Als das alte Bad Bonn abgerissen wurde

Für die Familie Henkel, Besitzer des Kurhotels Bad Bonn, war es schwierig, das Unternehmen aufzugeben. Dieses wurde wegen des Schiffenensees abgerissen.

Vor 60 Jahren wurde das ehemalige Bad Bonn im Schiffenental abgerissen. Dies samt Bad, Hotel und Kapelle. Hermann Henkel erzählt davon. © Keystone / RadioFr.

Das ehemalige Bad Bonn war schweizweit für seine heilende Wasserquelle bekannt. Zudem diente das Bonn 1960 als Kulisse für den Schweizer Heimatfilm "Anne Bäbi Jowäger" unter der Regie von Franz Schnyder.

Das Kurhotel Bad Bonn gehörte der Familie Henkel. Das letzte Familienmitglied, Hermann Henkel, erinnert sich noch gut an das Leben im Tal und im Bonn. Und auch an den Moment, als es abgerissen wurde.

Eine lebhafte Kindheit

Hermann Henkel genoss das Leben im Tal mit seiner Familie. Er wuchs im Bonn in einer Grossfamilie auf, mit Eltern, Grosseltern, den Onkeln und seinen drei Brüdern. Er erzählt stolz vom Familienbetrieb: Das Bad Bonn sei sehr lebhaft gewesen. Durch die vielen Kurgäste aus der Deutschschweiz, aber auch wegen des Brügglis, das in das französische Freiburg führte, war dort unten viel los. Diese Kundschaft schätzte das Bad Bonn unter anderem auch fürs Schröpfen (siehe Bild).

Im Bad Bonn hat die Grossmutter Hermann Henkels die Gäste geschröpft. Bild: SRF Antenne "Untergang von Bad Bonn"

Zum Bad Bonn hat auch eine Kapelle gehört, in der jeden Sonntag eine Messe stattfand. Dafür kamen auch Leute von Courtepin oder Courtaman her, so Henkel.

Im Schiffenental war das Bad Bonn die grosse Attraktion. Doch es war nicht das Einzige "dort unten". Nebst dem Kurhotel gab es mehrere Familien mit Bauernhöfen. Hermann Henkel sei jeden Tag mit ungefähr 20 Kindern vom Bonn bis nach Düdingen in die Schule gelaufen. Der Schulweg dauerte um die 45 Minuten. Die Tal-Kinder mussten früh aufstehen, um pünktlich in der Schule zu sein.

Der Schulweg war eine lebhafte Sache. Wir hatten mit so vielen Kindern deshalb oft über eine Stunde für in die Schule.

In seiner frühen Jugend habe Hermann Henkel immer gerne seinem Grossvater geholfen, das Bonn-Brüggli zu reparieren, was regelmässig nötig gewesen sei. Als es einen Wechsel beim sogenannten Brüggli-Bauer gab - also die Person, die für die Brücke verantwortlich war - habe Hermann Henkel an den Wochenenden die Brüggli-Gebühren einkassiert. Die 20 Rappen pro Passage dienten dem Unterhalt der Brücke.

Bonn: Eine heilpädagogische Anstalt?

Als Hermann Henkels Vater das Bad Bonn vom Grossvater übernommen hat, hatte er andere Pläne für die Weiterführung des Kurorts. Er übernahm das Bad Bonn mit der Absicht, es auszubauen. Als studierter Heilpädagoge hatte er die Vision, daraus ein heilpädagogisches Heim zu machen. Doch als ihm der Ausbau verwehrt blieb, platzte dieser Traum und das Bad Bonn wurde weiterhin als Kurhotel geführt. Ausserdem erfuhr er bereits in den 1940er-Jahren, dass es im Schiffenental irgendeinmal einen See geben werde und sich somit ein Ausbau nicht lohnen würde.

Also hat Hermann Henkels Vater das Bad Bonn so weitergeführt wie bereits der Grossvater. Bis die Talbewohnerinnen und -bewohner die Nachricht erhielten, dass sie fort müssen, weil in Schiffenen eine Staumauer gebaut wird.

Bis zum Schluss haben der Vater und weitere Bewohnerinnen und Bewohner des Schiffenentals versucht, ihr Zuhause zu retten - ohne Erfolg, wie Hermann Henkel erzählt.

Es war schwierig. Meines Wissens war alles von vornherein festgelegt, wie es ablaufen soll.

Als klar war, dass das Familienunternehmen abgerissen wird, war das ein einschneidender Moment für Hermann Henkel. Er erinnert sich, wie verschiedenste Leute Interesse an den noch brauchbaren Überresten des Bad Bonns hatten. Zum Beispiel waren die Biberschwanzziegel des Dachs oder die Eichenbalken von grossem Interesse. Der Rest wurde gesprengt, bis auf einige Gebäude, die als Übungszwecke für das Militär übriggelassen wurden.

Hermann Henkel schoss das Bild der Kapelle beim Bad Bonn, kurz nachdem sie abgerissen wurde. Bild: zvg

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Schiffenentals erhielten für die Überschwemmung ihres Landes eine Entschädigung - zwei Franken pro Quadratmeter Land.

So entstand das Neu Bad-Bonn

So musste die Familie Henkel in Düdingen eine neue Bleibe finden. Dabei wurde die Grossfamilie getrennt: Die Grosseltern und die Onkel haben in Düdingen eine Wohnung gemietet. Für Hermann Henkel und seine Familie habe man lange nach einer gleichwertigen Lösung gesucht, jedoch nichts gefunden. So lebte er mit seinen Eltern und den Brüdern übergangsmässig in einer Militärbaracke - an der Stelle, wo das heutige Bad Bonn steht.

In einer Hälfte der Baracke hat die Familie gelebt, in der anderen Hälfte befand sich die Wirtschaft der Eltern. Die Familie Henkel hatte aber noch keinen Namen für die Wirtschaft. So hat sich Hermann Henkel dafür entschieden, sie Neu Bad-Bonn zu benennen und hat eine entsprechende Aufschrift angebracht.

Hermann Henkel hat die Aufschrift auf der Militärbaracke angebracht. Bild: zvg

In den 1970er-Jahren wurde die Militärbaracke umgebaut in das Gebäude, welches noch heute dort steht. Herr und Frau Henkel haben das Restaurant bis ans Lebensende geführt - danach übernahm ihr Sohn Hermann die Beiz. Für ihn sei die Bewirtschaftung des Bad Bonn jedoch schwierig gewesen, weshalb er es dem Tonverein Bad Bonn verpachtet hat. 

Seit 2002 ist das Bad Bonn im Besitz von Daniel "Duex" Fontana und Patrick Boschung. Heute ist das Bad Bonn viel mehr als nur eine Beiz. Es ist ein Kulturlokal, welches auch ausserhalb der Kantonsgrenze bekannt ist.

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RadioFr. - Tracy Maeder
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