Zwischen Ausdauer und Schnellkraft

Mit dem intensiven Spielplan von Gottéron spielt die Erholung eine zentrale Rolle. Konditionstrainer Simon Holdener spricht über Herausforderungen und Risiken.

Eine Art Prototyp für den idealen Eishockeyprofi ist für Simon Holdener der Stürmer Christoph Bertschy. © Keystone

Freiburg-Gottéron hat am Mittwoch in Lausanne das längste Spiel der Klubgeschichte in der dritten Verlängerung mit 2:3 verloren. Genau vier Stunden und 39 Minuten dauerte die intensive Partie - inklusive den Pausen zwischen den Dritteln. Gottérons Dauerbrenner Ryan Gunderson stand zum Beispiel über 42 Minuten auf dem Eis. Lausannes Christian Djoos hatte 50:53 Minuten Eiszeit. Am Donnerstag nach der Niederlage hatten die Gottéron-Spieler einen freien Tag, ehe am Freitag ein kurzes Eistraining stattfand. 

Genügend Schlaf ist das Wichtigste 

Die wichtigste Form der Erholung in der aktuellen intensiven Phase ist der Schlaf, so Gottéron-Konditionstrainer Simon Holdener. Die Spiele finden sehr spät statt und die damit verbundenen Reisezeiten nehmen den Spielern dabei wertvolle Schlafenszeit. Besonders nach Verlängerungen, in denen die Spieler auf der letzten Energie-Reserve spielen, benötigen sie eine ausgewogene Erholungsphase. Dazu meint Simon Holdener: 

Es geht darum, dass der Körper lange Ruhe hat

Der Playoff-Modus mit dem intensiven Spielplan und Verlängerungen bringen die Spieler ans Limit, so Simon Holdener: "Einerseits besteht die Gefahr von Verletzungen durch übermässige Belastung und Ermüdung. Andererseits können die Spieler schlicht physisch und psychisch nicht mehr die Höchstleistungen erbringen. In der Schlussphase in Lausanne war es höchstens noch Bier-Liga-Eishockey".

Die Ansprüche an die Hockeyprofis sind im Vergleich zu anderen Sportarten einzigartig, meint Holdener. Es ist eine Sportart, die sowohl Schnellkraft als auch Ausdauer verlangt. "Heute ist das Spielerprofil schnellkräftig. Neuromuskulär sind sie eher mit einem Sprinter zu vergleichen, als mit einem Marathonläufer", erklärt der Gottéron-Konditionstrainer und meint:

Ein Sprinter kann einfach nicht eine Top-Leistung bringen, wenn er jeden zweiten Tag einen 100 Meter Weltrekord aufstellen soll

Christoph Bertschy als perfektes Beispiel

Eine Art Prototyp für den idealen Eishockeyprofi ist für Simon Holdener der Stürmer Christoph Bertschy. Er besitzt sowohl grosse Schnelligkeit, als auch die notwendige Kraft. Ob der Düdinger auch die nötige Ausdauer hat, wird sich zeigen. "Es wird sicher sehr spannend sein, ihn weiterhin zu verfolgen", ergänzt der Konditionstrainer. Gleichzeitig sind solche Spielertypen wie Bertschy aber auch dem Risiko ausgesetzt, dass die Ausdauer nachlässt. 

Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer lassen sich fast nicht in einem Spieler vereinen. "Das ist wie wenn man von einer Giraffe verlangt, dass sie den Baum hochklettern soll. Das wird sie nicht können", sagt Simon Holdener. 

RadioFr. - Martin Zbinden
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