Eine Reise um die Welt mit dem Segelboot

Die ehemalige Powercats-Volleyballerin Kristel Marbach und Philipp Reinmann, ihr Partner, besegeln die Welt.

Die beiden wollen unter anderem den Atlantik überqueren. © zvg

Viele träumen davon, in See zu stechen, aber nur wenige tun es tatsächlich. Für Kristel Marbach, ehemalige Spielerin der Düdingen Powercats, und ihren Partner Philipp Reinmann, geht ein Traum in Erfüllung.

Im Interview mit Frapp erzählen die beiden über die Vorbereitungen und ihre Reisepläne. Zum Zeitpunkt des Gesprächs befanden sie sich in Griechenland und waren daran, ihr Boot für die Reise vorzubereiten.

Mit dem Wohnmobil oder dem Flugzeug um die Welt zu reisen, ist heutzutage nichts Aussergewöhnliches mehr, aber auf einem Segelboot zu reisen – das ist selten! Besonders für Freiburgerinnen und Freiburger, die weit weg vom Meer leben. Warum habt ihr euch für diese Art des Reisens entschieden?

Kristel: Als ich jung war, verbrachte ich mit meiner Familie mehrere Ferien auf dem Meer. Seitdem habe ich den Traum, eines Tages mit meinem eigenen Segelboot loszuziehen. In einer türkisfarbenen, einsamen Bucht aufzuwachen, ist einfach magisch. Und ich freue mich darauf, viel draussen zu sein… quasi in und mit der Natur zu leben.

Philipp: Für mich ist es vor allem die Liebe zum Meer. Die Freiheit und die Idee, sich mit den Elementen fortzubewegen, reizt mich sehr. Ich freue mich auch darauf, Orte zu entdecken, die mit den herkömmlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar sind.

Ihr habt beide auf hohem Niveau Volleyball gespielt, mögt ihr Herausforderungen?

Beide: Es sind nicht unbedingt die Herausforderungen, die uns anziehen, sondern vielmehr der Wunsch und auch der Wille, unser Leben in die Hand zu nehmen und alles zu tun, um unsere Träume und Ziele zu erreichen. Auch wenn es unkonventionell ist oder Risiken mit sich bringt.

Wir hoffen aber, dass unsere Erfahrungen aus dem Sport helfen werden, in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Beispielsweise bei rauem Seegang, technischen Problemen oder mit sich schnell ändernden Corona-Vorschriften.

Ihr wolltet vor einem Jahr ins Wasser stechen, aber Corona hat eure Pläne durchkreuzt. Inwiefern hat die Pandemie eure Reise erschwert?

Im Grossen und Ganzen bereuen wir es nicht, dass wir unser Projekt um ein Jahr verschoben haben. Die Unsicherheiten und auch die Ängste waren im letzten Jahr viel präsenter. Und wir konnten uns mental vorbereiten: Wir haben die Entscheidung getroffen, trotz Pandemie zu starten, und wissen, dass wir flexibel bleiben und uns sicherlich zusätzlichen Herausforderungen stellen müssen.

Die Pandemie ist natürlich auch für Seglerinnen und Segler ein grosser Unsicherheitsfaktor. Vor ein paar Wochen hat zum Beispiel Französisch-Polynesien seine Grenzen geschlossen. Mehrere Boote waren bereits auf dem Weg Richtung Polynesien, sie sind quasi über Nacht in eine komplizierte Situation geschlittert. Die Überfahrt von Galapagos dauert etwa einen Monat und aufgrund der Winde ist es nicht möglich, einfach umzukehren.

Ein persönlicheres Beispiel: Einen Tag vor unserer Abreise erfuhren wir, dass wir in Leros – wo unser Boot liegt – nicht einreisen dürfen. Wir starteten trotzdem und verbrachten die obligatorische Quarantäne auf der Nachbarinsel. Zum Glück haben sie uns danach einreisen lassen. Aber lossegeln dürfen wir Corona-bedingt bis Mitte Mai sicherlich nicht. 

Wie bereitet man eine Segelreise vor?

