Lockerer Umgang mit den beiden Sprachen

Die Zweisprachigkeit löst in Biel viel weniger Abwehrreaktionen aus als in Freiburg. Woher kommt das?

Anders als Freiburg ist Biel schon seit 1952 offiziell zweisprachig. © Keystone

Die Zweisprachigkeit in Freiburg bleibt ein heisses Eisen. Ganz anders in Biel, wo die West- und die Deutschschweiz ebenfalls aufeinandertreffen. Dort scheint der Sprachengraben kleiner zu sein. In seinem Buch "bilingue" ist Rainer Schneuwly den Ursachen auf den Grund gegangen.

Schneuwly ist Freiburger und arbeitet als Journalist in Bern. Mit dem Thema Zweisprachigkeit befasst er sich schon seit Längerem. Laut ihm sei das Verständnis für die andere Sprache in Biel grösser. "Die deutschsprachige Mehrheit in Biel gehört zur deutschsprachigen Mehrheit in der ganzen Schweiz", sagt Schneuwly. Deshalb befinde sie in einer vorteilhafteren Position und sei grosszügiger.

Ein Beispiel: Die Verlegung des Regionalspitals Biel ins deutschsprachige Brügg bereitet der französischsprachigen Minderheit kaum Sorgen. "Die Verantwortlichen haben erklärt, dass die Zweisprachigkeit des Bieler Spitalzentrums in Brugg aufrechterhalten wird." Daran scheinen die Romands nicht zu zweifeln. In Freiburg hingegen sorgt das Spital in Zusammenhang mit der Sprachenfrage immer wieder für Diskussionen.

Weiterhin keine Klarheit in Freiburg

Auch bei der geplanten Fusion von neun Gemeinden zu Grossfreiburg sieht Rainer Schneuwly keinen Fortschritt für die Zweisprachigkeit. Geplant ist lediglich, dass die deutschsprachige Minderheit bei der Verwaltung Auskunft in ihrer Muttersprache erhält. "In persönlicher Hinsicht bin ich enttäuscht, dass die Sprachenfrage bei diesem Projekt nicht gelöst werden soll", sagt der Journalist. Lange sei zu erwarten gewesen, dass Freiburg oder Grossfreiburg zweisprachig wird. "Thierry Steiert, der Syndic von Freiburg, hat mir das in Gesprächen zu meinem Buch auch so in Aussicht gestellt."

Nichtsdestotrotz stellt Rainer Schneuwly Veränderungen fest. "Meines Erachtens hat ein grosser Teil der Freiburger Bevölkerung verstanden, dass die Zweisprachigkeit eher ein Vor- statt ein Nachteil ist", sagt er. Jetzt gelte es, der skeptischen Minderheit die Ängste vor ihr zu nehmen. Zudem müsse ein Sprachengesetz her, welches es den Gemeinden ermöglicht, zwei offizielle Amtssprachen einzuführen. Daran arbeitet der Staatsrat zurzeit.

RadioFr. - Yves Kilchör / pef
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