"Um halb vier steht man auf und schaut, ob es glatt ist"
Zu jeder Tageszeit befreien sie die Strassen im Kanton von Schnee und Eis: die Arbeitenden vom Winterdienst.

Wenn es in der Nacht schneit, gibt es gegen sechs Uhr morgens eine Art Deadline. Um diese Uhrzeit rollt der Berufsverkehr im Kanton Freiburg langsam an, und die Strassen müssen geräumt und gesalzen sein. Das erklärt Roger Philipona, der für den Winterdienst in der Gemeinde Plaffeien zuständig ist. "Hier gibt es viele steile, geteerte Strassen. Da müssen wir rasch intervenieren, damit es keine Unfälle gibt."
Hauptstrassen haben Priorität
Rund 400 Höhenmeter tiefer in Murten ist das Gelände flacher. Hier werden die Strassen nach einem Prioritätensystem geräumt, erklärt Stefan Portmann. Er arbeitet bei der Bauverwaltung in Murten und organisiert den Winterdienst. "Wir können nicht alle Strassen gleichzeitig räumen. Priorität haben bei uns alle Strassen, auf denen Busse fahren. Danach kommen die Hauptachsen, und dann die Quartiersstrassen." Es könne also sein, dass eine Quartiersstrasse erst gegen 8 oder 9 Uhr morgens vom Schnee befreit wird, während die Hauptverbindungsstrasse schon um 6 Uhr geräumt ist.
In Murten ist jeweils ein Werkhof-Mitarbeiter dafür zuständig, das Gebiet zu überwachen. Sobald es Glatteis oder Schnee auf den Strassen hat, ruft er seine Kollegen an, die im Bereitschaftsdienst sind. Das sind bis zu 14 Mitarbeiter der Gemeinde selbst. Ausserdem helfen Landwirte und Transporteure beim Winterdienst mit, erläutert Stefan Portmann. Sie setzen sich hinters Steuer der Strassenräum-Maschinen, und legen los - egal, zu welcher Tageszeit. "Das Wetter nimmt keine Rücksicht auf Feiertage oder Sonntage. Auch am 24. Dezember oder dem 31. Dezember müssen wir ausrücken und schauen, dass alle sicher nachhause oder an das Fest kommen."
Wecker klingelt um halb vier
Plaffeien ist etwas anders organisiert als Murten. Weil das Gebiet so gross ist, ist nicht nur eine Person zuständig, die bei Schnee und Eis "Alarm schlägt". "Wir haben verschiedene Subunternehmen wie Forst- und Transportunternehmen, die autonom arbeiten", sagt Roger Philipona. Der Winterdienst in den Sektoren Oberschrot, Zumholz und Schwarzsee ist also separat organisiert. Für das Dorf Plaffeien und die direkte Umgebung sind Roger Philipona und seine Kollegen zuständig. Sie machen untereinander ab, wer die Wetterlage im Auge behalten muss.
"Je nach Wetterprognose stellt man sich den Wecker auf halb vier Uhr morgens. Dann steht man auf, geht raus und schaut sich die Situation an", erklärt Philipona. Entweder legt man sich dann zurück ins Bett - oder man beginnt gegen vier, halb fünf Uhr, zu intervenieren. Eine einzelne Person könnte das Gebiet Paffeien nicht überwachen, so Philipona. Man müsste eine Stunde lang Auto fahren, um sich ein Bild der gesamten Lage zu machen - das gehe nicht. "Manchmal gibt es hier 2 oder 3 Zentimeter Schnee, und im Schwarzsee liegen schon 20 Zemtimeter."
Mehrere Tage Schnee schwierig
Besonders schnell reagieren muss der Winterdienst bei "überfrierender Nässe", sagt Stefan Portmann. Dieses Glatteis kommt zustande, wenn die Strassen kalt sind und es regnet oder schneit. Da müsse man den richtigen Moment erwischen, um zu salzen. Eine andere Herausforderung sind mehrere Schnee-Tage hintereinander, da sind sich Portmann und Philipona einig. "Wenn man den Schnee am Morgen geräumt hat und es weiter schneit, kann man gleich wieder von vorne anfangen", erzählt der Plaffeier Werkhof-Leiter. Nach mehreren solcher Tage hintereinander seien die Mitarbeitenden dann schon mal erschöpft. Aber über den ganzen Winter hinweg gleiche sich das dann wieder aus.