"Ihr Haus steht in Flammen"
2019 kam beim Brand der Conciergerie des Poya-Schlosses eine Person ums Leben. Monika wurde frühzeitig geweckt und konnte sich retten.

RadioFr. hat mit Betroffenen des Poyabrandes gesprochen. Alle Folgen der Serie erscheinen fortlaufend auf RadioFr. und sonntags als ganzer Podcast auf Frapp und Spotify
Nach einem schwierigen Tag will Monika nur noch eines: alleine sein. Sie kommt am 6. April 2019 zwischen 22:00 und 22:30 Uhr nach Hause und geht schon bald darauf ins Bett. In der Nacht hämmert eine Person wild an die Eingangstür der Wohnung. Eine laute Männerstimme erklingt. "Öffnet die Tür, öffnet die Tür". Monika hat Angst. Ein Mitbewohner von ihr kommt der Aufforderung schliesslich nach. Am Eingang steht ein junger Soldat. "Ihr Haus steht in Flammen", sagt er.
Zuerst versteht Monika gar nichts. "Ich habe nichts vom Feuer gesehen und keinen Rauch wahrgenommen", sagt sie. Der Soldat der gegenüberliegenden Poya-Kaserne hat jedoch bemerkt, dass es im ersten Stock der Conciergerie des Poya-Schlosses brennt.
Im Haus aus dem Jahr 1912 befinden sich zwei WGs. Eine Treppe verbindet die beiden Wohnungen im Haus, das unter Denkmalschutz steht. Monika lebt seit knapp einem Jahr im Erdgeschoss. Sie stammt aus Österreich und arbeitet für die Universität Freiburg.
Flammenteppich
Monika zeigt dem Soldaten an der Tür die Verbindungstreppe. Er geht nach oben. Unterdessen verlässt Monika die Wohnung zusammen mit einem Mitbewohner, einer Mitbewohnerin, deren Freund und einem Bewohner der WG im oberen Stockwerk. Persönliche Gegenstände nimmt sie nicht mit. Sie rechnet damit, kurze Zeit später wieder zurückkehren zu können, wenn das Feuer gelöscht ist. Noch ahnt sie nichts von der Dimension des Brandes.
Vor dem Haus bemerkt sie ein offenes Fenster. "Eine der Mitbewohnerinnen vom ersten Stock hatte ihr Zimmer dort, ich habe ihren Namen ein paar Mal laut gerufen", sagt Monika. Schliesslich taucht die Mitbewohnerin am Fenster auf. Über das Vordach kann auch sie sich in Sicherheit bringen.
"Es war ziemlich chaotisch", sagt Monika. Zu diesem Zeitpunkt ist sie überzeugt, dass mittlerweile alle das Haus verlassen haben. Zusammen mit zwei Soldaten - ein weiterer ist zu Hilfe geeilt - geht die Gruppe den Schotterweg entlang und überquert die Strasse. Monika dreht sich um und sieht zum ersten Mal das Feuer. "Es war ein Flammenteppich." Monika ist fasziniert. Noch nie hat sie so etwas erlebt.
Denkt Monika heute an die Ereignisse jener Nacht zurück, kommen sie ihr surreal vor. Ein normaler Abend, der eine völlig unerwartete Wendung nimmt.
Ein schlimmes Erwachen
Als noch ein weiterer Bewohner der WG im ersten Stock und ein Gast von ihm zur Gruppe stossen, weicht Monikas Faszination für das Feuer einer schlimmen Erkenntnis. Der Mitbewohner informiert sie, dass Waqas fehlt - ein WG-Mitglied. "Bist du sicher?", fragt Monika ihn. Bis zu diesem Moment nahm sie an, Waqas sei Frankreich - Monika erfährt jedoch, dass er schon wieder zurück in Freiburg ist.
"Wir hatten noch immer die Hoffnung, dass er um die Ecke kommt", sagt sie. Doch in Waqas Zimmer wüten die Flammen. Die Soldaten bringen die Gruppe zur Kaserne. Erst jetzt taucht die Feuerwehr auf. Für Waqas kommt jede Hilfe zu spät - er stirbt.
Bis heute ist die Ursache des Brandes unklar. Nach der verhängnisvollen Nacht kam Monika bei einer Freundin unter, die sich um sie kümmerte. Mittlerweile konnte sie das Unglück verarbeiten. Geholfen hat ihr, dass sie im Vergleich zu den WG-Mitbewohnern im oberen Stockwerk nie direkt Angst um ihr Leben hatte.
Für Séverine, die über das Vordach fliehen musste, war die Situation bedrohlicher. Über ihre Erfahrung berichtet sie in der nächsten Folge.
Zur ersten Folge der Serie