"Wir haben im Sensebezirk noch zu viele kleine Gemeinden"

Sind Gemeindefusionen die Lösung für fehlende Gemeinderäte? Oberamtsmann Manfred Raemy liefert Antworten.

Die regionale Gemeindepolitik im Sense- und Seebezirk ist ähnlich und doch nicht ganz gleich. © RadioFr.

Die Bevölkerung scheint immer weniger motiviert zu sein, sich freiwillig zu engagieren. Dieses Phänomen lässt sich in fast allen Vereinen und Organisationen beobachten - auch in der regionalen Gemeindepolitik. Die Kandidatenlisten lassen sich zwar immer noch füllen (bei den letzten Wahlen im Jahr 2021 waren es 177 Kandidierende für 113 Gemeinderatssitze) doch die Leute reissen sich nicht um diese Plätze.

Eine mögliche Lösung: Gemeindefusionen. Bei den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten im Sensebezirk gehen die Meinungen diesbezüglich aber auseinander. Die einen sind der Ansicht, dass grössere Gemeinden den Aufwand der Verwaltung und der Gemeindeleitungen minimieren könnten. Andere fürchten um die Autonomie ihrer Gemeinde.

Der Oberamtmann vom Sensebezirk, Manfred Raemy, sieht hier vor allem bei kleineren Gemeinden Potenzial:

Es fehlen die Finanzen für genügend Personal in den einzelnen Verwaltungen. Dort machen Fusionen durchaus Sinn.

Den ganzen Sensebezirk zu einer einzigen Gemeinde zusammenschliessen, wie es etwa der Greyerzbezirk anstrebt, wäre der Extremfall. Einen grossen Vorteil würde dieser bieten: Anstatt 133 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte bräuchte es nur noch fünf bis maximal elf Personen, die die gesamte politische Führung übernehmen und Teil- oder Vollzeit angestellt werden. Ob es dann aber wirklich einfacher wäre, Leute für diese Ämter zu finden, bezweifelt Manfred Raemy: "Wer geht dieses Risiko ein, ein Vollzeitamt zu übernehmen, in das man erst noch hineingewählt werden muss?" Auch die Syndics im Sensebezirk sind im Allgemeinen nicht sehr begeisterungsfähig für Fusionsprojekte, so Raemy weiter:

Ich habe ihnen die Vision von fünf Grossgemeinden im Sensebezirk vorgestellt. Das kam nicht sehr gut an.

Man müsse hier aber auch die Bevölkerung fragen, was sie zu solchen Ideen denkt.

Einen Blick in den Seebezirk

Wie die Situation in der Gemeindepolitik im Seebezirk aussieht, erläutert Christoph Wieland, Oberamtmann von Seebezirk:

Das Problem von wenigen Freiwilligen bestehe nicht nur in der Politik, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie beispielsweise dem Vereinswesen. Demissionen gibt es im Seebezirk im Vergleich zum Sensebezirk etwas weniger. Fusionen funktionieren hier häufig besser, weil die Gemeinden geografisch näher beieinanderliegen und beispielsweise die Kinder bereits vor einer Fusion dieselben Schulen besuchen.

Mehr zum Thema:

RadioFr. - Patrizia Nägelin
...