Milizsystem in der Politik - altmodisch oder altbewährt?
Das Milizsystem ist ein Grundpfeiler im politischen System der Schweiz.
Schon in der Verfassung der alten Eidgenossenschaft war in einem sogenannten Milizartikel festgehalten, dass Jungbürger einen Beitrag an die Politik zu leisten haben. Die Idee, dass sich die Bevölkerung an der Politik beteiligen soll, ist aber noch viel älter. Im antiken Griechenland konnten Bürger an Volksversammlungen politisch mitentscheiden.
Im Mittelalter haben viele Länder eine Bürgerarmee einer professionellen Armee vorgezogen. Soldaten, die nicht für Geld, sondern für ihr eigenes Land gedient haben, waren die besseren Kämpfer.
Vielfältig aber unterbezahlt?
In der Schweiz werden noch heute die meisten politischen Ämter nebenberuflich ausgeübt. Die Politikerinnen und Politiker brauchen keine spezifische politische Ausbildung, sie kommen aus ganz verschiedenen Berufsfeldern in die Politik.
Das habe den Vorteil, dass viele verschiedene Kompetenzen in der Politik vereint werden, erklärt der Politikwissenschaftler Primin Bundi. Er ist ausserordentlicher Professor für öffentliche Politik am Institut für öffentliche Verwaltung IDHEAP an der Univeristät Lausanne. Ein Milizsystem rufe vor allem intrinsisch motivierte Leute auf den Plan, die ihre Arbeit aus freien Stücken erledigen.
Sie sind bereit, die "extra mile" zu gehen.
Ein weiterer Vorteil, den Pirmin Bundi erwähnt: Mit dem Milizsystem wird Geld gespart. Viele Gemeindepolitikerinnen und -politiker erhalten keinen festen Lohn, sondern werden mit einer Jahrespauschale oder Sitzungsgelder entschädigt.
Andererseits könnte eine bezahlte Stelle in der Politik ein Motivator für Bürgerinnen und Bürger sein, die sich momentan noch nicht politisch engagieren.
Geld ist die falsche Motivation für ein politisches Amt aber ein fairer Lohn würde dem Job mehr Wertschätzung geben.
Funktioniert das Milizsystem auch heute noch?
Das Milizsystem sei auch heute noch der richtige Weg, sind ein Gemeinderat und eine Gemeinderätin aus der Region überzeugt. Viktoria Malecki, Gemeinderätin in Bösingen, bezeichnet sich selbst als grosse Verfechterin des Milizsystems. Auch Andreas Freiburghaus, Syndic der Gemeinde Wünnewil-Flamatt sagt:
Ich bin nach wie vor überzeugt, dass es Sinn macht, dass Leute aus dem Volk die Mandate übernehmen.
Malecki und Freiburghaus sind sich aber auch einig, dass Gemeinderätinnen und Gemeinderäte fair entlöhnt werden sollen. Während es früher meist nur eine Entschädigung in Form von Sitzungsgeldern gab, sind heute einige Ämter mit einer Teilanstellung verbunden.