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Über Modetrends 2021 und Secondhand

RadioFr. hat bei Raphaela Fasel, Leiterin der Kleiderzentrale von Caritas Schweiz, vorbeigeschaut und sich nach den aktuellen Modetrends erkundigt.

Es gibt nicht DEN Modetrend, aber DIE vielen Modetrends, die aus Lebensstilen entstehen, sich aus dem Alltag der Menschen entwickeln.

Als Modeexepertin gehen die Statements von Raphaela Fasel zu Stil und Trends auch in Richtung Nachhaltigkeit und Fairtrade. Denn, so wie Mode kommt und geht, um später neu aufgelegt wieder zu kommen, der Trend für Umwelt- und Klimaschutz bleibt.

Alles Trend oder was?

Was vor zwei Jahren in den sogenannten Trendhäusern als «Must-have» entschieden wurde, gilt nicht nur für die Saison 2021 oder für die Mode an sich, sondern für den ganzen Lifestyle der Menschen. Dazu Raphael Fasel: «Wir befinden uns in einer Pandemie, in der alles Bequeme wie T-Shirts und Trainerhosen viel häufiger zu finden sind, weil man mehr zu Hause ist. Mode trifft sich auch in anderen Sparten wieder, so in sportlichen oder alternativen Trends.» Es gibt ihn also nicht DEN einen Modetrend, aber DIE vielen Modetrends, die aus Lebensstilen entstehen, sich aus dem Alltag der Menschen entwickeln. Und so wie uns das Homeoffice beschäftigt, sind viel mehr bequeme Kleider in die Läden gekommen.

«Spannend ist, was die Trendhäuser weltweit an Stimmungen aufgreifen und erfahren wollen, was gesucht wird. Nicht nur was Kleidung angeht, wie auch das Wohnen, angesagte Haarschnitte oder unser mehr oder weniger nachhaltiges Verhalten werden da aufgespürt. Die aktuell aufgelegten Naturfarben wie beige, ocker, creme fallen nicht vom Himmel, denn diese werden aktiv in diesen Trendhäusern gesucht. Dieses Wissen wird dann von den grossen Playern eingekauft, von H&M bis zu Prada.» erklärt Raphaela Fasel die Entstehung unserer Trends. Mode entsteht immer zwei Jahre im Voraus, die Reaktion auf die Pandemie ging nicht überall gleich schnell, das konnte man an der Auswahl an bequemen Kleidern beobachten.

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Sommerliche Must-haves 2021 für die Frau

«Flache Schuhe sind seit zwei Jahren im Trend. Das war vorher in der Frauenmode wenig vorstellbar, so wie die Birkenstöcke zum schönen Kleid passen», sagt Raphaela Fasel betont aber: «Falls hohe Schuhe gefallen, dann sind Plateaus angesagt und Sandaletten.»

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Raphaela beobachtet auch, dass das Hosenbein bei den Frauen breiter wird. «Auch bei den Shorts geht es zurück in den breiten Bermuda-Schnitt, weg von den Hotpants. Weniger sexy, aber bequem soll es sein.» Schlaghosen gibt es neu im Mix, entweder eng bis an die Knie oder von der Hüfte weg schon breit. Statt Blusen trägt die Trend-Frau gerne ein übergrosses Hemd: «Die Vorlage dazu kommt vom Holzfällerhemd. Daneben sind wir von den 70ern inspiriert mit Blümchen, Rüscheli und vielen Mustern.» Schmuck ist nur noch reduziert und in warmen Farben wie Gold angesagt. Statt Handtasche ist der Rucksack zurück: «Auch er ist vom bequemen Lebensstil geprägt, die Hände freizuhaben», beobachtet Fasel.

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Monochrome Töne, von oben bis unten in denselben Farbtönen gehalten, dominieren den Modetrend. Melonen- und Lachs-Nuancen sind in, so wie Pastelltöne. «Diese Trends wie lila, mint und das feine Gelb sind wieder da.» ergänzt die Modeexpertin. So spriessen auch Blumen in ganz grossen oder ganz kleinen Blüten, klettern Animalprints und Palmen auf unseren Gewändern. Und für die Streetwear kommt das T-Shirt in Oversize-Grösse mit Snoopy, Mickey & Co. zurück zu den Jugendlichen.

Sommer-Modetrends 2021 für den Mann

Mann läuft auch gemütlich rum, doch auch er geht höher dank Plateau: «Vor allem der Turnschuh ist trendy, eher der grobe 2-3 cm hohe Sneaker, meist weiss oder beige.» sagt Raphael Fasel. Am Männerbein sieht sie: «Knöchellange, breitere Beine sind bei den Hosen in, sogenannte Hochwasserhosen. Tendenziell sind Shorts kürzer bei den Männern. Bei den Männern mehr Bein, bei den Frauen weniger davon.», schmunzelt sie und ergänzt: «Auch Poloshirts sind im Spiel, sie sind etwas weniger klassisch und pflegeleichter als ein Hemd. Klassisch getragen, mit dem Shirt im Hosenbund. Beim Poloshirt gehört ein Kragen dazu, aber offen ohne Knöpfe. Der Mann zeigt mehr Brust.»

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Armketten aus Leder und Perlen passen zum Naturlook in Weiss, Beige oder Mint. Bei den Herren sehe man übrigens öfters Baumwolltaschen, sagt Raphaela Fasel, «die quadratische Einkaufstasche von Grosi.» Neben den Naturtönen spielen in der Sommermode für Männer auch Blau und Schwarz eine weitere Rolle und die Muster bleiben natürlich, geometrisch. Den modischen Sommertrend 2021 fasst Raphaela so zusammen: «Eigentlich sind Männer neutral unterwegs.» 

Für nachhaltige Mode: Kleidersammlung und Secondhand

«Kleider sind Ressourcen, die wiederverwendbar sind. In der Alttextilien-Sammlung werden sie so aufbereitet, dass sie ein zweites Leben erhalten – entweder als Spende an Bedürftige oder im Verkauf für Secondhands.» Sich nachhaltig zu kleiden, ist ein Trend: «Richtig nachhaltig wäre, seine Kleider zu sammeln, und sich auch wieder im Secondhand einzudecken. Ähnlich wie bei Geschwistern, die ihre Kleider untereinander vererben, kann die Textilsammlung funktionieren. Wir sammeln unsere Kleider für andere und kaufen gebrauchte von anderen.» meint Raphaela Fasel. Viele Leute müssten sich bei der Kleidersammlung, bevor sie den Sack füllen, fragen: «Würde ich dieses T-Shirt meiner Freundin noch geben? Ist die Jeans intakt, das Hemd fleckenfrei, kann das Stück einen anderen Menschen kleiden?», beschreibt Fasel den würdevollen Umgang beim Ordnen und Entsorgen seiner Garderobe.

Wie lässt sich die Arbeit als Modeexpertin mit Caritas vereinen? «Was wir für die Secondhand-Läden aussortieren, sollte im Trend sein. Die Menschen, die mit mir zusammenarbeiten, sollten diese angesagten Designermarken und ihren Wert für den Wiederverkauf kennen.» Dieses Fachwissen kann Raphaela Fasel bei der Sortierung weitergeben. «Diese Trennung findet statt. Denn bei der Kleiderspende an Armutsbetroffene geht es um funktionale Kleidung und nicht um eine Trend-Marke.»

RadioFr. / Frapp - Martina Schelker
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