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"Madame la Préfète hört sich gut an"

Seit über 100 Tagen ist Lise-Marie Graden (SP) im Oberamt des Saanebezirks. Sie hat die Nachfolge von Carl-Alex Ridoré (SP) angetreten.

Lise-Marie Graden ist die erste Oberamtsfrau im Kanton Freiburg. © zvg

Die SP-Frau Lise-Marie Graden leitet seit anfangs Jahr die Geschicke des Saanebezirks, dem grössten Bezirk des Kantons.

Frapp: Lise-Marie Graden, Sie sind stolz, die erste Oberamtsfrau des Kantons zu sein. War die Wahl einer Frau in dieses Amt nicht schon lange überfällig?

Lise-Marie Graden: Das ist sehr wichtig für mich und ich bin stolz, dass ich diese Frau bin. Mit "Madame la Préfète" angesprochen zu werden hat auch etwas ganz Lustiges. Die Leute wissen teils nicht genau, wie sie mich ansprechen sollen. Die Deutschschweizer finden den Titel Oberamtsfrau ganz schön. Um auf Ihre Frage zurückzukommen, ja es ist wichtig, dass im 2022 nun endlich eine Frau dieses Amt ausführt. Wir haben etliche Jahre auf diesen Moment gewartet.

Wie werden Sie als erste Frau in diesem Amt wahrgenommen?

Mein Umfeld ist sehr zufrieden, die Leute schätzen das, auch meine Amtskollegen begrüssen es. Als Frau sehe ich gewisse Themen anders, ich habe einen anderer Blickwinkel auf gewisse Dossiers. Dazu ist es eine Premiere. Es ist cool, es hört sich wirklich gut an, "Madame la Préfète" zu sein (lacht).

Nun sind Sie rund 100 Tag in diesem Amt. Was hat Sie bisher am meisten beschäftigt?

Das neue Feuerwehrgesetz müssen wir nun implementieren. Das war bis jetzt sehr zeitintensiv und anstrengend. Gleichzeitig ist dieses Dossier aber auch sehr spannend. Ich war in einigen Gemeinden zu Besuch, habe das Feuerwehrlokal gesehen und mit den Feuerwehrleuten gesprochen. Zum ersten Mal habe ich gesehen, wie gewissenhaft sie ihre Arbeit verrichten. Das war sehr eindrücklich.

Sie unternehmen auch eine Rundfahrt durch alle Gemeinden des Saanebezirks. Was erhoffen Sie sich mit dieser Tour?

Das ist wichtig für mich, alle 26 Gemeinden des Bezirks zu besuchen und mir Zeit für die Leute vor Ort zu nehmen. Ich hätte den Gemeinden auch nur einen Brief schicken können, jedoch bevorzuge ich das direkte Gespräch. So höre und spüre ich, was sie von mir erwarten und was die grossen Dossiers sind. Einige Gemeinden habe ich bereits besucht. Das waren schöne und spannende Erfahrungen.  

Sie üben nun keine Parteipolitik mehr aus und sind für alle Parteien da. Wie erleben Sie diese diplomatische Rolle?

Ich muss Lösungen und Kompromisse für alle finden, nicht nur für eine Partei. Es sind pragmatische Lösungen, die letztendlich für alle stimmen müssen. Anders geht das nicht. Gleichzeitig habe ich auch weniger Zeit für andere Aktivitäten und auch weniger Zeit für meine Freunde und die Familie.

In Ihrer Funktion sind Sie häufig an Sitzungen dabei, an öffentlichen Veranstaltungen oder an Eröffnungen und Einweihungen - wie zum Beispiel eines neuen Feuerwehrautos. Liegen Ihnen diese Aufgaben?

Mit grossem Vergnügen bin ich bei diesen Veranstaltungen dabei, wirklich. Hingegen habe ich nicht mehr viel Zeit für mich. Schöne und wichtige Momente habe ich aber immer noch und das genügt mir. In den ersten Wochen meiner Amtszeit habe ich viele Stunden in das Einlesen und Bearbeiten der Dossiers investiert. Ich habe aber immer noch die Hoffnung, dass ich eines Tages wieder mehr Zeit habe zum Lesen und mit Freunden ein Bier trinken zu gehen. Diese Momente habe ich aber auch schon jetzt am Feierabend mit meinem Team und bei Eröffnungen oder Einweihungen.

Die Apéros kommen also nicht zu kurz?

Nein, sicher nicht. (lacht). Das ist ein wesentlicher Bestandteil. Apéros bringen ganz viele Lösungen.

Wie meinen Sie das?

Aus meinem Leben weiss ich, dass Apéros ganz viele und gute Lösungen bringen. Oft findet man die besseren Lösungen als in einem formellen Gespräch. Mit einem Glas Wein oder auch mit einer Cola werden die besseren Entscheidungen getroffen. Ein konkretes Beispiel kann ich Ihnen nicht nennen, da muss ich überlegen …

Nehmen Sie sich Zeit… Haben Sie überhaupt genügend Zeit zum Nachdenken?

Leider nicht genug, in der Nacht vielleicht. Aber ich schlafe nicht besser, seit ich Oberamtsfrau bin, eher weniger - aber ich schlafe gut. Es sind zwar kurze, aber keine schlaflosen Nächte.

Das Interview führte Martin Zbinden.

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RadioFr. - Martin Zbinden / iwi / rb
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