Sorgen um die Zukunft des Schloss Münchenwiler

Die Geschichte des Schlosses in der bernischen Exklave ist geprägt von häufigen Besitzerwechsel und damit ist noch nicht Schluss.

Das 950-jährige Gebäude hat viele Sanierungen und Besitzerwechsel hinter sich. © RadioFr.

Inmitten des Seebezirks befindet sich die bernische Gemeinde Münchenwiler. In der kleinen Gemeinde mit über 500 Einwohnerinnen und Einwohner prägt ein besonderes Gebäude die Landschaft: das Schloss Münchenwiler. Das Schloss ist noch der einzige Begegnungsort in der Gemeinde, weswegen man besonders daran festhält.

Vom Kloster zum Schloss

Die Geschichte des Schlosses geht bald 950 Jahre zurück, ins Jahr 1080. Damals schenkten zwei Brüder das Gebäude dem Kloster Cluny im Burgund. Anfang des 12. Jahrhunderts entstand daraus ein kleines Kloster, das den Cluniazenser gehörte und eines von mehreren Niederlassungen in der Schweiz war.

Als die gemeine Herrschaft Murten im 15. Jahrhundert entstand, die abwechslungsweise von Bern und von Freiburg verwaltet wurde, kam es zu Reformationsstreitigkeiten zwischen den beiden Ständen. Deswegen beanspruchte Bern 1527 die alleinige Herrschaft über Münchenwiler und führte ein Jahr später die Reformation ein. 1535 verkaufte Bern das Kloster an Hans Jakob von Wattenwyl. In diesem Moment erhielt das Kloster den Schloss-Status.

Der Festsaal galt als Vorzeigesaal der Von Graffenrieds.

Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte das Schloss an die Familie von Graffenried, die es bis 1932 besass. Während dem Zweiten Weltkrieg kam eine Firma aus Murten auf den Gedanken, ihren Betrieb zu vergrössern und im Schloss anzusiedeln. 

Das hat Erstaunen ausgelöst. Man sagte, das dürfe nicht passieren.

Jakob Schluep, ehemaliger Gemeindepräsident Münchenwiler

Der Kauf dieser Murtner Firma wurde 1943 verhindert, als der Grosse Rat des Kantons Bern das Schloss erworben hat. Seither ist er der Besitzer des Schlosses.

Ein Mord und ein verrufener Mönch

Auf der Suche nach kuriosen Geschichten rund um das Schloss musste der ehemalige Gemeindepräsident von Münchenwiler und Schloss-Kenner Jakob Schluep nicht lange suchen. Einmal gab es beispielsweise einen Mord im Schloss, dabei wurde ein Murtner Metzger umgebracht.

Im heutigen Schloss hängt ein Bild, wie das Schloss vor einigen Jahrhunderten ausgesehen hat.

Während der Klosterzeit gab es einen Fall mit einem Mönch. Darüber gibt es auch Berichte der Inspektionsbehörde Cluny, welche die Tochterklöster regelmässig überprüft haben. Da hat man festgestellt, dass es einmal einen verrufenen Mönch gab:

Guido hiess er. Er hat sich offenbar nicht an seine Enthaltsamkeit gehalten. Einmal wurde er in einem Bordell in Murten angehalten und hat dem Prior den Mantel gestohlen.

Das Schloss ist sanierungsbedürftig

Fast 950 Jahre später steht das Gebäude immer noch im Herzen Münchenwilers. Das Schloss hat aber seither einige Veränderungen durchgemacht. Abgesehen vom häufigen Besitzerwechsel, wurden auch immer wieder Sanierungen durchgeführt. Vor 20 Jahren wurde das Schloss das letzte Mal saniert. 

Heute hat das Schloss alles, was es braucht: ein Gästehaus mit Hotelzimmer, ein Restaurant, Seminarräume und eine Kirche. Der Charme von damals ging dabei nicht verloren. Jedoch sei das Schloss auch in die Jahre gekommen und hätte eine aufwändige Sanierung nötig, sagt Olivier Schmid, Co-Präsident des Kulturvereins Münchenwiler. Wäre das Geld verfügbar, so würde man sehr gerne investieren.

Die Heizung ist zum Beispiel ein Thema, diese muss gewechselt werden. Das Volumen des Schlosses ist gigantisch, dieses zu heizen ist eine wahre Herausforderung. Das wird also richtig Geld kosten, wenn man das machen muss.

Die Kirche wird noch immer häufig gebraucht, sei es für Messen oder auch Konzerte.

Schloss soll bis 2025 verkauft werden

Nebst den Sanierungen, die immer dringender werden, gibt es noch weitere Sorgen, die Olivier Schmid beschäftigen. Denn der Besitzer der Bauten, der Kanton Bern, will das Schloss im Baurecht veräussern. Bis 2025 hofft der Kanton das Schloss für 2,4 Millionen Franken verkaufen zu können. Solange es dem Kanton gehört, wisse man, was man für einen Partner hat. Wird es verkauft, stelle sich die Frage, wie es langfristig weiter geht, so Olivier Schmid. 

Dies ist kein Investitionsobjekt, kein Renditenprojekt, es ist ein Liebhaberobjekt.

Für Olivier Schmid ist klar, dass eine Stiftung das Schloss kaufen sollte, mit der Absicht, das Schloss zu erhalten. "Das ist ein Kulturgut des Kantons Bern, das kann man nicht irgendjemanden verkaufen", betont Schmid.

Zentrum des Dorfs

Die Erhaltung des Gebäudes sei nicht nur wegen der über 950-jährigen Geschichte so wichtig. Münchenwiler bleibe nichts anderes übrig, als das Schloss. Es ist der Ort, wo sich Menschen begegnen, sei es auf dem Weihnachtsmarkt beim Irish Music Openair oder beim Mittelalterspektakel. Vielen ist das Schloss auch wegen den dort stattfindenden Seminaren bekannt oder viele haben dort bereits eine Hochzeit gefeiert.

Es ist der einzige soziale Ort, den wir noch haben.

Das Mittelalterspektakel fand im Oktober 2023 zum zweiten Mal statt.

Olivier Schmid und der Kulturverein Münchenwiler engagieren sich deswegen sehr dafür, dass die Gemeinde lebenswert bleibt und es keine Schlafgemeinde wird. "Deswegen sind wir auf das Schloss angewiesen. Weil, wo wollen wir es sonst machen?". Trotz dieser Gedanken, die Olivier Schmid beschäftigen, ist er zuversichtlich, dass sich künftig eine gute Käuferin oder ein guter Käufer finden lässt.

RadioFr. - Tracy Maeder
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