Wir haben dieses Projekt fünf Jahre vorbereitet. Zunächst mussten wir überhaupt das Segeln lernen – das konnten wir nämlich noch nicht (lacht). So haben wir auf dem Bieler- und Murtensee die Segel- und Motorbootführerscheine absolviert. Darauf folgte der Hochsee-Schein, der auf theoretischer Ebene ziemlich anspruchsvoll ist: Navigation mit Seekarten, Meteorologie, Seerecht, Medizin an Bord, Navigation mit Gezeiten und vieles mehr.

Zudem mussten wir ein Boot finden, das unseren Anforderungen entsprach und bezahlbar war. Wir hatten Glück und sind über eine Anzeige zu unserem sehr gut gepflegten schwimmenden Daheim gekommen. Die Voreigner haben die Hallberg-Rassy 352 1985 gekauft und lebten die letzten 25 Jahre ausschliesslich darauf. Nach dem Kauf folgte der anspruchsvollste Teil: Wir mussten lernen, unser fast elf Meter langes Boot zu warten, zu segeln und zu manövrieren. 

Wer hat euch inspiriert?

Zuallererst ein guter Freund, der ein ausgezeichneter Skipper ist. Er hat uns bei den Vorbereitungen unterstützt. In unserem Heimathafen in Griechenland tauschen wir uns viel mit erfahrenen Seefrauen und -Männern aus, die zum Glück gerne ihre Erfahrungen und Fachwissen teilen. Wir saugen alles auf, was wir können. Viel Grundwissen haben wir uns über Bücher, Blogs und Videos angeeignet.

Ist eure Route bereits detailliert geplant?

Wir haben keine feste Reiseroute definiert. Vor allem, weil wir nicht wissen, wie es ist, dauerhaft auf einem Boot zu leben. Ausserdem hängt das Segeln stark vom Wetter ab. Aber wenn alles so läuft, wie wir hoffen, würden wir im Dezember 2021 den Atlantik überqueren. In der Karibik werden wir die Situation neu bewerten müssen.

Habt ihr euch während der Reise Ziele gesetzt?

Neben unserem eigentlichen Segelprojekt liegt uns nach wie vor das Volleyball sehr am Herzen. Der Sport hat uns sehr viel gegeben und wir möchten unsere Leidenschaft und Erfahrung mit jungen Menschen teilen, die keinen Zugang zu diesem Sport haben. Die Idee ist, Trainingseinheiten mit jungen Menschen durchzuführen. In Griechenland wurden wir bereits von Einheimischen angesprochen, die diesen Sport auf der Insel einführen wollen. Oft ist die Infrastruktur aber nicht vorhanden. Wir würden gerne Bälle zur Verfügung stellen sowie die spielerischen Grundlagen und Werte des Mannschaftssports vermitteln.

Wir planen auch, einen Blog zu schreiben und unsere Reise zu dokumentieren.

In einigen Tagen beginnt die abenteuerliche Reise. Nervös?

Die Vorfreude überwiegt! Wir freuen uns beide sehr, im Mai (hoffentlich!) endlich die Segel hissen zu können. Wir werden die kommenden Wochen nutzen, damit wir und unser Boot bereit sind für die Reise, die kommenden Herausforderungen und vor allem die magischen Momente, die uns erwarten.

Ahoi, Frapp wünscht eine gute Reise! Folgt Kristel, Philipp und ihrem Segeltrip auf Instagram.

Über die beiden

Kristel Marbach 

  • Politologin und Kommunikationsberaterin (ehem. furrerhugi.ag)
  • 14 Jahre NLA, ehemalige Zuspielerin und Captain des Schweizer Nationalteams
  • Master in Politikwissenschaften
  • Aus Düdingen 

Philipp Reinmann

  • Learning-Experience-Designer und Berater (ehem. Lernetz AG)
  • 14 Jahre NLA, Zuspieler der Schweizer Nationalmannschaft und Beachvolleyball Nationalteam
  • MBA in Innovationsmanagement
  • Ursprünglich aus Gerlafingen (SO)
Frapp - Audrey Raffaelli / Fabian Aebischer
...