La Tuile nimmt immer mehr Menschen auf

Das Obdachlosenheim ist von 500 auf 660 aufgenommene Personen im Jahr 2023 gestiegen.

Das Obdachlosenheim La Tuile hat 2023 mehr Personen aufgenommen als die Jahre davor. © RadioFr.

Die Zahlen beweisen es: La Tuile wird immer noch gebraucht. Anfang des Jahres erklärte die Organisation, dass sie jede vierte Nacht ausgebucht sei. Diese Situation zwingt die Verantwortlichen dazu, ihr Dispositiv zwischen dem Notaufnahmezentrum und Accueil24, ihrem Begleitdienst für verletzliche Personen, anzupassen.

Eric Mullener ist Direktor von La Tuile und kann diese Situation bestätigen. In der Tat hat er in den 28 Jahren, in denen er bei La Tuile tätig ist, keinen derartigen Anstieg erlebt. Menschen auf der Strasse schlafen zu sehen, ist auch in Freiburg ein neues Phänomen.

Wir waren es nicht gewohnt, dass Menschen so sichtbar auf der Strasse schlafen.

Seiner Meinung nach müsse man dem nun gemeinsam mit der Bevölkerung begegnen. "Wenn man feststellt, dass jemand im Freien schläft, vor allem in der kalten Jahreszeit, sollte man uns oder die Polizei anrufen. Denn wir erinnern daran: das ist nicht normal", warnt Eric Mullener.

Obwohl die Organisation Personen aus anderen Kantonen oder sogar aus anderen Ländern aufnimmt, stammt die Mehrheit der Gesuchsteller aus dem Kanton Freiburg. "Bei über 70 Prozent der Übernachtungen in der Notaufnahme handelt es sich um Personen aus der Region", erklärt der Direktor. "Wenn man eines Abends zum Essen in die Notaufnahme käme, würde man sehen, dass die anwesenden Leute nicht diejenigen sind, die man auf der Strasse sieht", ergänzt Denis Pythoud, der für die Notaufnahme im Freiburger Haus zuständig ist.

Die finanzielle Unterstützung anpassen

Aus der Zunahme der Asylsuchenden ergibt sich ein stärkerer Bedarf an Geld und dem notwendigen Personal. Nach Ansicht des Direktors hat der Kanton seine Rolle zu spielen. "In den letzten fünfzehn Jahren hat La Tuile seine Aufnahmekapazität verdoppelt. Nun haben wir jedoch die Sättigungsgrenze erreicht. Wir müssen zweifellos neue Arbeitsmethoden erfinden, und dafür müssen uns die staatlichen Behörden, die uns unterstützen, mehr Mittel zur Verfügung stellen und sich an unsere Bedürfnisse anpassen", sagt er.

La Tuile wird bereits vom Staat subventioniert, und zwar im Rahmen des Leistungsauftrags für die Notaufnahme, den die Organisation erfüllen muss. Die Kosten für diesen Vertrag, zusammen mit den Kosten für das betreute Wohnen und die soziale Betreuung, führten zu einer Überschreitung des Budgets um 500'000 Franken. Dennoch gibt La Tuile an, dass sich dank mehrerer Spenden nur 50'000 Franken auf ihre Rechnung 2023 auswirken.

Aufruf an die Freiburger

Heute braucht der Verein mehr Platz für die Nachtaufnahme. "Wir haben einen engen Zeitplan. Die Belegungsquote liegt bei 91 Prozent, was hoch ist, obwohl wir im Moment alle Anfragen bewältigen konnten". Um ein Überlaufen zu verhindern, wären zusätzliche Alternativen zur Nachtaufnahme willkommen, so der Präsident. "Viele der nachts anwesenden Personen benötigen nicht die von La Tuile angebotene spezialisierte Betreuung, sondern nur ein Bett. Eine billige Pension in der Stadt wäre schnell voll. Wenn eine Privatperson einen solchen Ort schaffen möchte, soll sie nicht zögern", schloss Eric Mullener.

In ihrem Notaufnahmezentrum in Freiburg hat La Tuile eine Kapazität von 30 Betten. Sie nimmt jeden Abend von 19:00 Uhr bis Mitternacht bedürftige Menschen, zum Preis von 5 Franken pro Übernachtung, auf.

RadioFr. - Isabelle Taylor / Théo Charrière / tm
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