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"Man denkt weniger individualistisch"

In unserer Sommerserie beleuchten wir Menschen aus aller Welt, die im Kanton Freiburg ihre Heimat gefunden haben. Heute mit Burim Ramaj aus dem Kosovo.

Die Familie hat im Kosovo ein grossen Stellenwert. © zvg

Im Jahr 1988 kam der 35-jährige Burim Ramaj das erste Mal in die Schweiz. "Mein Vater war am Studieren und suchte eine Stelle, um zwischen den Semestern Geld zu verdienen. So kam er als Saisonier nach Wünnewil", sagt Ramaj. Zuerst drei, dann neun Monate. Und im Sense-Unterland hielt es den gebürtigen Albaner seitdem. Mittlerweile ist er Gemeinderat in der Gemeinde Wünnewil-Flamatt. "In meiner Perspektive bin ich ein Botschafter zwischen zwei Welten und ich versuche mich so gut wie möglich durchzuschlängeln und eine gute Mischung zu finden. Aber es ist manchmal schwierig, auf alles eine Antwort zu finden." Für den Juristen ist sein Engagement in der Gemeinde eine logische Schlussfolgerung und etwas, was er der Gemeinschaft zurückgeben will.

"In der Schweiz denken die Leute individualistischer"

Einer der grossen Unterschiede zwischen der Schweizer und er Kosovarischen Art sei die soziale Nähe. In der Schweiz denken die Leute individualistischer. Er wolle dies nicht werten, aber dies sei ein riesiger Unterschied zwischen den Kulturen. So habe etwa die Familie und auch die Dorfgemeinschaft einen viel grösseren Stellenwert. "Wenn man einen Albaner trifft, dann fühlt es sich schon nach kurzer Zeit so an, als ob man ihn schon sein ganzes Leben lang kennt."

Das Dorf Stublla liegt in der Gemeinde Viti im Südosten des Kosovos. (Quelle: Wikimedia)

"Mein Dorf sieht aus wie Jaun"

"Ich war in der 1. Klasse das erste Mal in Jaun und hatte das Gefühl im Dorf meiner Vorfahren zu sein - ein relativ hoch gelegenes Bergdorf, in dem jeder jeden kennt", sagt Burim Ramaj. Das Dorf Stublla, aus dem die Familie Ramaj stammt, liegt im Südosten des Kosovos, nur wenige Kilometer von der serbischen und der mazedonischen Grenze entfernt. Aber nicht bloss sein Dorf habe Ähnlichkeit mit der hiesigen Umgebung. Der ganze Kosovo sei ähnlich aufgebaut wie die Schweiz - von Bergen umrandet und auch die Natur und die Vegetation sei ähnlich wie die Schweiz. 

Stublla ist ein kleines Bergdorf in Umland von Skopje (Quelle: Explore Stublla)

Meine Grosseltern waren im Kosovo

Den grossen Teil seiner Kindheit lebten seine Grosseltern in Kosovo. "Mütterlicherseits gingen sie im Jahr 2000 zurück in den Kosovo, väterlicherseits lebten sie immer dort." Dieser Umstand hat auch dazu geführt, dass Burim Ramaj immer in Wünnewil blieb. "Ich wollte nahe bei meiner Familie bleiben. Und da ich nun selber eine Familie mit zwei kleinen Kindern habe, wollte ich, dass sie nahe bei deren Grosseltern aufwachsen.“ Dieses Kollektiv bedeute ihm viel und sei auch ein Ausdruck seiner albanischen Kultur, die er in sich trage.

Stublla: Das Herkunftsdorf der Familie Ramaj, zvg

"In meinem Identitäten-Mosaik gibt es ganz viele Teile. Die Schweiz ist ein ganz grosser Teil davon, aber auch andere, so zum Beispiel die albanische Sprache oder auch religiöse Werte, denn ich bin traditionell römisch-katholisch aufgewachsen." All diese Einflüsse führe dazu, dass Burim Ramaj sich selber eine Art hybride Persönlichkeit zuschreibt - ein Bild aus vielen Einflüssen, das aber stark geprägt ist durch die Schweiz. "Wenn ich im Ausland bin und mich jemand fragt, woher ich komme, dann antworte ich: aus der Schweiz. Dies ist für mich nun halt mein Land." Trotz der grossen Verbindung mit der Schweiz will er den Anschluss an seine Herkunft aufrechterhalten. "Ich werde im August wieder in den Kosovo fahren, weil ich an einer Hochzeit eingeladen bin. Solche sozialen Ereignisse möchte ich nicht verpassen - auch wenn es nun mit Kindern ein grösserer Aufwand ist." Er denke im Kollektiv und wenn es was zu feiern gibt, dann sei er gerne mit dabei.  Und da klingts vielleicht so: 

Hier findest du das ganze Gespräch mit Burim Ramaj:

RadioFr. - Philipp Bürgy
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