Frustrierende und teure Anrufe

Viele Eltern mussten während den Feiertagen bei der Hotline für Kindernotfälle viel Geduld mitbringen.

Lange Wartezeiten bei der überlasteten Kinder-Notfall-Hotline. © Keystone

Eltern haben oft Angst, dass ihr Kind in den Ferien oder an einem Feiertag ernsthaft krank wird. Dann ist nämlich der Kinderarzt nicht da und die medizinische Versorgung ist eingeschränkt. In der Schweiz gibt es dafür die sogenannte "Kids Hotline" als Anlaufstelle für Eltern, um einen medizinischen Rat einzuholen, bevor sie in die Notaufnahme fahren. Doch was, wenn diese überlastet ist?

Lange Wartezeiten am Telefon

Viele Eltern waren über die Festtage mit genau dieser Situation konfrontiert. Das Kind wird genau dann krank, wenn alle Ärztepraxen geschlossen sind. Und direkt in den Notfall zu fahren, schien auch nicht der richtige Weg zu sein. Genau für diese Situation wurde die Kids-Hotline vom telemedizinischen Unternehmen Medi24 entwickelt. Doch diese war zwischen Weihnachten und Neujahr komplett überlastet. Besonders frustrierend für Eltern wird die Situation, wenn das lange Warten in der Leitung zusätzlich noch teuer wird: Rund 3 Franken pro Minute kostet der Anruf bei der Kinder-Notfall-Hotline - auch, wenn niemand den Anruf entgegennimmt.

Grippewelle bringt das Gesundheitssystem an seine Grenzen

Entgegen der vergangenen Jahre hat sich die Grippewelle früher als erwartet in der Schweiz ausgebreitet und es kam zu längeren Wartezeiten. Damit begründet das Unternehmen Medi24, welches die Hotline bedient, die Überlastung. 

Wie das gesamte Gesundheitssystem ist auch die Medi24, als telemedizinische Arztpraxis, einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt.

Daniel Birrer, Medi24

Bei einem solch grossen Andrang, wie man ihn aktuell erlebt, kommen auch die 250 Angestellten an ihre Grenzen und können nicht alle Anrufe bewältigen.

Auch im Freiburger Kantonsspital HFR ist der Andrang in der pädiatrischen Notaufnahme höher. Laut der Mediensprecherin des HFR sind im Dezember 2022 rund 20 Prozent mehr Eltern mit ihren Kindern in die Notaufnahme gekommen, als noch 2021. Auslöser für diesen Anstieg sind die aktuell kursierenden Viren, darunter das Coronavirus, das Grippevirus und - besonders bei Kindern - das RS-Virus, welches akute Atembeschwerden auslösen kann.

Notfallstationen im Dilemma

Zurzeit sind die Notfallstationen in Schweizer Spitälern überlastet. Die Dreifachepidemie aus Covid, Grippe und RS-Virus setze sie unter enormen Druck. Nahezu ausgelastete Bettenkapazitäten und ein chronischer Mangel an Fachpersonal erschwerten die prekäre Lage.

Grundsätzlich empfehlen die Gesundheitsbehörden sowie das HFR besorgten Eltern, im Falle von gesundheitlichen Beschwerden beim eigenen Kind zuerst die Hotline anzurufen und abzuklären, ob der Gang in die Notaufnahme überhaupt nötig ist. Darauf, ob die Verbindung mit der Hotline klappt oder nicht, haben die Spitäler aber keinen Einfluss. Und wenn die Hotline überlastet ist, bleibt meist nichts anderes übrig, als die Fahrt in die Notaufnahme. Dort gibt es zwar auch Wartezeiten, aber im Falle eines lebensbedrohlichen Notfalls ist Hilfe nicht weit.

In einer lebensbedrohlichen Situation sollte immer die Ambulanz gerufen werden oder die Kunden sollten sich direkt in die Notfallstation begeben.

Daniel Birrer, Medi24

Hotline-Kosten können rückerstattet werden

Familien, die Dutzende von Franken bezahlt haben, weil sie die Hotline vergeblich angerufen haben, ohne dass jemals eine Fachperson am anderen Ende der Leitung war oder sie einen medizinischen Rat erhalten haben, können sich direkt beim telemedizinischen Unternehmen Medi24 melden.

Das HFR ist der Meinung, dass unbeantwortete Anrufe nicht in Rechnung gestellt werden dürften und dass Betroffene Medi24 direkt kontaktieren sollten, um ihre Rechnungen anzufechten. Medi24 bestätigt dieses Vorgehen gegenüber RadioFr. und fordert die betroffenen Familien auf, sich mit Medi24 in Verbindung zu setzen.

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RadioFr. - Vanja Di Nicola
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