Schafft die FDP den zweiten Sitz?

Wer siegt und wer scheitert? Wir werfen einen Blick auf die bevorstehenden Wahlen und ihre vermeintlichen Gewinner und Verlierer.

Welche Farben trägt die Freiburger Vertretung in den nächsten vier Jahren? © RadioFr.

Um die aktuelle Situation einzuschätzen, werfen wir einen Blick auf das Jahr 2021 zurück. Vor zwei Jahren hat die Bevölkerung des Kantons Freiburg den Grossen Rat neu gewählt. Wenn man die prozentuale Aufteilung der Stimmen von damals als Grundlage für die Wahlprognose 2023 nimmt, scheint sich in diesem Jahr eine Verschiebung in Richtung rechter Parteien zu zeigen.

Die FDP würde einen zweiten Sitz im Nationalrat gewinnen, was seit über 50 Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Allerdings würde dieser zusätzliche Sitz nicht den aktuellen Nationalrat Gerhard Andrey betreffen. Die Grünen Freiburg würden weiterhin im Nationalrat vertreten sein. Aber die Freiburger SP könnte einen ihrer Sitze verlieren und wäre dann nur noch durch eine Person in Bern vertreten. Die Zeiten, in denen SP-Grössen wie Levrat, Steiert und Berset aus Freiburg den Ton in Bern angegeben haben, könnten damit endgültig vorbei sein.

Was dagegen spricht 

Es gibt jedoch einige Faktoren, die gegen diese Theorie sprechen. Zum einen sind die Grünen auf Bundesebene weniger stark als zuvor. Das Thema Klimawandel von 2019 hat an Bedeutung verloren, und andere Themen wie Energiekrise und Inflation bestimmen die politische Agenda. Die Grünen scheinen Schwierigkeiten zu haben, überzeugende Lösungen für die Bevölkerung zu präsentieren. Daher ist der Sitz der Grünen in Freiburg genauso gefährdet wie einer der SP.

Auf der anderen Seite gibt es auch Anzeichen für eine Schwächung der FDP. Die Umfrageergebnisse für die Freisinnigen zeigen in diesem Jahr nach unten. Es ist fraglich, ob sie bis zum 20. Oktober wieder in die Spur finden werden.

Hinzu spielt auch die kommunale Verankerung der Kandidierenden eine weniger grosse Rolle. Besonders bei der FDP gibt es viele Grossräte, die aufgrund ihres Engagements in ihren Gemeinden Stimmen erhalten haben - sei es in Kommissionen, Gemeinderäten, Vereinen oder aufgrund ihrer geschäftlichen Aktivitäten. Dieser Vorteil wird sich bei den Nationalratswahlen nicht auszahlen, da die Kandidierenden nicht Vertreter der Kommunalpolitik sind, sondern schon gestandene Grossräte. Auf den Listen sind denn auch bei den meisten Parteien je eine kandidierende Person pro Bezirk zu finden. Die Identifikation mit diesen ist für die Wahlbevölkerung viel weniger gross als mit Vertretern ihrer Nachbarschaft oder ihrer Gemeinde.

Schliesslich spielen Themen wie steigende Krankenkassenprämien, höhere Mieten, sinkende Einkommen und weniger Wohlstand eine wichtige Rolle, nicht nur in Freiburg, sondern in der gesamten Schweiz.

Meine Prognose lautet daher: In Freiburg wird sich voraussichtlich nicht viel ändern.

RadioFr. - Marc-David Henninger
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