Durch die diffuse Gegenwart

Statt Konzert-Tour durch China, schräge Welt vertonen. Penkowski nimmt uns mit - "Final Destination Disneyland".

Penkowski ist neu als Quintett unterwegs. © Nikita Thévoz

„Es war ziemlich frustrierend,“ resümiert Sänger und Gitarrist Jonas Weber die Zeit kurz nach dem Release ihres letzten Albums Please Don’t Call Me Human Ende 2019. Aus bekannten Gründen vielen nicht nur hiesige Gigs, sondern auch eine organisatorisch komplexe Tournee durch China ins Wasser. Aber Penkowski hat den Frust in kreative Energie umgewandelt und das neue Album Final Destination Disneyland zusammengeschustert. Das klingt zwar immer noch wunderbar fulminant, diffus vernebelt und obskur verzettelt à la Penkowski, aber Sound und Komposition wirken im Vergleich zum letzten Album wohldosierter und elaborierter. Das liegt unter anderem daran, dass Penkowski Zuwachs erhaltet hat. Neu sorgt Elias Gamma mit Synthies für die crèmigen Zwischenschichten. „Das macht unseren Sound etwas weicher und lässt uns Dinge umsetzen, die auf dem letzten Album bereits hörbar waren, wir live zu viert aber nicht umsetzen konnten“, erklärt Drummer Lukas Dreier.

Die neun Tracks kreieren ein stimmiges Narrativ aus Szenen mit entgrenzten Protagonisten, die rotaugig und mit reichlich Swagger durch eine wahnsinnig werdende Welt taumeln, den fahlen Mond anschmachten oder lautstark aufbegehren. Penkowski zeigt sich hier punkto Komposition waghalsiger, als auf früheren Würfen. Spannende Wendungen und stilistische Verwerfungen wie bei „The World“, noisige Tracks wie „Liberal“, wavig-blautönige Balladen wie „Raining“, strukturelle Schmankerl wie „Butterfly“ und irgendwo hängen noch Stilfetzen von The Fall oder Talking Heads in der Lärmgarage. Funktioniert das auch auf der Bühne? „Wir ergänzen uns ziemlich gut, lassen einander viel Raum und gewisse Freiheiten“, meint Dreier.

Penkowski tobt sich auf dem sonischen Spielplatz gehörig aus, was aber nicht wie Herumkaspern klingt, sondern eher wie eine Paraphrasierung unseres manchmal absurden Daseins - den Lärm der Welt. Inspiration für die Lyrics fand Jonas Weber unter anderem in chinesischen Filmen, aber die Verse beinhalten auch viele Gedanken, die von viel Introspektion während der letzten Krisenjahre zeugen. „Plötzlich wurden Gesellschaftsthemen enorm persönlich und die Politik rückte immer weiter ins Zentrum“, meint Weber. "Ziemlich schräge Gefühle".

Passend dazu hat Daniel Schoch, wie bereits bei den letzten Alben, das Artwork für Final Destination Disneyland entworfen. Das Cover hat einen gewissen Gesellschaftsbezug, ohne konkrete Szenen zu zeigen. „Es ist auch ein unscharfes Wirrwarr, ziemlich diffus und collagenartig“, erläutert Weber. Passt natürlich gut zu diesem Album, das klanglich und visuell anzulocken weiss, im Detail verlieren lässt und mit den Motiven wunderbar jongliert – bis sich alles anfühlt, wie ein absurder Vergnügungspark.

Penkowski sind:

Jonas Weber, Lukas Dreier, Daniel Marti, Martin Affolter und Elias Gamma.
Final Destination Disneyland ist auf Fiasko Ltd. erschienen.

RadioFr. - Valentin Brügger
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