchung zu diesem Schluss käme.

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RadioFr. - Valentin Brügger / rb
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