Vielseitig ins Gras beissen

Auf Ending setzt sich Pascal Stoll alias Scalpel dreizehnmal mit Tod und Endlichkeit auseinander und gibt dabei neue Facetten preis.

Ending verwischt die Grenzen zwischen Fiktivem und Erlebtem, Konfrontation und Verdrängung. © Scalpel

Der Freiburger Musiker Pascal Stoll alias Scalpel hat sich ein ganzes Jahr mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. Entstanden sind mit Ending 13 Stories aus der Perspektive der zu Tode-Kommenden, wobei Scalpel kritische und persönliche, gefühlsechte Auseinandersetzungen mit der Thematik vereint.

Pascal Stoll ist als wendiger Musiker bekannt, der spielerisch zwischen Combos wie Crème Solaire, Jean-Michel changiert oder auch als Part der Kapelle von Gjon's Tears die Live-Konzerte des Freiburger Chanteurs begleitet. Für das erste Solo-Album als Scalpel hat sich Stoll auf sich selbst fokussiert und bewusst die Konfrontation mit sich selbst gesucht. Die 13 Tracks auf Ending schildern die Gedanken von zum Tode Verurteilten, Unfallszenen, apokalyptischen Visionen und verweisen auch auf persönliche Verluste.

Das Album erzählt aber auch von einer Zeit der Selbstbetrachtung, in welcher der Multiinstrumentalist einerseits wichtige Erkenntnisse über seinen Umgang mit Schmerz und emotionaler Expression erlangte, und andererseits den stilistischen Möglichkeitsraum seiner musikalischen Expression erweiterte. Vor allem lyrisch macht Scalpel dies mithilfe der biografischen Venen, die die Tracks durchziehen, spürbar, wobei er seiner Frustration über seinen Lebenskontext in den eher sozialkritischen Stücken Luft macht. 

Ending ist ein Album, das die Todesthematik aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Bald nüchtern beschreibend, bald kritisch bis anklagend, und stets mit gescheit verpackten biografischen Verweisen versehen. Scalpel äussert den Wunsch nach der Enttabuisierung des Todes, der Akzeptanz der Endlichkeit als Teil des Lebens. Memento mori? Sicherlich, ja, aber Ending ist auch zu einem bestimmten Grad Katharsis und ein lärmiges Sehnen nach Aufrichtigkeit.

RadioFr. - Valentin Brügger
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