Milchtechnologen kämpfen um Nachwuchs

Immer mehr Käsereien kämpfen darum, ihre Lehrstellen zu besetzen. Der Beruf als Milchtechnologe steht zunehmend auf wackligen Beinen.

Milchtechnologen (Käser) haben Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen. © Keystone

Körperliche Arbeit und Berufe, die nicht dem 9-to-5-Muster entsprechen, verschwinden zunehmend aus dem Blickfeld der Jugendlichen. Auch der Beruf des Milchtechnologen (zuvor als Käser bezeichnet) ist von diesem Nachwuchsproblem betroffen. Die Situation sei in dieser Branche zwar noch nicht prekär, dennoch zeige sich diese Entwicklung auch hier.

Früh Aufstehen ist nicht im Trend

Grund für das sinkende Interesse am Beruf des Milchtechnologen seien vor allem die Arbeitszeiten, erklärt Julien Jungo, Betriebsleiter der neuen Käserei in Plaffeien. "Früh aufstehen und am Wochenende arbeiten, ist vor allem für junge Menschen nicht besonders attraktiv. Bei uns in Plaffeien haben wir den Vorteil, dass wir um 11 Uhr, also kurz vor dem Mittag, Feierabend machen können."

Vor gut zwei Wochen hat die neu erbaute Käserei in Plaffeien - gegenüber von der Autogarage Bifang - ihren Betrieb aufgenommen. Durch modernste Ausrüstung und Roboter im Käsekeller ist vieles automatisiert. Unter anderem deswegen sei der frühe Feierabend möglich, erklärt Jungo. 

Vieles ist noch Handarbeit, das schon. Aber es erleichtert die Arbeit in der Käserei. 

Als eine der modernsten Käsereien im Kanton hoffe man natürlich darauf, wieder mehr Lernende anzulocken, so Jungo. 

Berufswechsel nach der Lehre

Ein Lehrabbruch im Beruf des Milchtechnologen sei eher selten, sagt Julien Jungo. Das "Problem" liege eher darin, dass nur rund ein Viertel der Lernenden nach der Lehre in diesem Beruf bleiben, erklärt Jungo.

Viele wollen nach der Lehre auf Reisen gehen, sich weiterbilden oder orientieren sich komplett neu.

Auch junge Erwachsene, welche eine Zweitlehre in einer Käserei machten, kehrten danach oftmals zum vorherigen Beruf zurück.

Keine Garantie für Nachwuchs

Mit jedem Jahr wird die Suche nach neuen Lernenden schwieriger. Nicht nur im Beruf des Milchtechnologen, sondern auch in vielen anderen, handwerklichen Berufen. 

Sollte es schliesslich einmal so weit kommen, dass kein Nachwuchs mehr gefunden wird, so gebe es laut Julien Jungo aktuell nur folgende Lösung:

De wärchetmu säuber haut a chli meh. 

Selber mehr arbeiten oder andere Milchtechnologinnen und -technologen bei der Konkurrenz abwerben, so Jungo weiter.

Und auch wenn Roboter und moderne Technologien die Arbeit in der Käserei erleichtern, so können diese die menschliche Handarbeit vorläufig nicht ersetzen. 

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