"Das Schlimmste wäre, Betten schliessen zu müssen"
Pflegefachkräfte fehlen auch bei der Stiftung St. Wolfgang. Sie hat die Angehörigen von Heimbewohnenden über die Missstände informiert.

"Viele Mitarbeitende sind mit ihren Kräften am Ende", schrieb die Stiftung St. Wolfgang Ende Juli. Radio Fr. liegt der Brief vor, mit dem Angehörige, Freunde und Bekannte von Heimbewohnenden über die veränderte Pflegelandschaft informiert werden sollten. In den fünf Heimen der Stiftung in Wünnewil-Flamatt, Bösingen, Schmitten und Düdingen würde sich die hohe Ermüdung und Erschöpfung des Personals durch Corona zeigen. Die Ausfälle wegen Krankheit nähmen stetig zu, ausserdem hätten sich schon viele Pflegende entschieden, auszusteigen und etwas anderes zu suchen.
Pensionierte Babyboomer, schwierige Rekrutierung
Verschärft wird der Personalmangel durch die Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer. Neues Fachpersonal zu finden, sei eine grosse Herausforderung, heisst es im Schreiben der Stiftung St. Wolfgang weiter und es dauere länger, Stellen neu zu besetzen.
Momentan könne man die Betreuung der Heimbewohnenden noch rund um die Uhr gewährleisten. Das Schlimmste wäre laut Geschäftsführer Ivo Zumwald aber, wenn man aufgrund des Personalmangels künftig Betten schliessen müsste. Im Düdinger Pflegeheim Wolfacker können zurzeit fünf Betten nicht mit künftigen Bewohnenden besetzt werden, da man das Personal dafür schlicht nicht hat.
Personalmangel schon lange ein Thema
Dass die Heime der Stiftung St. Wolfgang keine Einzelfälle sind, bestätigt Claude Bertelletto-Küng, Geschäftsleiterin der Vereinigung Pflegeheime und Gesundheitsnetz des Kantons Freiburg. "Auf Kantonsebene ist die Situation bei anderen Pflegeheimen dieselbe", sagt sie. Sie höre, dass die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden schwierig sei und Pflegende oft wieder aussteigen. Dagegen werde von der Politik nicht nichts unternommen, nur gehe es zu langsam voran, auch weil mehrere Ebenen involviert seien. "Wir sind im Verzug und ich denke, da muss etwas passieren", sagt sie.
Ivo Zumwald spricht von Unterlassungssünden. Es fehle nicht wirklich an den Finanzen, sondern schlicht an den Leuten. "Und ich glaube, dort kann die Politik etwas bewirken, dass vermehrt Anreize geschaffen werden, dass die Berufsleute in der Pflege bleiben und dass genug nachrücken“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung St. Wolfgang.