Festival Aléas: Eine Wunderwelt der darstellenden Künste

Vom 26. September bis zum 1. Oktober findet im Poya-Park in Freiburg die zweite Ausgabe des Festivals Aléas statt.

Am Aléas-Festival soll eine vereinnahmende Atmosphäre spürbar werden. © zvg

"Als wir letztes Jahr mit einer Flasche Cidre das Ende des Festivals gefeiert haben, war uns klar, dass wir eine weitere Ausgabe organisieren wollen", erzählt Blaise Coursin, der Programmverantwortliche des Tour Vagabonde. Das mobile Kulturhaus gastiert seit 2013 regelmässig in Freiburg. In diesem Jahr war es für die Verantwortlichen allerdings nicht möglich, den Turm für mehrere Monate im Poya-Park zu errichten, wie Frapp berichtete.

Normalerweise präsentiert der Tour Vagabonde ein vielfältiges Programm aus Konzerten, Theateraufführungen, Tanz etc. Während der letzten Saison haben die Verantwortlichen mit dem Aléas-Festival einen zusätzlichen Anlass präsentiert, der sich voll und ganz auf zeitgenössische Formen von Zirkus- und Theaterproduktionen fokussiert. Dafür verwandelten sie den Platz um den Holzturm in eine fast traumartig Wunderwelt mit spontanen kreativen Ausbrüchen. "Wir haben das Interesse an diesem Programm komplett unterschätzt", so Coursin. Fast alle Aufführungen der ersten Aléas-Ausgabe waren ausverkauft. "Natürlich ist es schade, dass wir in diesem Jahr nicht eine ganze Saison inklusive Turm durchführen können, aber das grosse Interesse am Aléas und all die positiven Rückmeldungen haben uns dazu motiviert, wenigstens das Festival wieder zu realisieren", ergänzt die Co-Programmatorin Sofia Cerri.

Diversität und Zugänglichkeit

An der zweiten Ausgabe des Aléas-Festivals werden 16 schweizerische und europäische Gruppen insgesamt 24 Aufführungen präsentieren, die sich zwischen zeitgenössischem Zirkus, Musik, Akrobatik, Humor und physischem Theater bewegen. Letzteres bezeichnet übrigens eine Performance-Gattung, die sich auf die Ausdrucksmöglichkeiten des menschlichen Körpers fokussiert, wobei nicht oder nur wenig auf das gesprochene Wort zurückgegriffen wird.

Stichwort Sprache: Die Verantwortlichen des Tour Vagabonde, respektive des Aléas-Festivals, bemühen sich, mehr deutschsprachiges Publikum anzusprechen. Bereits für die letzte Ausgabe kamen Gäste aus den Deutschfreiburger Bezirken ans Aléas-Festival. "Wir wollen in diesem Jahr noch inklusiver sein und haben bewusst darauf geachtet, dass viele Aufführungen nonverbal und so unabhängig der Sprachkenntnis verständlich sind", erläutert Sofia Cerri. Laut dem bilingualen Programmprospekt kommt gut die Hälfte der Aufführungen ohne oder nur mit wenig Dialog aus. Die Verantwortlichen erhoffen sich durch die niedrige Sprachhürde und der Tatsache, dass sich das Festival direkt neben dem Poya-Bahnhof befindet, mehr deutschsprachiges Publikum.

Stichwort Inklusivität: "Die Inklusivität ist uns sehr wichtig, darum haben wir auch darauf geachtet, dass viele Programmpunkte für alle Altersgruppen geeignet sind. Weiter richten sich die Preise nach den individuellen Möglichkeiten", sagt Cerri. Nebst den kostenlosen Aufführungen und denjenigen mit Kollekte, kann das Publikum zwischen verschiedenen Preiskategorien zwischen Budget- und Unterstützungsbeitrag auswählen.

Spektakel währen der letztjährigen Ausgabe des Aléas. © Julie Folly

Die richtige Atmosphäre

"Aléas ist das Ergebnis eines gemeinsamen Wunsches, den darstellenden Künsten und insbesondere dem Zirkus einen grösseren Stellenwert einzuräumen, einer Disziplin, deren Ausprägungen oft unbekannt sind." Mit diesem Auszug aus dem Vorwort des Festivalprogramms verweisen die Verantwortlichen auf einen Programminhalt, der im hiesigen Kulturgeflecht relativ selten anzutreffen ist. "Freiburg hat ein reichhaltiges Angebot, aber gerade Veranstaltungen mit zeitgenössischen Formen des Zirkus und der Strassenkunst gibt es weniger oft", so Blaise Coursin.

Das diesjährige Aléas-Programm ist ein hyper-kreativer Mix aus verschiedenen Formen des künstlerischen Ausdrucks. "Piaf Piaffe" von Cie Simple zum Beispiel erzählt die Geschichte einer Clownin, die ihren Körper als Ausdrucksmittel nutzt und sich dabei selbst mit ihrem Akkordeon Ginette begleitet. In "Pop Corn Machine" von My!Laïka, werden die Figuren mit der drohenden Apokalypse in den eigenen vier Wänden konfrontiert. Bei "Optional Weapon" rast eine digitale Punkband über das Gelände und "Swing" von Cie Fluctus sucht die Schnittmenge zwischen Akrobatik und dem Schweizer Schwingsport. Die Verantwortlichen haben dabei intensiv an der Platzierung der Aufführungen gefeilt. "Wir haben versucht, einen roten Faden durch das Programm zu ziehen, um eine ganz bestimmte Atmosphäre zu erzeugen", erläutert Sofia Cerri.

Am Aléas wird aber auch experimentiert. In der Eröffnungsshow "Rouge Nord" des Cirque Pardi beispielsweise erlebt das Publikum Seiltanzkunst auf Fahrzeugen in einer Art ad hoc Filmkulisse. Die Kreation hinterfragt die Beziehung zwischen Mensch und Maschine und fabriziert auf dem staubigen Platz ein Ambiente, das an Streifen, wie "Bagdad Café" oder "Paris, Texas" erinnert. Die schnelle und intensive Performance "No Magic" vereint artistische Körperverrenkungen mit dadaistischen Ton- und Bildeffekten, oder das Theaterstück "Hiboux" von Les 3 Points de Suspension, erkundet die Vorstellungen, Gefühle und Traditionen, die wir mit dem Thema Tod verbinden.

Viele dieser Programmpunkte sprengen den klassischen Bühnenrahmen und verwischen die Grenze zwischen Realität und Show. Auch zwischen den Aufführungen werden auf dem Festivalgelände Strassenkünstlerinnen und -künstler dafür sorgen, dass die erwähnte intensive Atmosphäre permanent spürbar bleibt, und sich der Poya-Park während des Aléas-Festivals in ein faszinierendes Imaginarium verwandelt.

Die zweite Ausgabe des Aléas-Festivals findet statt, vom 26. September bis 1. Oktober 2023 im Poya-Park in Freiburg. Alles Infos gibt es hier.
Das Festival braucht noch helfende Hände. Interessierte können sich hier melden.

RadioFr. - Valentin Brügger
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