Das Museum Murten als Entstehungsort für junge Kunst

Im Rahmen einer dreiwöchigen Residenz haben sechs junge Kunstschaffende vor Ort Werke kreiert, die nun in einer Ausstellung zu sehen sind.

"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
"Die Interaktionen mit den Mitwirkenden und dem Ort war sehr bereichernd." © Museum Murten
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Dass das Museum Murten eine Künstlerresidenz anbietet, ist ein Novum. "Das Museum soll nicht nur Präsentations-, sondern auch Schaffensraum sein", meint Denis Decrausaz, der Kurator des Museums Murten. Nebst seinem Auftrag, die Sammlung aufzubewahren und Wechselausstellungen zu kuratieren, ist für Decrausaz das Engagement für junge Kunst von grosser Bedeutung. "Ich will, dass das Museum auch ein lebendiger Ort ist, wo junge Künstlerinnen und Künstler Inspiration und Wirkungsraum finden", zeigt sich Decrausaz überzeugt.

Die Idee zur Residenz im Gebäude der alten Mühle stammt von einem Austausch zwischen Decrausaz und Maxime Barras, dem Gründer des Freiburger Magazins État Des Choses, das literarischen und künstlerischen Reflexionen über die Gegenwart eine Plattform bietet. "Die sechs Mitwirkenden stammen aus dem Umfeld des Magazins", erläutert Barras. "Für sie ist diese dreiwöchige Residenz in einem Museumskontext zusammen mit anderen Kunstschaffenden eine exzeptionelle Erfahrung." Das Wirken vor Ort ist dabei ein zentraler Aspekt des Projekts, da vor allem jungen Künstlerinnen und Künstlern selten geeignete Räume für Kreation und Präsentation zur Verfügung stehen. So haben die Residierenden in den vergangenen drei Wochen das Momentum wahrgenommen, um zu experimentieren, zu interagieren und ad hoc Kunstwerke zu schaffen. Entstanden ist eine Ausstellung mit über 20 unterschiedlichen Werken unter dem Übertitel "Jenseits der Erinnerung".

Diverse Perspektiven

Passend zum Themenschwerpunkt des Magazins État Des Choses fokussiert sich auch ein Grossteil der Ausstellung auf Fragen zum Kern von dem, was eine Person gegenüber ihrer Umwelt ausmacht. Die ausgestellten Werke sind dementsprechend sehr ausdrucksstark: Die abstrakten und gefühlsintensiven Gemälde von Bujar Dalipi alias Gunflamm, der sein inneres Unwetter auf der Leinwand entlädt. Die verwandelten Einrichtungsobjekte von Noémie Balazs, die mit ihren Werken eine Vision von Zuhause kreiert, die sie als viel umgezogene Person nur als Attribute ihrer Identität ohne geografische Verankerung kennt. Die sehr szenischen und fast wimmelbildartigen Grossformate von Aladin Commend und Thomas Sauser, die sich epochenübergreifenden Techniken bedienen und Gegenpositionen künstlerischer Art erschaffen.

Speziell im Museum Murten ist die Einbettung der neuen Werke in die bestehende Ausstellung. Diese Juxtaposition von Objekten und Kunstwerken mit unterschiedlicher Bildsprache, Bezugspunkte und Zeitlichkeit generiert zudem einen spannenden Interpretationsraum, in welchem die im Titel der Ausstellung evozierte Frage nach Erinnerung und Zugehörigkeit widerhallt.

Die Werke der Residierenden regen an, werfen Fragen auf und provozieren Perspektivenwechsel. So erinnert beispielsweise die Skulptur von Naomi Gamarra an eine Meerjungfrau. Mythos und Symbol, das in der Geschichte von diversen Kulturen reproduziert wurde. Gamarra hat Wurzeln in Bolivien und hat sich mit den Mythen, Legenden und Gottheiten befasst, die vor dem Einfall europäischer Kolonialisten bestanden und von diesen umgedeutet wurden. Die Künstlerin geht in ihrem Werk der Frage nach, "wie Symbole, Bilder und deren veränderte Deutung in einem bestimmten Kontext Gemeinschaften beeinflussen."

Wahrnehmung und Fokus

Zeit und Raum einer Residenz generieren oftmals einen geschärften Fokus. Für das Schaffen von Min Deng bedeutet dies vor allem Introspektion und sensitives Abtasten des Schleiers zwischen Innen- und Aussenwelt. Der Künstler kam vor rund sechs Jahren nach Lebensabschnitten in Chile, China und Kalifornien nach Freiburg. "Anfangs hatte ich kaum ein soziales Umfeld und meine Ausbildung zum Interactive Media Designer war ziemlich intensiv." Kreatives Schaffen zwischen Malerei, Musik und digitaler Kunst bildet für Deng die aufrichtige Auseinandersetzung mit seinen Emotionen, Erinnerungen und Wahrnehmungen sowie eine Wiederanknüpfung mit einer instinktiveren Form der Kreativität. Für die Ausstellung im Museum Murten hat Min Deng unter anderem ein farbintensives und ausdrucksstarkes Grossformat geschaffen, das auf dem steinernen Boden des Museums entstand. "Der Residenz-Kontext befördert ein fokussiertes, intuitiveres und vielleicht ein ehrlicheres Schaffen", wie Deng anfügt. Eine weniger verkopfte und spontanere Herangehensweise, die auch bei der Lancierung dieses Residenz-Projekts eine wichtige Rolle spielte. "Wir hatten anfangs nicht einmal einen Titel für die Ausstellung", so Maxime Barras von État Des Choses. "Dass die sechs Mitwirkenden innerhalb von nur drei Wochen all diese Werke dieser Ausstellung realisiert haben, ist bemerkenswert.“

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RadioFr. - Valentin Brügger / rb
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