Der Verein für Freiburger Musikschaffende

Der Verein MusikActuelle engagiert sich für das Musikschaffen im Kanton Freiburg und will unter anderem wichtiges Know-how vermitteln.

Stefan Aeby ist Mitglied des Komitees von MusikActuelle. © KEYSTONE/zvg

Musikschaffende sind nebst der kreativen Arbeit auch mit vielen administrativen Fragen konfrontiert. Auf der To-Do-Liste finden sich diverse Punkte von Promo-Arbeit, über Distribution beispielsweise via Streamingkanäle bis zu Abklärungen bezüglich der sozialen Vorsorge. 

Der Verein MusikActuelle bietet Musikschaffenden aus dem Kanton Freiburg in vielen diesen Bereichen Hilfe an. Die gemeinnützige Vereinigung agiert auch als Ansprechpartner gegenüber Behörden sowie Politik und kommuniziert über die Realitäten im Bereich der aktuellen Musik. 

Der Freiburger Jazz-Pianist Stefan Aeby, selbst seit gut zwei Jahrzehnten als professioneller Musiker unterwegs, ist Gründungs- und Komiteesmitglied von MusikActuelle. 

Valentin Brügger, RadioFr. (VB): Aus welchem Bedürfnis heraus entstand die Idee zum Verein?

Stefan Aeby (SA): Das geht auf die Corona-Zeit zurück, in der wir gemerkt haben, dass wir als Musikerinnen und Musiker ein Problem haben. Nicht nur in Freiburg, sondern allgemein in der Schweiz, haben Musikerinnen und Musiker oft zu wenig Kenntnis über administrative Aspekte oder vielen Finanz- und Versicherungsthemen. Und vor allem haben wir gemerkt, dass egal, ob jetzt jemand Jazz, Rock, Pop oder Rap macht, sind alle schlussendlich in der gleichen Situation. Wir mussten uns besser organisieren und vor allem zusammenschliessen. VB: Was umfasst das Angebot von MusikActuelle?

SA: Angefangen haben wir mit einer Umfrage, um noch ein bisschen zu verstehen, wer wir eigentlich genau sind und wie viel wir sind, welche Karrierepläne existieren oder was noch fehlt. Die Umfrage hat gezeigt, dass ein gewisses Informationsbedürfnis besteht. Daran arbeiten wir jetzt und haben beispielsweise Workshops für Musikschaffende organisiert. Das Komitee  besteht aus Sacha Ruffieux, Wyna Giller, Lucien Mullener, Grégoire Quartier und mir. Wir sind Leute mit einer gewissen Erfahrung. Wir haben alle mehrere Alben aufgenommen, produziert, publiziert, Tourneen organisiert, Konzerte gespielt etc. und teilen unsere Erfahrungen und Kentnisse sehr gerne.VB: An wen genau richtet sich das Angebot?

SA: Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns an die Leute richten, die heute im Kanton Fribourg Musik machen. Egal ob sie ein Instrument spielen oder mit dem Computer Musik generieren, ob sie live spielen oder nur im Studio arbeiten. Was sie stilistisch genau machen, ist gar nicht so wichtig. Es geht darum, dass sie jetzt Musik machen.

VB: Besteht in dieser Branche punkto Informationen über Subventionen etc. a priori eine Hohlschuld? Oder müsste das Informationsangebot seitens Behördern angepasst werden? SA: Absolut, und das ist auch ein anderer Aspekt dieses Vereins. Wir sehen uns auch so ein bisschen als Lobbyisten, die in erster Linie über gewisse Realitäten informieren. Wir sind regelmässig im Gespräch mit den Behörden, konnten auch bei der Ausarbeitung des neuen Kulturgesetzes des Kantons mitarbeiten. Wir haben auch einen Aufholbedarf und müssen vieles in Erfahrung bringen besser informieren.VB:  Wie bewertest du die aktuelle Situation im Kanton Freiburg gegenüber anderen Kantonen in der Schweiz?

