"Die Gemeinden müssen wieder attraktiver werden"
So muss sich die Gemeindepolitik wandeln, wenn wieder mehr Leute für politische Ämter motiviert werden sollen.
Wenig Leute, die sich für Wahlen aufstellen lassen, viele Fälle, in denen kurz nach Amtsantritt wieder demissioniert wird. Die Gemeindepolitik scheint so, wie sie im Moment organisiert ist, in der modernen Gesellschaft nicht mehr zu funktionieren. Immer weniger Leute lassen sich für ein Amt im Gemeinderat motivieren. Was kann oder muss sich ändern?
Pirmin Bundi, ausserordentlicher Professor für öffentliche Politik am Institut für öffentliche Verwaltung IDHEAP an der Univeristät Lausanne, ist der Meinung, dass die Gemeinden ihre Bevölkerung wieder mehr an sich binden müssen:
Es gibt viele Schlafgemeinden. Die Leute übernachten nur dort, aber sind nicht wirklich Teil der Gemeinschaft.
Das heisst, sie arbeiten ausswärts und haben auch ihr soziales Umfeld an einem anderen Ort. Somit gibt es für diesen Teil der Bevölkerung keine wirkliche Motivation, sich in der eigenen Gemeinde politisch zu engagieren.
Bundi zieht auch die Arbeitgebenden in die Pflicht. Es brauche Möglichkeiten, wie beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten. Arbeitgebende, die ihren Mitarbeitenden ein politisches Amt gar verbieten, seien ein grosses Problem.
Wie viele Gemeinderäte braucht es denn?
Amtierende und ehemalige Gemeinderatsmitglieder aus der Region haben noch weitere Ideen, wie sich das System der Gemeindepolitik in Zukunft wandeln kann oder muss.
So sei es Beispiel wichtig, dass die Verwaltungen auf den Gemeinden ausgebaut werden. Die Gemeinderätinnen und -räte seien auf Spezialisten und externe Beraterinnen angewiesen, um gewisse Entscheide zu fällen, sagt die Bösinger Gemeinderätin Viktoria Malecki. Auch der Syndic von Wünnewil-Flamatt, Andreas Freiburghaus, ist überzeugt, dass eine kompetente Gemeindeverwaltung wichtig ist.
Über die ideale Grösse eines Gemeinderatsgremiums sind sich die Befragten uneinig. Otto Lötscher, ehemaliger Gemeinderatspräsident von Plaffeien, sagt:
In einem Neuner Gremium sind es schlussendlich nur sechs, sieben Leute, die den Wagen zeihen.
Malecki hingegen glaubt, dass es einfacher ist, mehr Leute zu finden, die sich zu einem kleineren Pensum engagieren, als weniger Leute, die ein grösseres Pensum übernehmen müssen.
Politisches Amt statt Rekrutenschule
Die Volksinitiative "Für eine engagierte Schweiz" fordert einen obligatorischen Bürgerdienst für alle Schweizerinnen und Schweizer. Das Initiativkomitee schlägt vor, dass anstatt des Militärdienstes beispielsweise auch ein politisches Amt übernommen werden könnte. Auch das wäre möglicherweise ein Weg, der der Gemeindepolitik Aufschwung bringen könnte.