Der letzte Weg: Wenn Verstorbene nochmal grüssen

Deborah Vonlanthen ist ein Medium. Sie kann Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen und ihre Botschaften an Hinterbliebene weitergeben.

Deborah Vonlanthen war bereits in ihrer Kindheit feinfühlig. © RadioFr.

"Komm, lass uns ein Experiment machen. Du trägst ganz viel Geister um dich herum, das kann ich fühlen", sagt Deborah Vonlanthen, als ich ihr gegenüber auf einem gelben Sessel sitze. Die letzte Station im Zuge meiner Serie "Der letzte Weg". Nur wenige Augenblicke zuvor habe ich ihr eröffnet, dass mir ihre Arbeit irgendwie ein mulmiges Gefühl gibt. Deborah arbeitet als Medium in ihrer eigenen Praxis in Düdingen. Ein Medium dient als Bindeglied zwischen unserer grob stofflichen und der feinstofflichen Welt der Geister. 

Bilder vor dem inneren Auge

Deborah kann also Verstorbene sehen, fühlen, hören oder riechen. Sie zeigen sich ihr immer in anderen Formen. Sie schliesst ihre Augen und atmet einige Male tief ein und aus. Öffnet ihren Geist für die Energien der Verstorbenen. "Gut", sagt sie, als sie die Augen wieder öffnet. "Ich frage dich immer wieder, ob du mit den Informationen, die ich erhalte, etwas anfangen kannst. Ist das ok für dich?", will sie wissen. Ich nicke. 

Deborah erzählt von einer älteren Frau. Die gelockten Haare weiss, eher gebückt, sie geht an einem Rollator. "Sie hat früher oft gekocht und war sehr gesellig", erzählt sie mir und fragt, ob ich mit diesen Informationen etwas anfangen kann. Ich kann. Bin mir ziemlich sicher, dass es sich um meine Urgrossmutter handeln könnte. Sie verstarb, als ich erst ein Jahr alt war. Deborah könne die Bilder vor ihrem dritten Auge sehen. "So, als ob ich dich anweisen würde, an dein Badezimmer zu denken. Dann siehst du vor deinem inneren Auge auch die Badewanne, den Wäschekorb oder das Kosmetikschränkchen." 

"Gab es viele Kinder?", will Deborah wissen. Hatte sie. Drei Kinder. Deborah erzählt weiter und das Bild wird immer zuverlässiger. Ich bin überwältigt. Das Medium kennt weder mich noch meine Familiengeschichte und liefert mir solch eindrückliche Bilder von einer längst verstorbenen Frau, die mir doch so nahestand. 

Heilende Verbundenheit 

Dennoch hege ich Zweifel. Kann es wirklich sein, dass so etwas funktioniert? "Es gibt viele Scharlatane. Allerdings will ich mit meiner Gabe den Menschen helfen", erzählt Deborah im Anschluss an den Kontakt mit meiner Urgrossmutter. "Ich habe viele dunkle Energien und Geister, die ich spüren kann. Jenseits unserer Welt besteht nicht alles aus Licht und Liebe. Diese Last lag lange auf meinen Schultern, weshalb ich den Menschen jetzt mit meiner Gabe helfen will", sagt das Medium. 

Deborah Vonlanthen betreibt ihre Praxis "Heilende Verbundenheit" in Düdingen seit Anfang 2023. 

"Sie will dir noch etwas sagen. Sie steht immer hinter dir und ermutigt dich gerade, diesem inneren Ruf, den du schon lange verspürst, zu folgen", sagt Deborah. Ein Schauder läuft mir über den Rücken, meine Haare stellen sich auf. Und ich bin gerührt. 

Vielleicht ist es der Glaube, der den Unterschied macht. Ob man sich darauf einlassen möchte, oder nicht. "Es kann sehr heilend sein, wenn man mit lieben Menschen, die keinen Körper mehr haben, nochmal Kontakt aufnehmen kann", sagt Deborah. Ob man das möchte oder nicht, steht jeder und jedem selber frei. So wie sich auch die Verstorbenen manchmal zeigen oder an anderen Tagen vielleicht nicht wollen. 

Das war er, der letzte Halt auf diesem letzten Weg. Ob ich nun weniger Angst vor dem Sterben habe? Irgendwie schon. Ob ich weiss, was mich erwartet? Ich habe keine Ahnung. Und vielleicht ist das auch gut so. 

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RadioFr. - Andrea Schweizer
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