Kauffrau und Kaufmann: ein Beruf der Vergangenheit?

Die kaufmännische Lehre ist die beliebteste unter Jugendlichen. Gerade die Digitalisierung könnte viele Stellen überflüssig machen.

Im Bildungswesen hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. © Keystone

Die Corona-Pandemie erschüttert seit über einem Jahr den Arbeitsmarkt. Ganze Branchen sind wegen ihr unter Druck geraten und müssen sich neu erfinden. Gleichzeitig stellt die Pandemie nicht die einzige Herausforderung für die Arbeitswelt dar. Eine schleichendere, dafür tiefergehende Veränderung bedeutet die Digitalisierung. Welche Konsequenzen hat sie für junge Menschen?

"Wir haben jedes Jahr zwei bis drei neue Berufe und zwei bis drei, die verschwinden", sagt Christophe Nydegger, Chef des Amts für Berufsbildung. Er blickt der Situation entspannt entgegen. "Der Markt spielt seine Rolle."

An Lehrstellen mangelt es zumindest nicht. Laut der Plattform Yousty sind im Kanton Freiburg zurzeit noch rund 500 Lehrstellen zu besetzen. Nicht alle davon dürften eine Zukunft haben.

Ein Beruf im Wandel

Nationalrat Gerhard Andrey (Grüne) ist Mitgründer einer Digitalagentur. Für ihn ist klar: "Die Veränderungen sind riesig." Immer mehr Arbeitsprozesse würden in Zukunft nicht mehr von Menschen ausgeführt.

Ausgerechnet die kaufmännische Lehre, die seit Jahren zu den beliebtesten unter den Jugendlichen gehört, ist stark von der Digitalisierung betroffen. Braucht es in Zukunft also weniger Kaufleute? "Das ist durchaus möglich", sagt Daniel Bürdel, stellvertretender Direktor des Freiburger Arbeitgeberverbands. Deshalb brauche es eine Umorientierung des Berufs. Und die fange bei der Ausbildung an.

Zwischenmenschliche Fähigkeiten sind gefragt

"Es ist eine Reform der kaufmännischen Grundbildung in Gang. Zurzeit befindet sie sich aber noch in der Vernehmlassung", so Bürdel. Die Entwicklung gehe hin zu mehr Handelskompetenzen.

Sofern die Digitalisierung richtig reguliert wird, kann sie laut Informatikprofessor Edy Portmann den Menschen Arbeit abnehmen und ihnen mehr Zeit für Tätigkeiten geben, die Intuition und menschliche Nähe benötigen – all das, was den Menschen ausmacht. Deshalb blickt Portmann optimistisch in die Zukunft. Eine Haltung, die auch Nationalrat Gerhard Andrey teilt. "Was wir brauchen, ist sinnhafte Arbeit."

RadioFr. - Valentin Brügger / pef
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