Was geschieht mit dem Hotel Alpenklub?

Seit 1908 prägt das Hotel Alpenklub das Dorfbild der Gemeinde Plaffeien. Nun ist die Zukunft aber ungewiss. Die Gemeinde möchte einspringen.

Was geschieht mit dem Hotel Alpenklub in Plaffeien? © RadioFr.
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Direkt neben der Kirche, während der "Belle-Époque" erbaut, ragt das in die Jahre gekommene vierstöckige Gebäude empor. Das Hotel könnte wahrscheinlich, so manche Geschichte erzählen in seinem 115-jährigen Bestehen. Das jüngste Kapitel des Hotels Alpenklub ist allerdings noch nicht geschrieben. Denn seine Zukunft ist im Moment ungewiss. Die Eigentümerfamilie, welche im Parterre ein Restaurant betreibt, geht bald in Rente und gibt den Betrieb darum ab. Einspringen möchte die Gemeinde. Sie hat mit den Eigentümern ein Vorkaufsrecht ausgehandelt und möchte den Alpenklub zu einem "Treffpunkt für Jung und Alt" machen. Vor einer entsprechenden Informationsveranstaltung war das Hotel der Bevölkerung, für eine öffentliche Besichtigung zugänglich. Derweil die Gaststube im Erdgeschoss und der grosse Saal im ersten Stock wohl vielen Plaffeierinnen und Plaffeier bekannt sein dürften, ist von den Hotelzimmern in den Etagen drei und vier vergleichsweise wenig bekannt.

Reise in eine andere Zeit

Man fühlt sich beim Gang durch die Räumlichkeiten zurückversetzt in eine längst vergangene Zeit. Ein karger und Gang samt spärlich sanierter Etagendusche und -Toiletten erinnert mehr an die Rekrutenschule als an ein Hotel, in dem Reisende Ferien machten. Ein Hauch von „Heimeligkeit“ versprühen dann immerhin die Zimmer im dritten Stock mit kleinem Balkon, Parkett, Schrank und Sessel. In den meisten Zimmern hängt ein Bild im alten „Postkarten-Stil“ an der Wand. Das Bett sieht im Vergleich zu seinem Pendant einen Stock weiter oben geradezu einladend aus. Denn in den metallenen Betten im vierten Stock, mit sehr dünner Matratze hat wohl schon lange niemand mehr ein Auge zugetan. Die Besichtigung stiess auf reges Interesse.

Allen, die vom Angebot der öffentlichen Besichtigung Gebrauch machten, wurde schnell klar, wer hier investieren will, muss Geld in die Hand nehmen, und zwar reichlich. Die Gemeinde bezifferte den Investitionsbedarf in einer Grobschätzung auf rund 5,5 Millionen Franken (plus minus 25 Prozent Abweichung). Die Zahlen beruhen auf Schätzungen externer Architekturbüros und könnten in dieser Phase des Projekts nicht genauer deklariert werden, betonte Syndic Daniel Bürdel. Hinzu kommt der Kaufpreis von 1,5 Millionen Franken. Eine private Stiftung hat zugesagt, rund 2,5 Millionen Franken zu übernehmen. Sprich in der Endabrechnung muss die Gemeinde für rund 4,5 Millionen Franken selbst berappen. Wie skeptisch ist die Bevölkerung gegenüber diesen Schätzungen?

"Fass ohne Boden" oder "einmalige Chance"

Die Reise zurück vom Anfang des 20. Jahrhunderts ins Jahr 2023 dauerte rund fünf Minuten. In der nahe gelegenen Mehrzweckhalle der OS Plaffeien fand nämlich im Anschluss an die Besichtigung eine öffentliche Informationsveranstaltung der Gemeinde statt. Die Kostenfrage dominierte den regen Austausch zwischen den rund 100 Interessierten und des Gemeinderats.

Als einer der ersten ergriff Mauritz Boschung das Wort. Das Hotel Alpenklub sei seiner Meinung nach ein "Fass ohne Boden". Boschung glaubt, dass die Renovation teurer ausfällt als die veranschlagten 5,5 Millionen Franken. "In das Gebäude müsste ein Lift rein. Bei der Statik dieses Gebäudes ist eine Million bereits weg", so Boschung, der nach eigener Aussage über 40 Jahre Erfahrung im Bausektor verfügt. Zudem sei eine Abweichung von plus minus 25 Prozent viel zu gross. "So kann jeder rechnen!" Unter diesen Umständen könne er dem Projekt nicht zustimmen.

Syndic Daniel Bürdel entgegnete der Kritik: „Die Zahlen basieren auf einer Grobkostenrechnung, beim heutigen Stand können wir gar nicht mehr ausweisen“, Abweichungen von 25 Prozent seien daher in diesem Stadium des Projekts normal. Zu den veranschlagten fünfeinhalb Millionen sagt Bürdel: "Diese Zahl kommt nicht vom Gemeinderat, sondern aus den Erfahrungen von zwei Architekturbüros, welche die Gemeinde beraten haben. Sie berechneten nach Quadratmetern und potenziellen Nutzungen. Von daher gehen wir davon aus, dass 5,5 Millionen realistisch sind". Bürdel betont die einmalige Chance, welche das Hotel Alpenklub für die Gemeinde biete.

Andere Anwesende bemängelten die kurze Zeitspanne der Meinungsbildung (am 15. Februar stimmt die ausserordentliche Gemeindeversammlung über den Kauf ab) und dass die Gemeinde schon viele kostspielige Projekte am Laufen habe.

Nach und nach meldeten sich auch Befürworterinnen und Befürworter. So könnten die Einwohnerinnen und Einwohner von Plaffeien selbst mitbestimmen, was mit dem Alpenklub geschehen soll. Dies wäre bei einem privaten Investor nicht möglich. Generell stellten sich einige rhetorisch die Frage, will überhaupt jemand ein 115-jähriges, baufälliges Hotel kaufen? Wenn nicht die Gemeinde übernehme, zerfalle das Hotel früher oder später zwangsläufig.

In Plaffeien scheint man also hin- und hergerissen zu sein. Eines scheint jedoch schon jetzt klar, am 15. Februar dürfte eine lange ausserordentliche Gemeindeversammlung bevorstehen.

RadioFr. - Ivan Zgraggen
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