Staatsrat empfiehlt ein Ja für Bluefactory Freiburg
Der Freiburger Staatsrat bekräftigte am Montag gegenüber den Medien die soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Bluefactory-Projekts.

Der Grosse Rat hat im Februar eine Kapitalerhöhung der Immobiliengesellschaft von 25 Millionen Franken genehmigt. Dagegen ergriffen Parlamentarierinnen und Parlamentarier unter der Führung der SVP Anfang März das Referendum. Nun liegt die Zukunft des Grossprojekts auf dem ehemaligen Gelände der Cardinalfabrik in den Händen des Freiburger Stimmvolks.
Mit dem erhöhten Beitrag soll die Immobiliengesellschaft, welche das Innovationsquartier Bluefactory verwaltet, finanziell einen festen Stand erhalten. Dazu Olivier Curty, Wirtschaftsdirektor des Kantons Freiburg: “Weil wir Ambitionen haben. Zu Beginn machten wir den Fehler, dieses Projekt nicht richtig zu kapitalisieren. Mit fast 60'000 Quadratmeter Geländegrösse erreicht das Investitionsvolumen fast eine halbe Milliarde Franken." Man habe am Anfang zu wenig investiert. Deshalb müsse bis 2029 der Businessplan verfolgt werden, um zu ermöglichen, dass sich die Aktiengesellschaft von selbst tragen kann.
Kein A-fonds-perdu
Dabei gehe es aber nicht um eine Art À fond-perdu-Beitrag. Laut Curty seien diese 25 Millionen eine klare Investition: “Der Wert wird weiterhin in der Bilanz des Kantons bestehen und sich dementsprechend vergrössern. Die Finanzkommission selbst hat den hohen Wert dieses Grundstück festgestellt. Und nun wird das Areal zusätzlich kommerziell bebaut. Die ganze Aktiengesellschaft wird also sicher an Wert gewinnen: Heute, nach Schätzungen von Wyss & Partner, bereits über 63 Millionen Franken.“ Und in Zukunft könne dieser Wert über mehrere hundert Millionen betragen, so Curty. Es sei deshalb eine Investition, die sich für den Kanton Freiburg rechne.
Die Bluefactory dürfe nicht als abgekapseltes Projekt betrachtet werden, sondern bette sich ein in ein bereits existierendes Freiburger Ökosystem, wie Didier Castella, Staatsrat bekräftigt: “Nebst Le Vivier in Villaz-Saint-Pierre, Marly Innovation Center MIC und St.Aubin Agrico ist ein solches Netzwerk in unserem Kanton vonnöten. So können wir uns in allen Bereichen profilieren und für die Zukunft wappnen.“ Zu diesem Netzwerk gehören auch Grangeneuve und das Agroscope. Für den Staatsrat sei es daher keine Frage, in die Bluefactory zu investieren.
Kommunikation ist schwierig
Die Frage stellt sich, wieso es das Projekt in der Anfangsphase solche Mühe hatte, sich gegenüber der Bevölkerung zu präsentieren. Dazu äussert sich Olivier Curty: “Wir haben vielleicht ungenügend kommuniziert. Dies ist nicht leicht, denn das Areal ist mit über 60'000 m2 derart gross. Momentan geschieht sehr viel: Es gibt über 300 Leute, die auf diesem Areal tätig sind. Eine solch kleine Anzahl Personen auf einer so grossen Fläche ist nicht viel.“ Das Problem wäre vielmehr, dass das Projekt gross und ambitioniert sei. Es bereite Mühe Leuten zu erklären, was dort effektiv geschehe. Curty hofft jedoch, die Leute würden ab Baubeginn mit eigenen Augen sehen, was dort passiere.
Zu Gesicht bekommt das Projekt als erste die Freiburger Bevölkerung. Die Abstimmung über die Kapitalerhöhung findet jedoch auf kantonaler Ebene statt. Gemäss Staatsratspräsident Jean-François Steiert ist Bluefactory inskünftig für den ganzen Kanton von Interesse: “Im Kanton Freiburg gibt es eine ganze Menge junger und innovativer Personen. Einige davon haben Preise gewonnen, dies auch auf internationaler Ebene mit Projekten im Energiebereich. Es sind diese Leute, auch solche von auswärts, die garantieren, dass es im Kanton Freiburg dereinst Arbeitsplätze gibt.“
Rückschritt bei einem Nein
Arbeitsplätze, wichtige Impulse für die Wirtschaft und eine Wertsteigerung des Geländes für die kommenden Jahre. Mit all diesen Hauptargumenten möchte der Staatsrat die Freiburger Stimmbevölkerung von der Kapitalerhöhung für Bluefactory überzeugen. Doch was geschieht, wenn das Stimmvolk diese Vorlage ablehnt? Dazu Olivier Curty: “Das ist noch nicht effektiv klar. Ich glaube nicht, dass wir mit dem Bau beginnen könnten. Der Vorgang müsste mit dem anderen Aktionär dieses Projekts, der Stadt Freiburg, koordiniert werden. Ein Nein wäre m.E. schon eine verpasste Chance und würde dem Areal einen Rückschlag versetzen.“ Ob das Freiburger Stimmvolk der gleichen Meinung ist wie der Staatsrat und 25 Millionen Franken in die Bluefactory investieren will, zeigt sich bei den Abstimmungen vom 13. Juni.




