Von der Gräfin zum Landvogt zur Kindsmörderin

Das Schloss Laupen wurde zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert gebaut und hat eine lange Geschichte hinter sich. Jährlich besuchen um die 1000 Personen das Wahrzeichen.

Das Schloss Laupen befindet sich auf einem Hügel und ist das Herzstück Laupens. © Stiftung Schloss Laupen

Dieses Mal geht es in unserer Serie um ein Schloss, welches zwar nicht im Kanton Freiburg steht und doch ganz in der Nähe unserer Region steht. Das Schloss Laupen ragt förmlich aus dem Wald empor, ganz in der Nähe der Sense und oberhalb des Städtchens Laupen. Dabei hat es den typischen Burg-Charakter beibehalten. Einst verkehrten im Schloss Laupen Ritter, Landvögte und Grafen, deren Geschichten noch bis heute erzählt werden.

Vom Schloss aus hat man Blick auf Laupen und Bösingen. (Bild: RadioFr.)

Anna von Sternenberg: Die letzte Gräfin von Laupen

Das Leben der letzten Gräfin, die im Schloss Laupen war, erzählt Katrin Gysel auf Führungen. Dabei nimmt sie die Rolle Anna von Sternenbergs ein, um die Geschichten aus der Perspektive der Gräfin zu erzählen. 

Über Anna von Sternenberg weiss man nicht vieles, erklärt Katrin Gysel. Was man aber weiss ist, dass sie die letzte Gräfin von Laupen war und in der Region Recht gesprochen hat. Die Grafschaft von Sternenberg wohnte nicht direkt im Schloss, sondern praktisch im heutigen Vorhof in einfachen Häusern, welche als Vorburg bezeichnet wurden.

Als Anna von Sternenberg verwitwete, wollte sie nicht wieder heiraten und verliess Laupen im Jahr 1241, um im Kloster von Frauenkappelen einzutreten. 

Katrin Gysel als Anna von Sternenberg und Andreas Witschi als Niklaus Gottfried von Diessbach. (Bild: RadioFr.)

Ein Landvogt mit Frauenprobleme

Knapp 100 Jahre später hat Bern in Laupen die erste Landvogtei eingerichtet. In einer der oberen Stockwerke wurde für den Landvogt eine Wohnung eingerichtet. Bis zum letzten Landvogt war im Schloss Laupen der Landvogtsitz.

Einer der Landvögte war Niklaus Gottfried von Diessbach. Sein Leben wird ebenfalls auf Führungen erzählt - von Andreas Witschi, der die Rolle des Landvogts einnimmt. Niklaus Gottfried von Diessbach wurde per Losentscheid als Landvogt auserwählt und 1792 nach Laupen geschickt. Dies, weil die Adeligen nicht unbedingt nach Laupen wollten, weil Laupen eine arme Landvogtei war. Da der Landvogt von den Einnahmen der Laupnerinnen und Laupner lebte, verdiente dieser dort dementsprechend weniger.

Doch Niklaus Gottfried von Diessbach hatte sowieso Probleme mit dem Geld und allen voran mit Frauen. Als er sich von seiner ersten Frau scheiden liess, kostete ihn das ein Haufen Geld. Später marschierte Napoleons Truppe in die Westschweiz ein und verweilte unter anderem im Schloss Laupen. Dabei raubten sie den Landvogt aus. Danach verliess Niklaus Gottfried von Diessbach Laupen, mit praktisch nichts in den Taschen.

Eingesperrt und hingerichtet

Eine weitere bekannte Persönlichkeit, welche im Schloss Laupen gelebt hat, war unfreiwillig dort. Es handelt sich dabei um die Kindsmörderin Barbara Weber, die im Käfigturm eingesperrt war. Ihr Verbrechen: Sie hat ihr Kind, welches aus einer unehelichen Beziehung stammt, in den Wald geworfen.

In diesem Holzkäfig wurde Barbara Weber eingesperrt. (Bild: RadioFr.)

So wurde Barbara Weber zuerst in den Käfigturm gesperrt und später im Leuebielwald bei Laupen enthauptet.

Der Käfigturm wurde 1670 gebaut und sieht heute fast noch genau so aus wie damals. Seit zwei Jahren gibt es dort nun eine Dauerausstellung, welche die Geschichte Barbara Webers erzählt.

Vom verfallenen Schloss zur Hochzeitskulisse

Das Schloss Laupen ist seit der umfassenden Sanierung in den 80er Jahren fast genau so, wie man es heute kennt. Vor der Sanierung hat es noch etwas anders ausgesehen, erzählt Jörg Helfer. Er ist der Geschäftsführer der Stiftung Schloss Laupen:

Als Kind habe ich viel hier gespielt. Das Schloss war damals noch ziemlich verfallen.

Zu dieser Zeit habe der Stadthalter darin gewohnt, aber auch die Polizei und das Gefängnis befanden sich im Schloss. Schliesslich befand sich der Sitz des Amtsbezirks Laupen darin (zu vergleichen mit dem Oberamt im Kanton Freiburg) und später der Sitz des Amts für Informatik. Als diese aus Platzgründen den Standort gewechselt haben, stand das Schloss während acht Jahren leer, bis dann der Kanton Bern das Schloss der Stiftung verkauft hat.

Das Doppelzimmer mit dem Himmelbett gibt es seit einem Jahr. (Bild: RadioFr.)

Der Eintritt ins Schloss ist gratis. Zusammen mit dem Museum lockt das Schloss Laupen heute um die 1000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr an. Nebst dem buchen Paare das Schloss, welche dort heiraten möchten. Nebst den Schlafräumen gibt es seit einem Jahr nun auch ein Doppelzimmer mit einem Himmelbett für die frisch Verheirateten.

Ausserdem kann man im Schloss auch Räume mieten. Mit Platz für bis zu 80 Personen ist der Rittersaal der grösste und wichtigste Raum. Daneben kann man aber auch den Schlosskeller und die Landvogtstube mieten.

Der Rittersaal ist der grösste Raum im Schloss und wird für Bankette und Feste gemietet. (Bild: RadioFr.

Das Schloss als Herzstück Laupens

Das Schloss ist immer wieder Schauplatz für viele Veranstaltungen. So findet jährlich das Erntedankfest Samhain statt, das immer am 31. Oktober durchgeführt wird. Nächstes Jahr gibt es zudem eine neue Veranstaltung, so Jörg Helfer:

Ich nenne es den kleinen Bruder des Murten Classics.

Das Schlossfestspiel findet das erste Mal im September 2024 statt. Während vier Tagen sind namhafte Interpreten zu sehen, welche klassische Musik spielen. Im Schlosshof werden acht Konzerte gespielt. 

RadioFr. - Tracy Maeder
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