«Womit hast du deinen ersten Lohn verdient?»

Wie Jung und Alt verbindet, wie Senioren zu Jugendlichen stehen und was junges Gemüse von der Kraft gereifter Weisheit ziehen können, aber auch umgekehrt - das möchte FRAPP wissen.

Marc zeigt sein allererstes Lohncouvert mit dem ersten Zahltag drin. Er hat das Geld nie ausgegeben, aber als Glücksbringer seither aufbewahrt.

So viel vorweg: So anders sind die Generationen gar nicht, und ja, den momentanen Umständen zum Trotz oder sei Dank: da müssen wir alle gemeinsam durch! Hauptsache, verbindlich, verständnisvoll und in einem respektvollen und spielerischen Umgang.

Im ersten Teil äussern sich Marc Riedo und Dylan Porchet zu wirtschaftlichen Themen.

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Jugendliche Weise: Marc Riedo, 1971, Geschäftsführer von AERNI Bern und RIEDO Coiffure

Auf die Frage «Womit hast du deinen ersten Lohn verdient?» zeigt Marc sein allererstes Lohncouvert mit dem ersten Zahltag drin. Er hat das Geld nie ausgegeben, aber als Glücksbringer seither aufbewahrt: «Ich habe als 15-jähriger Coiffeur-Lehrling im ersten Lehrjahr meinen ersten Lohn von 64.40 Franken bekommen. Davor gab es etwas Sackgeld bei der Mitarbeit im Lager des Coiffeurgeschäfts meiner Eltern. Mit dem ersten richtigen Lohn nach der Lehrzeit habe ich mir Zweimeter-Völkl-RS-Latten gekauft – die Kundin arbeitete beim Schweizer Skiverband und ich fand sie sehr hübsch und nett, denn nach den Traumbrettern blieb nichts mehr übrig vom Lohn.»

Marc Riedo ist mit der über 90-jährigen Betriebsgeschichte seiner Familie gross geworden und übernimmt seine Vorbilder aus deren Wurzeln: «Meine Eltern und Grosseltern haben alle am selben Strick gezogen, viel gemeistert und mit echtem Herzblut gearbeitet. Ich durfte diese Begeisterung als Kind und Jugendlicher immer miterleben. Später, als ich bei Aerni meine Lehrzeit absolvierte, durfte ich das Strukturierte kennen und schätzen lernen. Ich glaube, diese Verbindung entspricht mir: Die gelebte Leidenschaft für das Handwerk und Strukturen im Unternehmen, die mir von meinen Vorbildern vorgelebt wurden.»

Was ihn zu einem guten Chef mache, beantwortet Marc Riedo ziemlich bescheiden: «Da müssten wir mein Team fragen. Aber ich glaube, das Vorleben einer Überzeugung ist sehr wichtig, damit das Umfeld sieht, welche Werte wichtig sind. Mein Rezept als Chef ist, wertschätzend zu führen.» Er selber lebt diese Werte authentisch und ehrlich vor: «Vor allem, weil wir so nahe an Kundin und Kunde arbeiten und als Team soviel Zeit bei der Arbeit miteinander verbringen, braucht es Wertschätzung in der Begegnung und im Miteinander. Wir müssen Menschen gerne haben, um Mitarbeitende und unsere Kundschaft wert zu schätzen.»

Weise Jugend: Dylan Porchet, 2000, nach der Matura absolviert er derzeit den Zivildienst am HFR Tafers, angehender Medizinstudent, Gemeinderats-Kandidat der Jungen Liste Düdingen

Auch Dylan Porchet hat von seinem Elternhaus früh mitbekommen, wie wichtig es ist, eigenes Geld zu verdienen, und der Satz seiner Mutter «Tue das uf dSite für später» kam ihm einige Male zu Ohren. «Die ersten eigenen ‘Batzeli’ habe ich im Friseursalon meiner Mutter verdient. Da lag beim Haare aufwischen, das eine oder andere ‘Fränkli’ drin.»

In seiner Kindheit hat er sein eigen erfundenes Geschäft eingeführt: «Als ich fünf Jahre alt war, habe ich in meinem Zimmer ein kleines Zelt aufgebaut und Decken ausgelegt. Kamen Gäste, meist Familienmitglieder, durften sie sich bei mir im Zelt massieren lassen. Dafür stellte ich eine Eieruhr.» Eine Session ging fünf Minuten und wurde von Klein’ Dylan mit einem «Füf Franke, bitte» einkassiert.

«Meinen ersten richtigen Lohn erhielt ich dann mit 16 Jahren als Gymnasiast in der Service-Aushilfe.»

Was nimmt Dylan Porchet von seinen Vorbildern mit? «Bescheidenheit, Wertschätzung und Anstand. Das sind sicher drei wichtige Werte, die mir von meiner Mutter mit auf den Weg gegeben wurden. Zudem verdanke ich ihr ein intaktes Umfeld und gute Leute, auf die ich mich verlassen kann.» Der Erziehung seiner Mutter verdankt er auch, dass er gut mit Menschen kann, schnell ins Gespräch kommt und für sein junges Alter bereits viele bereichernde Erfahrungen sammeln konnte.

Wenn Dylan Vorgesetzter ist, wie sieht er sich in dieser Rolle? Er unterstreicht die Vorbildfunktion eines Chefs, der sich nicht abheben sollte: «Er oder sie muss sich als Teil eines Teams sehen. Ihre oder seine Aufgabe ist es, dass sich die Mitarbeitenden mit den Werten des Unternehmens identifizieren können und eine gemeinsame Vision verfolgen.» Ihm als Chef wäre es sehr wichtig, authentisch und menschlich zu bleiben und dazu gehört auch: «sich selber Fehler eingestehen zu können.»

Frapp - Martina Schelker
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