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Der kämpfende Grenzgänger

Michael Wiget hat in seiner jungen Karriere schon viele Verletzungen erlitten. Doch wer steckt hinter dem grossen Kämpferherz? Ein Porträt.

Bald will Michael Wiget wieder im Sägemehl jubeln - wie hier beim Schwägalpschwinget 2021. © KEYSTONE

"Merci vielmal, das freut mich sehr!" Diesen Satz durfte Michael Wiget am Schwarzseeschwinget immer wieder sagen. Viele Leute wollten wissen, wie es dem 23-jährigen Wünnewiler geht. Der Grund: Michael Wiget ist verletzt - wiedereinmal. Geschehen ist es genau hier auf dem Schwarzsee, beim Schwingfest vor einem Jahr im dritten Gang. Einen Zwick habe es gegeben, berichtet Wiget. Zuerst habe er noch weiter schwingen wollen, aber: "Der Zwick im hinteren Oberschenkelmuskel ist einfach nicht weggegangen, das zwang mich zum Forfait. Ich dachte zuerst, dass ich am Kilchberg nochmals angreifen kann. Aber wie wir wissen, habe ich mir zwei Muskeln vom hinteren Oberschenkel abgerissen."

Der Abriss entpuppte sich als besonders fies. Bis heute hat Michael Wiget nicht nur kein Fest, sondern praktisch auch kein Training im Sägemehl bestreiten können. Vor allem über den Winter war dies mental eine Herausforderung. Doch Michael Wiget bleibt positiv: "Ich nehme es als Aufsteller, dass man aus den meisten Verletzungen stärker zurückkommt und bin überzeugt, dass es sehr gut kommt, wenn ich dem Ganzen genug Zeit lasse." Dass der 23-Jährige nicht viel Anlaufzeit benötigt, um in Schwung zu kommen, zeigte er in der letzten Saison. Kurz nach einer Verletzung bezwang er auf der Schwägalp den Eidgenossen Armon Orlik und den späteren Schwarzsee- und Kilchbergsieger Damian Ott und stand beim Bergklassiker sogar im Schlussgang.

Zwischen Tradition und Moderne

Doch wer ist der 1,96 Meter grosse Wünnewiler? Tradition sei ihm sehr wichtig, sagt Wiget und legt viel Wert auf seine bodenständige Art. Und trotzdem ist er eben auch ein Schwinger der neuen Generation. Von jener, der man nachsagt, dass sie den Schwingsport professioneller machen und ihm eine neue Richtung vorgeben. Trotz seiner traditionellen Einstellung sei er offen gegenüber dem Fortschritt, sagt Michael Wiget. Er probiere dies selbst in einem gesunden Rahmen zu machen. Zum Beispiel sei er in den sozialen Medien sehr präsent. "Einerseits bin ich mit Instagram aufgewachsen, andererseits fragen viele Leute nach. Und mit denen möchte ich auf diese Art kommunizieren, sie auf dem Laufenden halten." Und er schätze es wirklich, wie viel die Leute nach ihm fragen würden. Es mache ihn glücklich, dass die Leute die Arbeit schätzen, die er in den Schwingsport investiere. Jenen möchte Michael Wiget etwas zurückgeben und sie sicher nicht nochmals mit einer Verletzung enttäuschen.

"Ich bin ein Grenzgänger"

Abseits des Sägemehlrings studiert Michael Wiget Rechtswissenschaften. Dies an der Fernuniversität Schweiz. "Eigentlich wäre ich nach dem Eidgenössischen 2019 bei der Uni Bern eingeschrieben gewesen. Aber ich stellte fest, dass es mit dem Leistungssport besser wäre, mich für die Fernuniversität Schweiz zu melden." Mit Corona und dem ganzen Fernunterricht hätte er den Bachelor nun aber gerade so gut in Bern machen können, sagt Michael Wiget und schmunzelt.

Apropos Bern: Der Wünnewiler schwingt nicht für den Südwestschweizer Teilverband, sondern für den Berner. Ein Freiburger beim Kantonsnachbarn? Im Eishockey gilt dies nach wie vor als Todsünde. Im Schwingen schlägt die Tatsache offenbar weniger hohe Wellen. "Ich bin ein Grenzgänger - das war ich schon immer", sagt Michael Wiget lachend. Doch dann fügt er an: "Meine Mutter kommt ursprünglich aus Laupen. Darum der Heimatbezug zu meiner Mutter und auch zum Berner Teilverband." Es habe sich für ihn bewährt, ein Wechsel sei noch nie ein Thema gewesen. Das bedeutet aber nicht, dass Wiget wenig Bezug zum Kanton Freiburg hat -  im Gegenteil! Nach wie vor wohnt er in Wünnewil, wo er auch aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Auch das Gymnasium besuchte Wiget anschliessend in Freiburg.

Spätestens beim ESAF will Wiget wieder im Sägemehl stehen. Gut möglich, dass es sogar noch für ein Fest vorher reicht. In Pratteln will der Wünnewiler seinen zweiten eidgenössischen Kranz holen. In der Statistik würde dieser zwar beim Berner Kantonalen Schwingerverband auftauchen. Ein grosser Teil des höchstdotierten Eichenlaubs ginge aber auch in den Kanton Freiburg!

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RadioFr. - Ivan Zgraggen
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