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Die vertrauliche Geburt: Ein unbekanntes Angebot

In vielen Kantonen gibt es bereits das Angebot der vertraulichen Geburt. In der Öffentlichkeit ist es aber kaum bekannt.

Im Kanton Freiburg sind vertrauliche Geburten nicht offiziell geregelt. © Keystone

Die vertrauliche Geburt ist für Frauen, die sich in einer schwierigen Situation befinden. Sie sind ungewollt schwanger und eine Abtreibung ist oftmals nicht mehr möglich. Diese Frauen in Not können sicher in einem Spital gebären, ohne dass ihr soziales Umfeld davon erfährt. Christine Sieber ist Projektleiterin Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz. Sie erklärt: "Es wird ein Pseudonym erstellt für die Frau. Ihr richtiger Name ist beim Zivilstandsamt hinterlegt.“ So ist es für das Kind möglich, später herauszufinden, wer seine biologische Mutter ist.

Alternative zum Babyfenster

Gründe für eine vertrauliche Geburt gibt es viele. Häufig ist es so, dass Frauen eine Schwangerschaft zu spät entdecken und nicht mehr abtreiben können. Die Schwangerschaft darf aber vom Umfeld nicht entdeckt werden, weswegen sie das Angebot der vertraulichen Geburt in Anspruch nehmen. Es soll ausserdem eine Alternative zum Babyfenster sein, denn bei einer vertraulichen Geburt werden die Rechte des Kindes aufrechterhalten. Die Abgabe beim Babyfenster verstösst eigentlich gegen das Schweizer Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung.

Kanton Freiburg bietet keine vertraulichen Geburten an

Vertrauliche Geburten sind in den meisten Kantonen geregelt - im Kanton Bern und Thurgau sogar gesetzlich. Nur in fünf Kantonen gibt es keine Angaben dazu, auch im Kanton Freiburg nicht. Die Freiburger Fachstelle für sexuelle Gesundheit (FFSG) setzt sich seit Jahren dafür ein, dass über diese Möglichkeit mehr informiert wird. Denn im Freiburger Kantonsspital HFR sei es grundsätzlich möglich, vertraulich zu gebären, wie es auf Anfrage heisst. Vor ungefähr 15 Jahren gab es die letzte vertrauliche Geburt im Kanton Freiburg - seither gab es keine Anfragen mehr.

In der Schweiz gibt es laut einer groben Einschätzung der Sexuellen Gesundheit Schweiz 20 Geburten pro Jahr. Dass es im Kanton Freiburg in den letzten 15 Jahren nie eine gab, könnte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass eben nicht darüber informiert wird. Ein Problem, das jedoch in der ganzen Schweiz besteht, wie Beraterin Catherine Telley der FFSG sagt: "Die Kantone, die schon ein Konzept  haben zur vertraulichen Geburt, haben bereits Informationen auf ihrer Webseite oder Fachleute ausserhalb des Spitals informiert. Man muss die Informationen zu den Leuten bringen, sonst fragen sie gar nicht nach dem Angebot.“

Nicht überall Möglichkeit vertraulich zu gebären

Will eine Frau vertraulich gebären, kann sie das im HFR tun, im Geburtshaus Petit Prince jedoch nicht. Der Grund sei die fehlende Infrastruktur, wie Elisabeth Wyler sagt. Sie ist eine der leitenden Hebammen im Geburtshaus. Sie selber war noch nie bei einer vertraulichen Geburt dabei, hatte vor einigen Jahren jedoch Informationen dazu erhalten: "Die Frau möchte bestimmt das Kind unter Periduralanästhesie gebären, also ohne Schmerzen dabei zu empfinden. Anders kann ich mir das nicht vorstellen, wenn sie das Kind danach zur Adoption freigeben möchte." Ausserdem denkt Elisabeth Wyler, dass bereits vor der Geburt alles für die Adoption eingeleitet wird und die Frau das Kind direkt nach der Geburt weggibt.

Im Daler-Spital kam es noch nie zu einer vertraulichen Geburt. Das Angebot ist auch kaum bekannt, wie es auf Anfrage heisst.

RadioFr. - Tracy Maeder / rb
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