SA: Ich finde zum Beispiel, dass der Kanton Freiburg während der Pandemie extrem gut und extrem schnell reagiert hat im Vergleich zu anderen Kantonen. In Bern oder Basel sind die Prozesse sehr viel länger gegangen. Da war es komplizierter. Ich finde auch die Reaktion des Kantons, der Stadt mit sehr vielen Initiativen, die sie ergriffen haben, sehr positiv. Ich habe aber auch den Eindruck, dass es durchaus noch andere Dinge gibt, die andere Kantone anders machen, besser machen. In anderen Kantonen wird vielleicht auch klarer kommuniziert, klarer reglementiert, damit man besser weiss, wo man für was hingehen muss. Diesbezüglich könnte man ein Freiburg noch einiges verbessern.VB: Was braucht es denn konkret noch kurzfristig oder mittelfristig im Kanton Freiburg Punkto Förderung aktueller Musik?

SA: Ein Aspekt ist die Vergabe von Residenzen in den hiesigen Clubs. Momentan ist es so, dass die Geldgeber die Mittel für diesen Zweck den Clubs überweist. Wir hätten es lieber, wenn dieses Geld direkt an die Musikschaffenden ginge. Wir wollen niemanden Geld wegnehmen, aber wir wären froh, für eine gewisse andere Argumentation bei der Verteilung dieser Gelder.VB: Was ist die Position des Vereins bezüglich Gagen für Musikerinnen und Musiker?SA: Es gibt an anderen Orten in der Schweiz momentan einige Bestrebungen, um gerade die finanzielle Situation von Musikschaffenden zu verbessern. Im Kanton Genf gibt es beispielsweise einen Verein, der gerade Gagempfehlungen gibt. Sonart, der Berufsverband der freischaffenden Musiker*innen in der Schweiz, ist auch an Gagempfehlungen dran. Was man da momentan dazu sagen kann, ist, dass diese Vorstellungen oder diese Gagempfehlungen ziemlich weit von der Realität entfernt sind. Also wirklich sehr weit von der Realität entfernt sind. Es sagt niemand von uns Nein gegen bessere Gagen. Aber das Geld dafür ist nicht da. In Basel gibt es die IG Musik, die gerade mit Soziologen zusammen eine Studie gemacht über das Publikum im Kanton Basel, um zu verstehen, wie gewisse Gelder mit Publikumszuströmen zusammenhängen oder eben nicht zusammenhängen. In Basel besteht ein sehr krasses Ungleichgewicht zwischen klassischer Musik und Unterhaltungsmusik oder aktueller Musik. Da sind wir sehr gespannt, ob das einen Prozess in Gang setzen kann, der vielleicht zu einer Umverteilung gewisser Gelder führt, woraus dann bessere Gagen resultieren. 

VB: Kommen wir zurück auf den Verein MusikActuelle. Was sind die bisherige Erfolge?

SA: Der erste Workshop, den wir gemacht haben, war ein Erfolg. Es kamen viele Leute, die alle mit einem Haufen Infos nach Hause gingen. Ich sehe es auch als Erfolg an, dass der Kanton uns jetzt zweimal um Mitarbeit gebeten hat. Einerseits bei der Diskussion über die Neugestaltung oder Neubesetzung des Zentralgefängnisses in der Stadt und andererseits das bereits erwähnte neue Kulturgesetz, wo wir aktiv mitarbeiten und uns einbringen konnten.VB: Wie entwickelt sich der Verein? Wir euer Angebot genutzt?

SA: Das ist noch etwas schwierig. Alle Musikschaffenden, alle, die betroffen sind, finden das, was wir machen, super. Aber ich glaube, dass noch zu wenige wissen, wie relevant die Informationen für sie sind. Das kann auch gut damit zusammenhängen, dass die Sache an und für sich a priori zu komplex ist. VB: Was sind die Ziele des Vereins für die nächsten paar Monate und Jahre?

SA: Wir werden im Herbst noch eine grosse Mitgliederversammlung veranstalten. Das wird voraussichtlich im Nouveau Monde stattfinden, inklusive Musik natürlich. Und bis dann hoffen wir, dass wir noch stärker mit den Behörden zusammenarbeiten.Wir wollen aktiv dabei sein und nicht einfach nur einen Forderungskatalog abgeben.

Der nächste Workshop von MusikActuelle findet am Samstag 20. Januar im l'Atelier, im ehemaligen Gutenbergmuseum, in Freiburg statt. Die Teilnahme ist kostenlos. 

 

RadioFr. - Valentin Brügger
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