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"Wir sind nicht unbedingt stärker, aber hungriger"

Mit Benno Jungo hat die Ringerstaffel Sense ein langjähriges Aushängeschild verloren, dennoch startet sie zuversichtlich in die NLB-Saison. Ein Routinier, ein Altbekannter, ein Nachwuchstalent und ein neuer Meisterschaftsmodus geben Hoffnung.

Neue Saison, neues Glück - oder doch nicht? © Mara Reidy

Ringen Es war eine Saison ohne Happyend, welche die RS Sense letzte Saison in der NLB durchlebt hatte. Mit Medaillenambitionen in die Meisterschaft gestartet, stand die erfolgsverwöhnte Ringerstaffel am Ende mit leeren Händen da. Als Vierte verpassten sie erstmals seit drei Jahren das Podest. Viel vorzuwerfen hatte sich das Team allerdings nicht. «In der Vorrunde hatten wir im falschen Moment die eine oder andere Verletzung, zudem bremsten uns andere Absenzen», blickt Team-Senior Pascal Jungo zurück. Man habe sich in der zweiten Saisonhälfte zwar deutlich gesteigert, den Rückstand habe man aber nicht mehr ganz wettmachen können.

Rücktritt von Benno Jungo

Neue Saison, neues Glück - oder doch nicht? Die RS Sense muss den Rücktritt von Benno Jungo verkraften. Der 35-Jährige hat seine Karriere wegen gesundheitlicher Beschwerden beendet. 2003 – im Alter von 14 Jahren – hatte Jungo sein Debüt in der ersten Mannschaft von Sense gegeben. Von 2013 bis 2017 kämpfte er in der NLA für Hergiswil, wo er einmal Schweizermeister wurde, ansonsten war er stets ein zuverlässiger Punktesammler für die Schmittner. So auch letzte Saison, als er elf seiner zwölf Kämpfe gewonnen hat. «Sein Rücktritt tut uns weh, keine Frage», sagt Dany Kälin, der in dieser Saison zusammen mit Melvin Feyer die Aufgabe des Mannschaftsverantwortlichen übernommen hat.

Wegstecken muss Sense auch die Teil-Rücktritte von Michael Nydegger und Ronan Feyer. Die beiden langjährigen Teamstützen wollen kürzertreten. «Sie wollen nur noch zum Einsatz kommen, wenn es absolut nötig ist», erklärt Kälin.

Dany Kälin nun ein Sensler

Es sind drei Abgänge, die zweifellos ins Gewicht fallen. Um die Waage wieder auszugleichen, hat sich Sense einiges einfallen lassen. So wurde Dany Kälin von Einsiedeln nach Schmitten transferiert. Der 29-jährige Schwyzer, der seit vier Jahren in Bösingen lebt, hatte schon letzte Saison acht Kämpfe für die Sensler bestritten, jedoch nur dank einer Doppellizenz. «Ich habe den Wechsel initiiert, weil es mir zu viel wurde, jedes Wochenende nach Einsiedeln zu fahren. Zudem fühle ich mich hier wohl und gut integriert», erklärt Kälin.

Weil er nun fix zu Sense gehört, konnte der Verein eine der zwei erlaubten Doppellizenzen an Esteban Tscharner (23) vom 1.-Liga-Team Wallis vergeben. «Esteban kann problemlos in der NLB mithalten», versichert der Coach. «Er wurde auch von anderen NLB-Vereinen umworben, entschied sich aber für uns, weil er und Jan Faller sehr gute Kollegen sind.»

Ein Routinier und ein Nachwuchstalent

Die zweite Doppellizenz hat Sense für Oleksander Colin von RR Einsiedeln gelöst. Der 48-jährige verfügt über langjährige NLA-Erfahrung, hat letzte Saison in der höchsten Liga zehn seiner elf Kämpfe gewonnen. «Über seine Qualitäten müssen wir nicht diskutieren. Allerdings möchte er in seinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr so viel kämpfen und wird höchstens vier- bis sechsmal für uns zum Einsatz kommen», erklärt Kälin. Colin ist ein Leichtgewicht, er wird in erster Linie dann einspringen, wenn die Internationale Svenja Jungo abwesend ist oder eine Pause braucht. Das könnte eventuell sogar schon diesen Samstag beim Saisonauftakt der Fall sein, da Jungo die letzten Tage an der U20-Weltmeisterschaft in Spanien unterwegs war (siehe Kasten).

