Wo ist Slawa Bykow?

Slawa Bykow war als Eishockey-Legende im ganzen Kanton und darüber hinaus das sportliche Aushängeschild schlechthin. Das hat sich geändert.

Slawa Bykow küsst das Trikot Russland anlässlich seiner Aufnahme in die IIHF Hall of Fame 2014. © Keystone

Slawa Bykow sieht man nicht mehr an Gottéronspielen. Zu sehen ist nur noch sein Name - an einem Ring der Arena. Die Trikotnummer 90 wurde vom Klub für seine Verdienste zurückbehalten. Auch die Veranstaltungen des "Club des étoiles" (ehemalige Gottéronspieler und Personen, die den Klub geprägt haben) meidet er laut Informationen, die RadioFr. vorliegen. Und ganz allgemein: Slawa Bykow ist im ganzen Kanton Freiburg von der Bildfläche verschwunden. Hängt das mit seinen Äusserungen bezüglich des Ukrainekrieges zusammen? Zieht er sich absichtlich zurück?

Was sagt Slawa Bykow selbst?

Die RadioFr.-Sportredaktion ist Slawa Bykow sehr dankbar für das telefonische Gespräch. Die Gottéronlegende unterstreicht:

Ich bin doppelter Grossvater, ausserdem ist auch Covid-19 noch nicht vorbei. Deshalb verfolge ich die Gottéronspiele von zu Hause aus.

Mit denselben Argumenten bleibe er momentan auch den Veranstaltungen des "Club des étoiles" fern. Er freue sich allerdings, seine ehemaligen Spielerkollegen bald wiederzusehen. Bezüglich seiner Äusserungen zum Ukrainekrieg wollte Slawa Bykow gegenüber RadioFr. nichts mehr hinzufügen oder relativieren.

Gottéron konzentriert sich auf den Sport

Freiburg-Gottéron will Slawa Bykow seinen Legendenstatus nicht entziehen. Präsident Hubert Waeber bestätigt auf Anfrage von RadioFr., dass dieser Status nicht zur Diskussion stehe.

Im Vordergrund steht, was Slawa Bykow in Vergangenheit für den Club geleistet hat. 

Bykows Aussagen zum Ukrainekrieg werden von Gottéron nicht kommentiert. Noch vor dem Ukrainekrieg war der heute 60-jährige schweizerisch-russische Doppelbürger aus dem Verwaltungsrat von Freiburg-Gottéron zurückgetreten. Dies unter anderem, weil er mit einigen Entscheidungen der Klubführung betreffend seines Sohnes Andrei nicht einverstanden war. 

The Room beendete die Zusammenarbeit

Seit 2019 war Slawa Bykow auch zusammen mit Danny Pauwels beim innovativen Fitnessraum "The Room" in Villars-sur-Glâne engagiert. Dort ist auch Gottéron unter Vertrag, auch wenn Konditionstrainer Simon Holdener seit dem Neubau des Stadions nicht mehr oft dort anzutreffen ist. Bykow und Pauwels hatten im Sommer im gegenseitigen Einvernehmen die Zusammenarbeit beendet. Danny Pauwels bestätigt ausserdem auf Anfrage von RadioFr.: 

Die Aussagen von Slawa Bykow zum Ukrainekrieg haben bei diesem Entscheid eine Rolle gespielt.

Er habe kein Verständnis für diese Aussagen und es sei fahrlässig zu glauben, dass solche Aussagen von Russland her nicht in die Schweiz gelangen würden. Er müsse an das Image des Unternehmens denken.

Wie weiter mit der "Fondation Bykov"?

Die "Fondation Bykov" hat zum Ziel, den Eishockeysport im Nachwuchsbereich zu fördern. Die Non-Profit-Organisation ist im Schweizerischen Handelsregister eingetragen. Slawa Bykow und Hubert Waeber selbst sind im Vorstand. Der Präsident der Stiftung heisst Gaston Baudet, nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Gottéron-Präsidenten.

Gaston Baudet wollte gegenüber RadioFr. sowohl telefonisch als auch schriftlich keine Auskunft darüber geben, wie es mit der Stiftung weitergeht. Dies lässt Interpretationsspielraum offen: Ist der Namensgeber in der Stiftung nicht mehr erwünscht?

Freiburger Sportpreis

Im vergangenen Mai, kurz bevor die pro-russischen Propaganda-Aussagen von Slawa Bykow bekannt wurden, überreichte man ihm im Rahmen der Gala des Freiburger Sportpreises den sogenannten "Sportpreis des Staates Freiburg". Dieser wird vom Staatsrat vergeben und ist mit 5000 Franken dotiert. Die Aussagen von Bykow zum Ukrainekrieg geben der Regierung keinen Anlass zum Handeln. Didier Page, Sprecher der kantonalen Sportdirektion, sagt auf Anfrage von RadioFr.:

Ihm den Preis wieder zu entziehen, war für den Staatsrat nie eine Diskussion.

Slawa Bykows Rede beim Freiburger Sportpreis im Mai 2022 bleibt sein bisher letzter grosser Auftritt in der Öffentlichkeit. Zwei Wochen später erschienen seine Aussagen zum Krieg, welche von einem russischen Portal publiziert wurden und damals von Bykow selbst auf Anfrage bestätigt wurden. Seither ist es um die Gottéronlegende und um das Sportaushängeschild still geworden.

Die Frage steht im Raum: Wurde das beliebte Sportaushängeschild vom Kanton Freiburg Slawa Bykow zur Persona non grata?

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RadioFr. - Redaktion / Sportredaktion
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