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Freiburg bei Konkursen schweizweit unter den Spitzenreitern

Der Kanton Freiburg weist mit rund 16% mehr Konkursen den dritthöchsten Anstieg an Insolvenz-Anmeldungen auf. Wo merkt man das?

Im nationalen Schnitt nahmen die Konkurse 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6.6% zu. © pixabay

Im schweizweiten Schnitt waren rund 15'000 Unternehmen letztes Jahr im Konkursverfahren, dies ist im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 6.6 Prozent. Dies meldet das Bundesamt für Statistik. Der Kanton Freiburg gehört dabei mit rund 16% zu den Kantonen mit dem grössten Anstieg an Anmeldungen von Insolvenz. Nur noch die Kantone Graubünden und Basel Stadt vermelden stärkere Anstiege. 

Wie steht Deutschfreiburg da?

Widmen wir uns der Gesamtzahl der laufenden Insolvenzverfahren, also nicht mehr nur den Neuanmeldungen. Dort gibt es laut dem kantonalen Konkursamt (KKA) starke Unterschiede zwischen den Bezirken. In den beiden Deutschfreiburger Bezirken See und Sense hat sich die Tendenz in den letzten drei Jahren umgedreht:

Quelle: Kantonales Konkursamt KKA

2020 und 2021 gab es im Seebezirk noch mehr Konkursverfahren als im Sensebezirk. 2022 hat sich dies geändert. In Deutschfreiburg wurden letztes Jahr genau hundert Konkurse eingereicht, davon 54 im Sensebezirk und 46 im Seebezirk. 

Kantonstotal stark steigend

Mit den hundert Konkursverfahren macht Deutschfreiburg im Schnitt des gesamten Kantons nur einen kleinen Teil aus, nämlich weniger als einen siebtel. Der grösste Teil an laufenden Konkursverfahren weist der Saanebezirk auf. Insgesamt sind letztes Jahr aber die Konkursverfahren in jedem Bezirk gestiegen:

Quelle: Kantonales Konkursamt KKA

Bei den dargestellten laufenden Insolvenzverfahren hat der Kanton Freiburg sogar einen Anstieg von rund 63% von fast 500 auf fast 800 Verfahren zu verzeichnen. 

Wie geht es 2023 weiter?

Eine Prognose für das laufende Jahr ist schwierig, auch wenn die ersten Quartalszahlen bereits vorliegen. Ins Auge sticht derweil:

Im Seebezirk sind im laufenden Jahr bereits 21 Konkursverfahren auf dem Tisch. Das ist schon fast die Hälfte der Gesamtzahl des letzten Jahres.

Und auch die Kantonszahlen beunruhigen auf den ersten Blick. Bis Ende März hat das Kantonale Konkursamt bereits 225 Insolvenz-Verfahren registriert. Wenn man diesen Wert vervierfacht, könnte es Ende Jahr wieder zu einem Anstieg kommen. Nicht dieser Tendenz reiht sich der Sensebezirk ein. Dort scheint sich die Situation tendenziell wieder zu beruhigen, es laufen momentan acht Konkurs-Verfahren. 

Sind diese Zahlen problematisch?

Jein, denn es scheinen zwar viele kleine Unternehmen, Startups und die Gastronomie von diesem Anstieg betroffen zu sein. Es gibt keine Statistiken zu den einzelnen Wirtschaftssektoren. Grundsätzlich gibt es aber keinen Grund zur Sorge. Folgende Punkte unterstreichen dies: 

  1. Die Arbeitslosenquote im Kanton Freiburg bleibt stabil, Ende April lag sie bei 2.1 Prozent. 
  2. Trotz dieser Konkurswelle sind die Betreibungsbeträge im nationalen Vergleich zum Vorjahr bei rund 2.7 Millionen Franken stabil. Die Verluste waren schweizweit sogar stark rückläufig. 
  3. Die Mitgliederzahlen beim kantonalen Arbeitgeberverband und bei der kantonalen Handelskammer sind stabil. Dies verlauten die beiden Verantwortlichen Reto Julmy (Arbeitgeberverband) und Philippe Gumy (Handelskammer). 

Philippe Gumy schliesst daraus, dass die Konkurswelle im Kanton Freiburg nicht in Korrelation mit der wirtschaftlichen Prosperität gesetzt werden kann. Die Arbeit der Firmen, welche verschwinden, werde also direkt von den existierenden Unternehmen absorbiert. Reto Julmy vom Freiburger Arbeitgeberverband unterstreicht ausserdem: 

Es handelt sich wohl um einen Nachhol-Effekt von der Corona Pandemie.

Während der Pandemie gab es wegen den Covid-Krediten des Staates eine regelrechte Konkursbremse. Unternehmen, welche nun nach der Pandemie und ohne Kredite nicht mehr überleben, führten zu dieser erwarteten Konkurswelle, so Julmy weiter. Er gibt aber deshalb auch Entwarnung: "Wenn man mit den Wirtschaftsakteuren spricht, dann sind sie zufrieden. Die Prosperität besteht weiterhin." Grössere Sorgen als diese Konkurswelle bereitet dem Arbeitgeberverband den Fachkräftemangel. 

RadioFr. - Renato Forni
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