Zwischen neuen Ideen und öffentlichem Auftrag

Ab Januar 2023 entscheiden zehn neue Köpfe über das Programm der Freiburger Konzerthalle Fri-Son. Ein Fährtenlesen.

Für das Programm im Fri-Son ist ab Januar 2023 ein zehnköpfiges Kollektiv zuständig. © RadioFr.

Welches Programm braucht welches Musiklokal? Wie können Institutionen à la Fri-Son einen dynamischen Transformationsprozess verfolgen, ohne alte Glorie zu vergessen? Und wie können dabei diverse Perspektiven gegenwärtigen Lebens miteinbezogen werden?

In der fast 40-jährigen Geschichte des Fri-Son war es phasenweise schon einfacher, ein für Publikum und Portemonnaie funktionierendes Programm zu schustern. Ein solcher sozialer und kultureller Umschlagsplatz hat heute einen reichhaltigeren Ämtchenplan, als "nur" angesagte Mucke über die Anlage dröhnen zu lassen.

Die 80er-Idee der Lärmhalle befindet sich seit mehreren Jahren in einer Umdeutungsphase. Ah ja, Corona. Die Pandemie war keine Initialzündung, sondern eher Katalysator, der laufende Wandlungsprozesse beschleunigte und Problematiken verdeutlichte. So auch im Fri-Son. Schon vor den Monaten mit Distanzempfehlung hatte das Fri-Son Mühe, eine spürbare Nähe zwischen dem Ort und einem konkreten Konzept zu schaffen. Aus dieser Zeit des reflektierten Hirnens entsprang die Idee eines 10-köpfigen Kollektivs, das sich anstatt einer einzelnen Person um das Programm der Freiburger Konzerthalle kümmern soll. "Damit können wir nicht nur den Druck eines solchen Amts auf mehrere Schultern verteilen, sondern machen das Fri-Son auch ein Stück weit unabhängiger von einer bestimmten Programmidee dieser Person,“ erläutert Martina Kull, die neue künstlerische Leiterin des Fri-Son.

Das Kollektiv ist jung, divers, mit unterschiedlichen Expertisen und ist sich aktuellen Diskursen bewusst. "Die grosse Challenge wird es sein, aktuell relevante Acts, Performances und Themen zu programmieren, ohne dabei die Geschichte des Fri-Son zu vergessen," sagt Alexis Rüeger, Teil des neuen Kollektivs und Mitglied des Vorstands. Bref, eins mit allen und allem für alle? Das Kollektiv ist sich der Schwierigkeit der Aufgabe bewusst, aber die zehn Personen wurden so ausgewählt, dass sie ein sich ergänzendes Kollektiv bilden. Ein Hoch auf konsensorientierte Zusammenarbeit.

Das Ganze ist aber kein entgrenzter Mummenschanz einer expressiven Equipe. "Der öffentliche Vermittlungsauftrag muss erfüllt werden. Das Fri-Son soll und kann sowohl Nische und die breite Bevölkerung mit dem Programm ansprechen," zeigt sich Kull überzeugt. Zehn Köpfe, die das Jetzt filtern und sich bewusst mit gegenwärtigen Diskursen und künstlerischen Prozessen auseinandersetzen will, um vielleicht eine dynamischere Story des Fri-Son zu erzählen. Wir hören zu.

Dieses Kollektiv besteht aus Martina Kull, Léa Romanens, Alexis Rüeger, Séléna Bühler, Nicolas « Conan » Cretegny, Maxime Barras, Cedric Blaser und aus Vi Flückiger, Marie Thiébaud und Alan Morel von Genre Nocturne.

Die ganze Sendung mit Martina Kull und Alexis Rüeger zum Nachhören:

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RadioFr. - Valentin Brügger
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