"Ein Wildtier kann der Natur keinen Schaden zufügen"

Der Biber erobert seinen Lebensraum in der Region zurück. Wildhüter Martin Jelk erklärt, warum es zwischen Tier und Mensch zu Konflikten kommt.

Biber sind die grössten einheimischen Nagetiere in Europa. In der Schweiz ist diese Tierart bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ausgestorben. Er wurde vor allem wegen seines Pelzes gejagt. Er hat eines der dichtesten Felle der Tierwelt.

An seinem Bauch hat der Biber über 23'000 Haare pro Quadratzentimeter

In den Fünfzigerjahren wurden die ersten Wiederansiedlungsversuche gemacht. Der Biber hat sich seinen Lebensraum anschliessend peu à peu zurückerobert und ist hierzulande seit 1962 bundesrechtlich geschützt.

Symbolbild (Unsplash)

Wie viele Biber es in der Region gibt, kann und will der Wildhüter Martin Jelk nicht beantworten.

Die Frage ist doch eher, wie viel ist viel?

Die theoretisch mögliche Populationsgrösse sei eigentlich immer grösser als die vom Faktor Mensch als passend empfundene, erklärt er. "Die Natur reguliert sich früher oder später selber."

Im Biberkonzept vom Kanton wurde der Bestand im Jahr 2008 auf rund 100 Biber geschätzt. Diese Zahl sei aber mittlerweile um ein Vielfaches höher.

Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier

Keine andere einheimische Tierart vermag eine Landschaft so zu verändern wie der Biber.

Der Biber ist ein fantastischer Landschaftsingenieur

Indem er Gewässer staut, Höhlen in die Uferböschung gräbt und Bäume fällt, kann er ganze Landschaften umgestalten. Dies birgt einerseits Gefahren - und andererseits Konfliktpotenzial.

Überschwemmung durch Damm in Zirkels

Ein Biberdamm kann unter anderem eine Überschwemmung auslösen, wie bei Zirkels in Schmitten beobachtet werden kann. Dort ist die Taverna über die Ufer getreten und es ist quasi ein Parallel-Gewässer entstanden, das neben dem eigentlichen Bach in der Wiese verläuft.

So ein Fall kann zu Konflikten führen zwischen Tierschützenden und Bewirtschaftenden der entsprechenden Landteile.

Wenn der Bewirtschafter von diesem Land im Frühling mit seinen Tieren kommt, findet er einen grossen Sumpf vor.

Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier

Im Sinne der Natur mache der Biber keinen Schaden, erklärt der Wildhüter.

Ein Wildtier kann der Natur keinen Schaden zufügen: Es lebt in und mit der Natur.

Zum Problem werde es erst, sobald der Mensch involviert ist und etwas nicht toleriert. Martin Jelk ist in solchen Fällen als Wildhüter für den Dialog zuständig. Er bespricht die Situation und mögliche Lösungen mit den involvierten Personen und Stellen. Wenn nötig, werden Massnahmen ergriffen.

Der Umgang mit Wildtieren ist einfacher als der mit Menschen

In seinem Alltag stellt Jelk fest, dass der Umgang mit Wildtieren dabei vergleichsweise einfach sei. "Kompliziert wird es erst durch den Menschen", sagt er lachend. Wenn er jemandem vor Augen führen kann, dass das Problem, das für sie besteht, eigentlich gar keines ist, dann sei das für ihn immer ein Highlight.

30 bis 50 Anrufe pro Tag

Das und vieles mehr gehört zum Wildhüter-Alltag, der alles andere als planbar ist, wie Martin Jelk aufzeigt. Sein Telefon klingelt an Spitzentagen zwischen 30 und 50 Mal.

Meist sind es Privatpersonen, die mich suchen, weil sie ein Problem haben mit einem Wildtier wie einem Reh, Fuchs oder eben einem Biber.

Sein tägliches Geschäft wird unter anderem durch diese Gespräche bestimmt. "Tote Tiere kommen fast täglich vor. Der Rest ergibt sich durch viele Faktoren", führt Jelk aus. Die Natur entscheide schlussendlich, was wo akut ist.

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RadioFr. - Nadina Schneuwly
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