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Was treibt den Tafersner DRS1-Wetterfrosch Mario Slongo an?

Der Wahlfreiburger verrät, warum ihn das Wetter so fasziniert, wie er Wetterfrosch wurde und wie er Versicherungsbetrüger überführt hat.

Ein Vierteljahrhundert DRS1-Wetterfrosch: Mario Slongo in seinem Büro in Tafers. © RadioFr.
Ein Vierteljahrhundert DRS1-Wetterfrosch: Mario Slongo in seinem Büro in Tafers. © RadioFr.
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Eines Tages stand die Polizei vor Mario Slongos Haustür. In einer Kurve von Mariahilf Richtung Schmitten habe es einen Unfall gegeben, sagten die Beamten. Die Verunfallten hätten angegeben, sie seien wegen Glatteis ins Schleudern geraten. Ob das in Anbetracht der Wetterbedingungen stimmen könne, wollte man von Slongo wissen.

Unmöglich, dass der Unfall wegen Glatteis passiert ist.

Mario Slongo, DRS1-Wetterfrosch

"Nein" entgegnete dieser, nachdem er die Daten seiner Wetterstation im Garten vor seinem Haus in Tafers konsultiert hatte. Bereits am Morgen des betreffenden Tages habe die Temperatur schon fast acht Grad betragen. "Unmöglich, dass dies ein Glatteistag war", sagte Slongo.

Mario Slongos Wetterstation: Hat schon mitgeholfen, Versicherungsbetrüger zu überführen. (RadioFr.)

Ein andermal meldete ein Landwirt, dass eines seiner Kälber wegen eines Blitzschlags umgekommen sei. Diesmal war es die Versicherung, welche von Slongo wissen wollte, ob in der Region am betreffenden Tag Gewitter möglich gewesen seien. Der DRS1-Wetterfrosch verneinte auch diesmal. "Es herrschte eine Hochdrucklage, während der keine Gewitter aufkommen konnten."

So konnten Mario Slongos Wetterstation und die Expertise des heute 75-Jährigen das eine oder andere Mal schon dazu beitragen, Unwahrheiten aufzudecken. Dass der im St. Gallischen Buchs aufgewachsene seine Wetterstation auf einen Fleck Land in Tafers gestellt hat, ist aber einer Reihe von Zufällen oder Fügungen zu verdanken.

Mit der Basler Chemie im Freiburgischen gelandet

Nach dem Chemiestudium arbeitete Slongo ab 1977 in Basel für die Ciba-Geigy. Drei Jahre darauf habe die Leitung des Basler Chemiekonzerns entschieden, einen Teil der Forschung nach Marly zu verlegen. Wäre dieser Schritt nicht erfolgt, hätte man in Marly 250 Leute auf die Strasse stellen müssen, betont Slongo.

Wie verrückt haben wir uns gewehrt, nach Freiburg gehen zu müssen.

Mario Slongo, DRS1-Wetterfrosch

"Damals hatten wir Patrons, die noch ein Gefühl für die Mitarbeitenden gehabt haben", sagt Slongo. Er und seine Kollegen hätten sich aber erst wie verrückt gewehrt, nach Freiburg umsiedeln zu müssen. "Heute sind wir aber froh, hier zu sein - es ist ein wunderbares Gebiet." Im März sind es 40 Jahre, die er mit seiner Partnerin in Tafers lebt, einen Teil davon mit den gemeinsamen drei Kindern.

Via Flughafenturm zum Schweizer Radio DRS

1980 war Slongo Wetterfrosch der grossen Gartenausstellung Grün 80 nahe Basel. Für diesen Job ging er im Tower des Flughafens Basel-Mulhouse, der auf französischem Boden liegt, jeweils mit anderen Meteorologen die Wetterkarten studieren. "Mit meinem Passierschein konnte ich beim Zoll immer einfach durch", sagt der Tafersner nicht ohne etwas Stolz in der Stimme.

Tower des Flughafens Basel-Mulhouse, 1990 (Keystone)
Hier traf Slongo seinen DRS-Vorgänger erstmals: Tower des Flughafens Basel-Mulhouse, 1990. (Keystone)

Und dort sei er dem damaligen DRS-Wetterfrosch Hans Winter zum ersten Mal über den Weg gelaufen. Dieser habe ihn schliesslich gefragt, ob er nicht sein Stellvertreter werden wolle. "Das ist eine Herausforderung", dachte sich Slongo und zögerte nicht. Als sein Vorgänger ein paar Jahre später starb, übernahm der damals 40-Jährige die DRS-Sendung und präsentierte am nationalen Sender jeweils am Samstagmorgen umfangreiche Prognosen und erklärte Zusammenhänge verständlich und fesselnd.

Wenn meine Frau es langweilig fand, musste ich es nochmals neu schreiben.

Mario Slongo, DRS1-Wetterfrosch

Dass ihn seine Partnerin in dieser Zeit entlastet und ihm den Rücken gestärkt habe, erwähnt Slongo im Gespräch mehrmals. Dankbar sei er ihr auch für ihre Kritik als erste Hörerin gewesen. "Wenn sie es langweilig fand, musste ich halt nochmals zurück ins Büro, um meine Sendung neu zu schreiben", schmunzelt er.

Mit dem Gerät im Schrank nahm Mario Slongo in den Anfängen für DRS1 seine Sendungen auf. (RadioFr.)

Seine Sprünge werden auch mit 75 kaum kleiner

Als er am Wochenende jeweils in die Rolle des DRS-Wetterfroschs schlüpfte, tat er dies notabene neben seinem Vollpensum als Chemiker. Und es scheint, als halte diese Umtriebigkeit den heute 75-Jährigen so vital: Er gehört zum Präsidium der Caritas, zu einer Kommission der Schweizer Bischofskonferenz, zum Hochschulrat der Uni Freiburg, gibt Medien immer wieder Auskunft zu Themen rund um Wetter sowie Klima und hält Vorträge.

Am Wetter fasziniert mich, dass es chaotisch ist.

Mario Slongo, DRS1-Wetterfrosch

Die Themen scheinen ihm derweil nie auszugehen und er erzählt leidenschaftlich von Luftmassen, die einander verdrängen und alles augenblicklich umkrempeln können. "Das ist das Chaotische am Wetter, das man nie genau vorhersagen kann." Vielleicht ist es das, was den Wetterfrosch Slongo antreibt: Sich einem chaotischen, nicht beherrschbaren anzunähern und es mit Worten und Zahlen zu beschreiben und einzugrenzen, ihm Strukturen zu verleihen, ohne es gänzlich fassen zu können.

RadioFr. - Tobias Brunner
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