Sinn und Unsinn der CHL
Wird die Champions Hockey League genügend ernst genommen? Ist sie überhaupt wichtig? Ein Kommentar dazu im heutigen "Flammewärfer".

Nach der Niederlage und dem Ausscheiden aus der Champions Hockey League war Gottéron-Trainer Christian Dubé richtig angesäuert. Die Spieler - und nicht nur seine Spieler - aber auch die Fans und gewisse Verantwortliche einiger Klubs würden die Champions Hockey League zu wenig ernst nehmen.
Als ein Journalist der "La Liberté" Dubé gefragt hat, ob er selber die CHL ernst nehmen würde, da verlor dieser die Fassung. Fluchend stampfte er davon, beschimpfte den Journalisten ob seiner Frage und verschwand in der Kabine. Um nur fünf Minuten später ohne ein Wort an den Journalisten vorbei aus der BCF-Arena zu laufen.
Sportchef und Trainer Christian Dubé nimmt die Champions Hockey League also allem Anschein nach sehr ernst. So oder so versteht er keinen Spass, wenn Spieler nicht an ihr Limit gehen und 150 Prozent Einsatz zeigen. Da bin ich mit Dubé einer Meinung. Aber für die Champions Hockey League?
Die letzte Konsequenz fehlte
Vier Gruppenspiele des europäischen Wettbewerbs finden vor dem Saisonstart in der Schweiz statt. Vier Testspiele also, welche nicht wirklich Testspiele sind. Es ist ein schöner Ausgleich zum Meisterschafts-Alltag. Quer durch Europa reisen, andere Gegner bespielen als in der Meisterschaft.
Geht so "einen Wettbewerb ernst nehmen"? Sich für ein Weiterkommen in der Champions Hockey League richtiggehend zerreissen. Fraglich.
Gestern haben die Freiburger gekämpft, ja. Sie haben versucht, den Gegner aus Finnland, Jukurit Mikkeli, zu schlagen und eine Runde weiterzukommen, in das Viertelfinale einzuziehen. Aber es sollte nicht sein, Gottéron schaffte es nicht, gegen einen mittelmässig starken Gegner zwei Tore zu schiessen.
Kein 100-prozentiges Engagement
Waren die Spieler nach dem Spiel enttäuscht. Ja! Natürlich, jeder Spieler will in jedem Spiel gewinnen. Aber waren sie so richtig enttäuscht, gar frustriert ob der Niederlage und dem Ausscheiden? Nicht wirklich. Es scheint schwer vorstellbar, dass die Freiburger extrem traurig sind, dass sie im Dezember nicht nach Lulea reisen dürfen. In den Norden von Schweden, wo die Sonne in dieser Jahreszeit nicht einmal vier Stunden pro Tag über dem Horizont erscheint.
Laut Christian Dubé ist eine solche Einstellung auch der Grund dafür, dass kein Schweizer Team die Champions Hockey League gewonnen hat, seit dieser Wettbewerb neu lanciert wurde. Zu wenig Biss, zu wenig Ernsthaftigkeit der Schweizer gegenüber der CHL. Gut möglich, dass er mit dieser Aussage recht hat.
Finanzen und Zuschauerzahlen schwach
Alles nur auf die Karte zu schieben, dass der Wettbewerb finanziell nicht interessant ist, geht nicht. Es spielt sicher auch mit, vor allem bei der Einstellung der Team-Verantwortlichen. In der Champions Hockey League kassieren alle Mannschaften eine Antrittsgage von 65'000 Euro. Pro weitere Runde kommen ein paar Euros dazu.
Interessant wird es erst für die Finalteilnehmer. Bei einer Niederlage im Finale kassiert das Team 330'000 Euro, dem Sieger der Champions Hockey League winken eine halbe Million Euro. Natürlich noch kein Vergleich zum Pendant aus dem Fussball, wo nur das Erreichen der Gruppenphase rund 17 Millionen in die Kasse eines Teams spült.
Auch betreffend der Zuschauer ist die Champions Hockey League wenig attraktiv. Gestern waren 4300 Hockeybegeisterte in der BCF-Arena. Trotz der sehr guten Aktion des Vereins, die Saisonabonnemente als Eintrittskarte zu gewähren. Das wären 7500 Zuschauerinnen und Zuschauer gewesen. 3000 Besitzerinnen und Besitzer eines Abonnements haben sich gegen die Champions Hockey League entschieden.
Die Champions Hockey League ist nicht attraktiv
Ob für Fans oder für Spieler: Die CHL ist - wenn sie denn gerade gut in den Zeitplan passt und dazu noch so ein Sieg dabei zustande kommt - eine gute Sache. Dann freuen sich alle darüber. So wie der EV Zug, der wohl heute Abend in das Viertelfinale einziehen wird, dank eines 5:1-Sieges über München im Hinspiel.
Wenn die Champions Hockey League aber gerade nicht in den Zeitplan des Fans passt oder wenn ein Team blöde aus dem Wettbewerb ausscheidet, dann tant pis, nicht so tragisch, halb so wild. So wie für den HC Davos, die ZSC Lions oder unser Freiburg-Gottéron.





