Wasserschmecken - wie funktioniert das?

Martin Lüthi sieht, was die meisten nicht sehen: das Wasser unter der Erde. Erklärung zum Job als Wasserschmecker - und ein Selbstversuch.

Martin Lüthi ist gemäss Telefonbuch «Wassersucher». Das heisst, er wird - oft von Bauern, Gemeinden und Stiftungen - engagiert, um Wasserquellen zu finden. Nach eigenen Angaben kann er Energieströme orten, und bestimmen, wo sich Wasseradern befinden.

Eine eigene Technik

Oftmals nehmen Wasserschmecker beim Suchen eine Wünschelrute zur Hilfe, Lüthi arbeitet mittlerweile vor allem mit seinem Körper, respektive seinen Händen.

Wenn ich über eine entsprechende Stelle gehe, schnippen meine Finger.

Er demonstriert dennoch die bekannte Wünschelruten-Technik, indem er eine dünne Kunststoffrute nimmt und die Hände zu einer Faust fest zudrückt. Lüthi läuft auf dem Gelände umher, die Stäbe zeigen nach vorne. Plötzlich baut sich eine Spannung in seinem Körper auf, wie er sagt, dann bewegt die Rute wild auf und ab. So weiss Lüthi, dass sich unter ihm Wasser befindet und in welcher Richtung die Wasserader verläuft.

Neben dieser Information kann er auch die Tiefe der Wasserader ungefähr angeben und wie viel Liter pro Minute sie hergibt. Seine Technik und Methoden haben sich während den 55 Jahren, in denen er als Wassersucher unterwegs ist, immer wieder verändert.

Alles nur Hokuspokus?

Der Wasserschmecker aus Courtaman kann gut damit leben, dass gewisse Menschen das nicht verstehen - "ich kann es ja manchmal selbst nicht nachvollziehen", ergänzt er lachend.

Dass das für einige nach Hokuspokus klingt, stört mich nicht.

Wie genau seine Gabe funktioniert, kann Lüthi nicht erklären. Es gibt auch keinen wissenschaftlichen Beweis für die Methode. "Ich weiss einfach, dass es funktioniert". Seine Erfolgsquote von rund 98 Prozent gebe ihm schliesslich recht.

Wie alles angefangen hat

Der 58-Jährige hat die Gabe, Wasseradern aufzuspüren, spielerisch entdeckt - als Kleinkind. In einer Bauernfamilie aufgewachsen, war Wasser immer wieder ein Thema: entweder gab es zu wenig, oder zu viel davon. Auf dem Hof seines Grossvaters wurden Wassersucher engagiert, die auf Platz kamen, um Wasserquellen zu finden. Sie prophezeiten Wasser an Stellen, an denen für den dreijährigen Lüthi klar war, dass es dort kein Wasser gab. Es wurde gelocht, wo die Wassersucher sagten - ohne Erfolg.

Anschliessend hat man es dann doch noch dort versucht, wo der dreijährige Knirps Wasser vorhersagte - und er hatte recht.

Es war von Anfang an eine Faszination für ihn und so nahm die Entwicklung seinen Lauf.

Erfahrung statt Ausbildung

Eine offizielle Ausbildung für Wassersucher gibt es nicht. Neben gewissen Grundprinzipien, die man anwenden kann, muss alles selber gelernt, aufgeschrieben und weiterentwickelt werden, wie Lüthi erklärt. "Es ist ein Prozess über Jahre. Ich kann heute gar nicht sagen, wie ich das geschafft habe."

Ich hatte viel Glück im Leben. Dass die Leute an mich geglaubt haben. Dass sie immer wieder gelocht und gebohrt haben.

Obwohl Lüthi das Wassersuchen Vollzeit machen könnte, macht er es neben seinem Job im Abwassersektor. "Mein Job gefällt mir, das Wassersuchen gefällt mir: Beides ist für mich ein Hobby. Wasser ist einfach mein Element."

Regionale bis internationale Projekte 

Kürzlich war Wassersucher Lüthi beim Bewässerungsprojekt vom Golfplatz Blumisberg involviert. Dort ging es darum, Wasser im Boden zu finden, damit der Golfplatz für die Bewässerung in Zukunft unabhängig ist vom Trinkwasser.

Für welche Art von Projekten im In- und Ausland er Anfragen erhält und welches Lüthis absolutes Highlight in seiner bisherigen Wassersucher-Karriere war, gibt es hier zum Nachhören:

Welche Herausforderungen er im Alltag als Wassersucher hat und wo die Grenzen sind von dem Ganzen, kann im zweiten Teil nachgehört werden:

Selbstversuch mit dem magischen Werkzeug

RadioFr. Redaktorin Nadina Schneuwly hat es auf einen unvoreingenommenen Selbstversuch ankommen lassen. Unter der Anleitung von Wassersucher Lüthi hat sie mit der Wünschelrute das Feld abgesucht. Anfangs wenig erfolgreich ... Ob sie dann etwas erwünschelrutet hat?

RadioFr. - Nadina Schneuwly
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