An Collèges mehr Zweisprachigkeit - vorher zu wenig?
Während auf der Mittelstufe neue Bilingue-Klassen entstehen, sorgt die Zweisprachigkeit für die obligatorische Schule weiter für Diskussionen.

Ab dem nächsten Schuljahr wird die zweisprachige Matura mit Italienisch für Schülerinnen und Schüler aus beiden Sprachteilen des Kantons in den vier Collèges des Kantons angeboten. Das Projekt wurde am Mittwoch in Freiburg vorgestellt. Ursula Reidy Aebischer, stellvertretende Vorsteherin des Amts für Unterricht der Sekundarstufe 2, hat erklärt, wie die zweisprachige Matura mit Italienisch abläuft:
Nach den Italienischkursen in Freiburg und dem Aufenthalt im Tessin kommen die Collégiens zurück und absolvieren schliesslich auch ihr Ergänzungsfach weiter auf Italienisch.
Konkurrenz zu Deutsch-Französisch?
Bleibt die Frage: Ist es wirklich notwendig, einen neuen französisch-italienischen Bildungsweg für die gymnasiale Maturität zu eröffnen, wenn man bedenkt, dass die deutsch-französische Zweisprachigkeit im Kanton Freiburg bereits Schwierigkeiten bereitet?
Es konkurriert nicht mit dem zweisprachigen Unterricht Französisch-Deutsch, sondern ist ein zusätzliches Angebot.
"Das Erlernen der deutschen Sprache wird weiterhin verstärkt", antwortet Sylvie Bonvin-Sansonnens.
Ursula Reidy Aebischer hat ebenfalls abgewunken. Die Bilingue-Version Deutsch-Französisch verfolge sprachlich das tiefgründigere Ziel als die Variante mit Italienisch. Es handle sich um ein ergänzendes Angebot, sagt auch sie.
Zu wenig Zweisprachigkeit an der obligatorischen Schule?
Was an den Mittelschulen gut klappt, funktioniert in den Primar- und Orientierungsschulen weniger. Der Kindergarten in der Vignettaz hat die einzigen zweisprachigen Klassen auf der Unterstufe im ganzen Kanton.
Alle anderen Kinder sind an den Wohnort gebunden, wie es der Artikel 11 vom Schulgesetz vorsieht. Wer zum Beispiel in Tafers wohnt und sein Kind ausserhalb des Schulkreises anderssprachig einschulen möchte, muss ein Gesuch einreichen und mit zusätzlichen Kosten rechnen.
Das will der Mitte-Grossrat Bernhard Altermatt ändern und für alle Motivierten fixe zweisprachige Klassen auch in den Primarschulen schaffen, ähnlich wie an den Gymnasien.
Bilingue-Klassen bedeuten zusätzliche Klassen. Diese Mehrkosten soll künftig der Kanton tragen.
Bisher müssen die Gemeinden eine gewissen Klassengrösse respektieren, ansonsten werden sie selber zur Kasse gebeten. Das halte viele Schulen von der Schaffung von Bilingue-Klassen ab. Er fügt an:
So einfach sei das nicht, sagt Andreas Maag, Vorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht im Kanton Freiburg:
Ausserdem kostet eine Primarklasse laut Maag rund 180'000 Franken. Die Finanzen seien also sehr wohl ein Argument.
Wir wollen die bisherigen gesetzlichen Möglichkeiten des Inversionsunterrichts pushen
So wird das auch in Düdingen zum Beispiel gemacht. Dort können Schülerinnen und Schüler im Rahmen vom Inversionsunterricht mehrere Fächer auf Französisch besuchen, bleiben dabei aber inhaltlich beim Lehrplan 21. Dieses Angebot gibt es aber nicht überall im Kanton.