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Wieso Villars und Co. den Nutri-Score nicht abdrucken

Will uns die Lebensmittelindustrie mit dem Nutri-Score hinters Licht führen? Jein, meint eine Marketing-Expertin der Uni Freiburg.

Ostern naht und mit ihr die Schoko-Hasen oder -Eili. Doch überall, wo Schokolade draufsteht, ist der Nutri-Score auch schlecht. © Pexels

Überall, wo ein A draufsteht, muss auch gutes drin sein! Das denkt sich vielleicht der ein oder andere, der sich noch nicht intensiv mit dem Nutri-Score auseinandergesetzt hat. Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn ein guter Score spricht nicht gleich für eine gesunde Ernährung... 

Schoggi hat den Nutriscore "E"

Und dann gibt es noch unzählige Produkte, die keinen Nutri-Score abdrucken. Aus diversen Gründen, wie es beispielsweise beim Freiburger Schokoladen-Produzent Villars Maître Chocolatier SA heisst. "Was in die Schokolade rein darf, ist streng begrenzt. Es handelt sich um die Hauptzutaten Kakao, Kakaobutter und Zucker. Da sprechen wir automatisch vom Nutri-Score E", sagt Villars-Mediensprecher Etienne Dume. 

Der Schokoladen-Produzent verzichtet deshalb auf den Aufkleber. Es gibt aber noch einen weiteren Grund. "Den Nutri-Score gibt es in verschiedenen Ländern. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Belgien, Deutschland, Frankreich und weiteren Ländern", so Dume. Würde man ihn an jedes Land, in das man exportiert, anpassen, dann müsste man für alle Länder eigene Verpackungen entwerfen und drucken lassen. Ein Mehraufwand, den man – zumindest heute – nicht auf sich nehmen möchte. 

Zwischen Wahrheit und Nutzen

Gerne hätten wir auch gewusst, wie es der Milchverarbeiter Cremo handhabt. Für eine zeitnahe Stellungnahme war man beim Freiburger Milchverarbeiter aber nicht erreichbar. Guckt man sich beim Detailhändler um, dann ist vom Nutri-Score bei den Cremo-Produkten allerdings keine Spur. 

Der Nutri-Score kann aber erst seinen vollen Nutzen entfalten kann, wenn ihn ein Grossteil der Lebensmittelproduzenten auch abdruckt. Ob er nun gut ausfallen mag, oder nicht. Nicht überrascht ist hingegen Silke Bambauer-Sachse vom Lehrstuhl für Marketing an der Universität Freiburg. "Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass der Nutri-Score einen positiven Effekt auf den Absatz haben wird. Da sind für Schweizer andere Kriterien kaufentscheidend. Etwa die Marke oder das Herkunftsland." 

Auch ein schlechter Nutri-Score dürfte sich nicht auf alle Produkte negativ auswirken. Etwa bei der Lieblings-Schoggi oder bei Nutella spielt der Score laut Bambauer-Sachse keine Rolle. Produzenten würden mit dem Weglassen des Scores ihre Konsumenten nicht absichtlich hinters Licht führen. Allerdings vermindert es die Glaubwürdigkeit der Produktkategorie, wenn beispielsweise nicht alle Schokoladen-Tafeln einen Score enthalten. 

Könnte es bald eine Nutri-Score-Pflicht geben in der Schweiz? "Die Schweiz ist in vielen Bereichen in Bezug auf Verpflichtungen deutlich zurückhaltender, als unsere Nachbarländer. Sie setzt eher auf Eigenverantwortung. Deshalb denke ich, dass es auch beim Nutri-Score für eine Weile noch bei der Freiwilligkeit bleiben wird", sagt Bambauer-Sachse. 

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RadioFr. - Andrea Schweizer
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