Neu zum Team gestossen ist zudem Gino Gugolz. Auch der 17-jährige Nachwuchsinternationale kommt aus Einsiedeln, kämpfte letztes Jahr aber für die Wrestling Academy Bern in der NLB. «Gino ist relativ jung, für die höchste Liga fehlt ihm in seiner Gewichtsklasse -70kg noch das Niveau. Von ihm dürfen wir nicht immer einen Sieg erwarten, aber er hat viel Potenzial», sagt Kälin.

Im Gegenzug für die Dienste von Colin und Gugolz wird Jan Faller wie schon letzte Saison beim NLA-Team von Einsiedeln aushelfen. Wie oft das der Fall sein wird, ist noch offen und hängt vom Saisonverlauf der beiden betroffenen Vereine ab.

Was bleibt unter dem Strich?

Was also ergeben die Wechsel unter dem Strich? Den Zuzügen von Tscharner, Colin und Gugolz stehen die Abgänge von Jungo, Nydegger und Feyer gegenüber. «Wir haben ein gutes Kader. Wir sind nicht unbedingt viel stärker als letzte Saison, aber hungriger auf eine Medaille», fasst Kälin zusammen. Seine grössten Trümpfe? «Melvin Feyer ist noch stärker geworden, hat in beiden Stilen an der SM eine Medaille gewonnen (Gold im Greco, Silber im Freistil, Red.). Bei den Leichten sind wir mit Svenja Jungo und Oleksander Colin hervorragend besetzt. Pascal Jungo ist nach wie vor ein zuverlässiger Punktelieferant. Das gilt auch für Noah Schaller, wenn es ihm seine internationale Karriere zeitlich erlaubt, in der Meisterschaft anzutreten.» Das Ziel sei deswegen klar eine Medaille.

Neuer Meisterschaftsmodus

Der Weg in die Top 3 ist heuer etwas kurvenreicher als letzte Saison. Weil durch den Aufstieg von Belp neu acht anstatt sieben Mannschaften in der NLB vertreten sind, hat die Liga eine Modusänderung vorgenommen. Es wird nicht mehr in einer Gruppe ohne Playoffs gespielt, sondern in zwei Vierergruppen. Die ersten beiden jeder Gruppe qualifizieren sich nach Hin- und Rückrunde für die Halbfinals, die anderen zwei kämpfen gegen den Abstieg. «Die Saison wird dadurch etwas kürzer, aber das ist nicht unbedingt schlecht, weil unsere Internationalen sonst schon viel unterwegs sind», sagt Pascal Jungo, der bei Swiss WrestlingNachwuchs-Nationaltrainer ist. «Weil es weniger Kämpfe gibt, darf man sich allerdings keinen Ausrutscher leisten.» Jungo erhofft sich zudem von der Wiedereinführung der Playoffs einen positiven Effekt. «Letzte Saison war die Meisterschaft frühzeitig entschieden und dann hat der Lea der in den letzten bedeutungslosen Runden Kämpfe verloren, die er sonst nie verloren hätte. Eine solche Wettbewerbsver- fälschung im Medaillenkampf ist mit Playoffs nicht mehr möglich.»

«Die Löcher gestopft»

Sense ist mit Aufsteiger Belp, Hergiswil und Tuggen in einer Gruppe. Hergiswil hatte man letzte Saison zweimal bezwungen, Tuggen einmal. Die Playoff-Chancen der Freiburger sind also durchaus intakt. «Die Teams treten mit dem mehr oder weniger gleichen Kader an wie letztes Jahr. Wie wir haben aber auch sie alle ihre Löcher gestopft», weiss Dany Kälin. «Der Auftakt gegen Tuggen wird wegweisend sein, da müssen wir Vollgas geben.»

RS Sense
Kader der Saison 24/25

Lars Berger (57 kg)
Leandro Lauper (57 kg/61 kg)
Svenja Jungo (57 kg)
Oleksandr Colin (57 kg/61 kg)
Pascal Jungo (61 kg/65 kg)
Bruno Zybach (65 kg)
Gino Gugolz (70 kg)
Melvin Feyer (70 kg/75 kg)
Ronan Feyer (70 kg/75 kg)
Salim Kaoutli (70 kg/75 kg)
Jan Faller (75 kg)
Esteban Tscharner (75 kg/80 kg)
Jonas Schwaller (75 kg/80 kg)
Noah Schwaller (86 kg)
Vincent Yerly (97 kg)
Mattias Käser (97 kg)
Michael Nydegger (130 kg)

Freiburger Nachrichten - Redaktion / Michel Spicher
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