Tempo 30 in Freiburg: So sieht die Bilanz nach 6 Monaten aus
Keine Revolution, einige verspätete Busse, mehr Gelassenheit und etwa 100 Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Die Einführung von Tempo 30 auf 60 Prozent des Strassennetzes der Stadt Freiburg war eine Massnahme, die für viel Aufsehen gesorgt hat. Nun ist sie seit etwas mehr als sechs Monaten in Kraft.
Welche Folgen hat das für die Busse?
Die Freiburger Verkehrsbetriebe waren vor der Einführung von Tempo 30 besorgt. Wie kann man mit Bussen, die langsamer fahren, den Takt halten? Heute können die TPF bestätigen, dass diese Massnahme keine spektakulären Auswirkungen hat. Trotzdem habe man festgestellt, dass die Fahrzeit auf allen Linien länger dauert, wie der Kommunikationsverantwortlicher der TPF, Jérôme Gachet, sagt. Dies reicht von einigen Sekunden bis zu eineinhalb Minuten für eine Hin- und Rückfahrt.
Am problematischsten ist die Situation bei den Linien 1 und 2, die Marly Gérine mit Granges-Paccot und Villars-sur-Glâne mit Schönberg verbinden. Im Gegensatz zu anderen Linien haben die TPF auf diesen keinen Handlungsspielraum. Jérôme Gachet erklärt, wieso das ein Problem ist:
An jedem Ende einer Linie müssen die Fahrer mindestens fünf Minuten Zeit haben, um sich die Beine zu vertreten, auf die Toilette zu gehen oder etwas Dampf abzulassen, bevor sie weiterfahren. Diese Marge ermöglicht es den Busfahrern pünktlich abfahren zu können.
Ausserdem ist bei den Linien 1 und 2 die Wendezeit bereits auf ein Minimum reduziert. Die Situation war für diese Linien bereits vor dem 1. Oktober angespannt; Tempo 30 war der Tropfen auf den heissen Stein.
Die derzeitigen Ressourcen reichen also nicht aus, um mit dem Tempo Schritt zu halten. Bisher wurden noch keine Massnahmen ergriffen, aber es werden Gespräche mit der Agglo geführt, um herauszufinden, wie es weitergehen soll. Dies könnte durch eine Anpassung des Fahrplans oder die Einführung eines zusätzlichen Busses geschehen.
Bauarbeiten problematischer als Tempo 30
Laut Félicien Frossard, Generalsekretär der Agglo, hätten die Bauarbeiten einen grösseren Einfluss auf den Busverkehr als Tempo 30.
Vor dem 1. Oktober fuhren die Busse in der Stadt Freiburg selten schneller als 30 km/h.
Die Freiburger Verkehrsbetriebe stellten einen Anstieg der Beschwerden wegen Verspätungen auf den Linien in den Monaten Oktober, November und Dezember 2023 fest, als die Stadt am stärksten verstopft war, insbesondere wegen der Bauarbeiten an der Richemond-Kreuzung oberhalb des Bahnhofs. Seit Anfang 2024 sind diese Beschwerden rückläufig.
Mehr Gelassenheit und wenige Raser
Senioren, Fussgängerinnen und Radfahrer seien beruhigter, sagt Prisca Vythelingum, Generalsekretärin des VCS Freiburg. "Man hört viel von den Unzufriedenen dieser Massnahme, die sich in den Medien äussern. Die Zufriedenen sind weniger zu hören, aber sie sind sehr wohl da", fährt Prisca Vythelingum fort. Auf jeden Fall gibt es viele Radfahrer, die den Boulevard de Pérolles benutzen. Der im Januar installierte Fahrradzähler zeigt bald 100'000 Radfahrerpassagen an.
Laut der Kantonspolizei Freiburger wurden zwischen dem 2. Oktober 2023 und dem 17. März 2024 mehr als 124'000 Fahrzeuge auf Geschwindigkeit kontrolliert. 109 Verkehrsteilnehmer fuhren schneller als 45 km/h und wurden bei der zuständigen Behörde angezeigt.