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"Wie Musik, um den Weltuntergang zu feiern"

LØRE veröffentlicht mit der EP "Mom Torello" vier Stücke, die durchdachter und detailverliebter klingen. Da ist was im Gange.

Das Freiburger Trio LØRE schärft mit der neuen EP "Mom Torello" den eigenen Fokus. © zvg

„Das Bandprojekt hat für uns alle Wichtigkeit gewonnen“, meint Sänger und Gitarrist David Bourquenoud, der vor einigen Jahren LØRE zusammen mit dem Drummer Valentin Descloux und dem Gitarristen Rémi Girard gegründet hat. Die letzten Veröffentlichungen des Trios sind oftmals ziemlich spontan und aus einer Laune heraus entstanden. „Wir haben beispielsweise auch schon ein Datum für eine Plattentaufe bekanntgegeben, ohne überhaupt nur einen Song im Köcher zu haben“, erzählt Desloux. Die Songs der Combo wurden in der Vergangenheit hastig aus Skizzen von Bourquenoud zusammengeschustert. Hauptsache lärmig-fulminante Songs und wilde Konzerte in bester Noise-Rock-Manier. Das passte zum damaligen Bedürfnis des Trios nach verspassten Eskapaden, genügte auf längere Zeit aber nicht mehr dem eigenen Anspruch.

Für die neue EP Mom Torello hat die Combo den Fokus auf die Komposition geschärft, entwerfen die Songs im Trio, versuchen Strukturen zu verdichten und lassen sich Zeit für Songwriting, Soundfindung, Produktion etc., alles gemäss DIY-Idealen, aber mit aktivem Miteinbeziehen anderer Perspektiven aus ihrer musikalischen Entourage. Darius-Schlagzeuger Julien Bernard war wie bereits auf dem letzten Release von LØRE für den Mix zuständig. Neu war Bernard aber auch am Recording-Prozess beteiligt. „Mit seiner Erfahrung war er ein wichtiger Inputgeber während den Aufnahmen“, meint Bourquenoud. „Zudem haben wir dieses Mal den Mix zusammen mit ihm im Studio gemacht“, ergänzt Descloux. Gut hörbar auf den Tracks „The Signal“ und „Flesh Eater“. Also ein stärkerer Fokus auf den Schaffensprozess, längere Auseinandersetzung mit der eigenen Musik und vielleicht eine etwas ernstere Herangehensweise, vielleicht ein wenig mehr Zugang zum emotionalen Unterboden wie auf dem Track „Blackboard“.

Aber wie bewusst ist diese veränderte Grundstimmung der Musik von LØRE? „Wir haben uns nicht bewusst dazu entschieden, ernstere Musik zu schaffen. Persönliche Veränderungen, gesellschaftliche Entwicklungen, Covid etc., hatten bestimmt einen Einfluss. Aber es war ein ziemlich natürlicher Prozess“. Trotz der blauen Farbflecke auf dem Lärmteppich drückt bei LØRE aber immer noch der Hang zum Schalk durch das Tongewebe. Darauf verweist nicht nur das Wortspiel im EP-Titel oder die auf verschmutzter See surfende und von ulkigen Möwen begleitete Comic-Figur, welche das Cover der neuen EP ziert, sondern auch das allgemeine Comportement des Trio, das gerne mit Ironie und schwarzem Humor spielt. „Wie Musik, um den Weltuntergang zu feiern“.

„In erster Linie soll es uns Spass machen, zusammen zu spielen. Soll überhaupt nicht heissen, dass wir die Sache nicht ernst nehmen, aber LØRE soll immer auch aufrichtig unsere Persönlichkeit wiedergeben“, erklärt Bourquenoud. Dass Spielfreude und Spontanität für das Trio stets im Zentrum stehen, zeigt das letzte Stück der EP. „Outro – Mom Torello’s Funeral“ ist ein aus einem Jam mit einer Farfisa-Orgel entstandener Blaublüter, der für die Aufnahme schnell von Julien Bernard eingespielt werden musste.

Bref, LØRE präsentiert mit den vier Stücken auf Mom Torello mehr Fokus, mehr Charakter, mehr Gefühl und das Trio zeigt auch schön, dass das Projekt für Girard, Bourquenoud und Descloux an Wichtigkeit gewonnen hat. Gereiftere Ideen, durchdachtere Kompositionen, breitere Farbpalette. Allez!

Mom Torello ist auf Cold Smoke Records erschienen.
Aufnahme und Mix: Julien Bernard
Mastering: Chris Noth
Artwork: Fudge

Verlosung:

Näb de Spur verlost ein Vinyl-Exemplar von Mom Torello. Interessierte können bis zum Sonntag 5. März eine Mail an valentin.bruegger@radiofr.ch senden. Das Los entscheidet. Viel Glück.

RadioFr. - Valentin Brügger
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